Neuigkeiten aus dem Tierreich zeigen Erfolge beim Artenschutz. Auch wir können bei der Bestandsaufnahme von Tierarten helfen.
Immer wieder machen uns Neuigkeiten aus dem Tierreich Hoffnung. Obwohl weiterhin zahlreiche Tierarten als bedroht gelten, dürfen wir uns über Entdeckungen neuer Tiere, Erfolge in der Zucht ausgestorbener Arten, Geburtenrekorde und sich erholende Populationen freuen. Wir zeigen euch die schönsten Tier-News der vergangenen Monate und wie Instagram-User:innen jetzt mit ihren Urlaubsfotos helfen können.
Buckelwale in Australien nicht mehr bedroht
Australien streicht Buckelwale von seiner Liste bedrohter Tierarten. Die Zahl der Tiere in australischen Gewässern sei von 1.500 während des Höhepunktes des kommerziellen Walfangs auf geschätzte 40.000 Buckelwale gestiegen. „Die Streichung sendet ein klares Signal darüber, was durch koordiniertes Handeln erreicht werden kann. Es ist eine Botschaft der Hoffnung für das Wohlergehen einer Reihe von Arten“, sagt die australische Umweltministerin Sussan Ley in einer Pressemitteilung des Ministeriums.
Die Walfangindustrie im frühen 20. Jahrhundert hat viele Walarten, insbesondere den Buckelwal, an den Rand des Aussterbens gebracht. Erst 1986 folgte das internationale Walfangmoratorium, an das sich die meisten Staaten hielten. Schon 2019 verkündeten Forscher:innen der University of Washington im Fachjournal Royal Society Open Science, dass die Buckelwale im Südwestatlantik wieder jene Bestandsgröße erreicht haben, die es vor der Ära des industriellen Walfangs gab. Forscher:innen schätzen den Gesamtbestand der Buckelwale auf 80.000 weltweit.
Neue Rekorde bei den Kegelrobben
Die Geburtenzahl der Kegelrobben steigt in der Nordsee stetig an. Erst 2021 zählten Naturschützer:innen des Vereins Jordsand e.V. über 100 Jungtiere mehr als im Vorjahr. Die Kegelrobben übertreffen sich 2022 selbst. Im niedersächsischen Wattenmeer werden über 400 Jungtiere gezählt. Ein neuer Geburtenrekord. Auch auf der Insel Helgoland wächst der Bestand von Jahr zu Jahr. Dort verzeichneten Forscher:innen im Januar dieses Jahres 670 Baby-Robben.
Die Zahl der Geburten steigt seit 1996 kontinuierlich. Zuvor gehörte die Kegelrobbe lange zu den bedrohten Tierarten. Der Grund dafür war Überfischung, Wasserverschmutzung und Jagd auf die Tiere. Heute stehen die Tiere in der Nordsee unter strengem Schutz.
Auch entlang der Themse steigt die Zahl der Kegelrobben. Forscher:innen zählten 2021 etwa 2.800 Kegelrobben und 800 Seehunde. Erst vor wenigen Jahrzehnten wurde der Fluss als biologisch tot erklärt. Mit der verbesserten Wasserqualität kommen auch die Tiere zurück.
Hoffnung für ausgestorbene Zebraart
Biolog:innen in Südafrika feiern das Comeback des Quagga-Zebras. Die Unterart des Steppenzebras galt bereits im 19. Jahrhundert als ausgestorben – Jäger aus Europa töteten die Tiere absichtlich, da sie mit Rindern, Schafen und Ziegen in der Konkurrenz um Nahrung standen. Das letzte Tier seiner Art starb 1883 im Zoo von Amsterdam. Gut ein Jahrhundert später kreuzen Forscher:innen an der Universität Stellenbosch Zebras mit geeignetem Genpool, um die beinahe streifenlosen Quaggas zurück zu züchten. Mit Erfolg: Die Universität gibt an, aktuell 200 Quagga-Zebras gezüchtet zu haben.
Projekt in Großbritannien bringt Wildpferde zurück
Das Rewilding-Projekt WildEast in Großbritannien soll eine Fläche dreimal so groß wie New York City wiederbeleben. Drei Grundbesitzer fingen an, traditionelle Weidetiere wie Kühe, Ziegen oder Wildpferde in das großflächig eingezäunte Gebiet auszusetzen. Das wachsende Bewusstsein für mehr Biodiversität ist eine Reaktion auf das ernüchternde Ergebnis im „State of Nature“ Bericht von 2016. Das Land belegte Platz 189 von 218.
„Rewilding ist eine groß angelegte Wiederherstellung der Ökosysteme bis zu dem Punkt, an dem die Natur wieder für sich selbst sorgen kann“, erklärt Richard Bunting von der gemeinnützigen Organisation Rewilding Britain. Menschliche Eingriffe seien nötig, damit traditionelle Arten von Flora und Fauna wieder eingeführt werden können.
Artenvielfalt in Myanmar größer als gedacht
Innerhalb von zehn Jahren wurden in Myanmar 100 neue Tierarten entdeckt. Dies gibt die Organisation Flora und Fauna International nun bekannt. Die Wissenschaftler:innen fanden etwa 37 verschiedene Gecko-Arten im Osten des Landes. Auf der Liste bisher unbekannter Tierarten befinden sich außerdem eine fleischfressende Schnecke, Stumpfnasenaffen, verschiedene Süßwassermuscheln und eine höhlenbewohnende Krabbe.
Historischer Aufwärtstrend bei den Giraffen
Eine Studie der Giraffe Conservation Foundation (GCF) zeigt, dass es rund 117.000 Giraffen auf dem afrikanischen Kontinent gibt. Das sind 20 Prozent mehr als noch im Jahr 2015. Die Giraffen werden zwar weiterhin als gefährdete Spezies eingestuft, doch der Tierbestand wächst bei allen vier Giraffenarten deutlich. Eine solche Entwicklung habe es laut der GCF bisher noch nicht gegeben. Grund für das hohe Wachstum sei vor allem der Zuwachs in bestimmten Regionen und eine genauere Datengrundlage über die Tiere.
„Teilweise haben wir die Zahl der Giraffen durch verbesserte Erhebungsmethoden verdoppelt – oder anders gesagt: durch besseres Zählen“, sagt Dr. Julian Fennessy, Mitbegründer und Direktor von GCF.
Urlaubsfotos können beim Artenschutz helfen
Auch der Bestand anderer bedrohter Tierarten kann nicht immer zuverlässig erfasst werden. Dies soll sich nun ändern. Urlaubsfotos, die auf Instagram oder anderen sozialen Netzwerken gepostet werden, können nun mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet werden und zur Bestandsaufnahme der Tierarten beitragen. Das us-amerikanische Forschungsteam des Translational Data Analytics Institute in Ohio könne mit ihrem Forschungsprojekt Wildbook Millionen von Bildern gefährdeter Tierarten analysieren. Darunter kämen Aufnahmen von Forscher:innen, aus Kamerafallen, Drohnenbilder und eben auch Postings von Tourist:innen zusammen. Das Bildmaterial half bereits dabei, 60.000 Wale und Delfine in den Ozeanen zu verfolgen.
Um die Tierarten zu retten, sei es wichtig zu wissen, wie viele Tiere einer Art es auf der Welt gibt, wo sie sich aufhalten und wie schnell ihr Bestand schrumpft, so die Forschungsleiterin Tanya Berger-Wolf. Dafür gebe es derzeit jedoch nicht genug Tracking-Geräte. Die Touri-Bilder aus dem Urlaub können nun dabei helfen.
Beitragsbild: Silvana Palacios / Pexels