Ein Fluss voller Leben

Wasserqualität der Themse verbessert sich stark

von | 23. Oktober, 2021

Laut einer neuen Studie entwickelte sich die Themse in England in den letzten Jahrzehnten wieder zu einem Lebensraum für viele Tierarten.

In Großbritannien gilt die durch England fließende Themse als ein dreckiger und lebensfeindlicher Fluss. Doch eine neue Studie der Zoological Society of London (ZLS) über die Populationen von Seehunden und Kegelrobben entlang des Flusses zeigt, dass sich viel getan hat, seit der massiven Verschmutzung des Flusses im 19. Jahrhundert, wie die Biologin Thea Cox erklärt:

„Wir haben noch einen langen Weg vor uns, besonders wenn es darum geht die Wasserqualität zu verbessern und Platz für die Natur zu schaffen, aber diese gesunde und blühende Population [von Seehunden und Kegelrobben] zeigt, wie effektiv Schutzmaßnahmen sein können – und vor allem wie weit es die Themse gebracht hat, seitdem sie in den 1950er Jahren als biologisch tot erklärt wurde.“

Die Zählung der Populationen sichtete fast 800 Seehunde und über 2.800 Kegelrobben entlang der Themse.

Einer der saubersten Flüsse der Welt?

Besonders im 19. Jahrhundert zur Zeit der industriellen Revolution veränderte sich der Fluss durch die großen Mengen an menschlichen, tierischen und industriellen Abwässern, das Fehlen von Abwassersystemen und mangelhafte hygienische Bedingungen zu einem todbringenden Strom. Das verdreckte Wasser löste zwischen den 1830er und 1850er Jahren in London regelmäßig Ausbrüche von Cholera-Epidemien mit tausenden Toten aus.

Nach dem im Sommer des Jahres 1857 der Gestank des verschmutzten Flusses die gesamte Hauptstadt lahmlegte (bekannt als der „Große Gestank“), begann man in den 1860er Jahren mit dem Bau eines revolutionären Abwassersystems, welches die Wasserqualität in der Stadt verbessern sollte. Trotz dieser Maßnahmen brauchte es fast 100 Jahre, bis sich Regierung und Behörden dem „toten Fluss“ ab 1960 ernsthaft widmeten.

Zu den ersten effektiven Maßnahmen zählten die Verbesserung von Kläranlagen, Verbote über das Einlassen industrieller Abwässer, eine künstliche Zufuhr von Sauerstoff und die neue Nutzung von biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln. Ab den 1970er Jahren bekam das Problem der Umweltverschmutzung besondere Aufmerksamkeit und im Zuge dessen wurde der Umgang und Einsatz von Pestiziden und künstlichen Düngemitteln strenger geregelt, damit die Chemikalien nicht erneut das Leben innerhalb des Flusses gefährdeten.

Neben den Verboten zu Abwässern und den Einsatz von Chemikalien wurde die Renaturierung des Flusslaufes in Angriff genommen. Einbetonierte Uferbänke wurden abgerissen und durch natürlichen Kies ersetzt. Dies erleichterte die Ansiedlung von Wasserpflanzen wie Schilf, das auf den natürlichen Sedimenten der Ufer wieder wuchs. Bis 1974 hatten die Maßnahmen einen solchen Effekt, dass in der Themse wieder die ersten Lachse zu sehen waren.

Heute zählt die Themse zu den saubersten Flüssen der Welt – zumindest innerhalb einer Millionenmetropole – und ist Lebensraum von 125 Fischarten und über 400 Arten wirbelloser Tiere. Darunter sind die Populationen von Seehunden und Kegelrobben entlang der Themse in den letzten Jahren besonders bemerkenswert.

Diese Entwicklung zeigt, dass auch „tote Flüsse“ wieder voller Leben sein und damit wieder einen Raum für Natur und Mensch bieten können.

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Beitragsbild: Shannon Tremaine / Unsplash

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Julian Huesmann

Ich habe eine starke Verbindung zu Asien, insbesondere Vietnam. Seit 2019 schreibe ich als freier Autor Beiträge für ein vietnamesisches Magazin. Dadurch bin ich zum Journalismus gekommen. Jenseits von Staatsgrenzen und Identitäten beschäftigen mich Fragen, was Kulturen und Gesellschaften zusammenhält und wie bessere Gesellschaften möglich sind. Auch um dem Kulturpessimismus der breiteren Medienlandschaft entgegenzuwirken, schreibe ich seit kurzem für das Good News Magazin. Denn auch gute Nachrichten verdienen Aufmerksamkeit.

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