In unseren Weltmeeren schlummert unglaubliches Energiepotenzial. Wellenkraftwerke können daraus nachhaltigen Strom erzeugen.
Um unsere Welt nachhaltiger zu machen, setzen erneuerbare Energien vor allem auf die Kraft der Natur. Wie uns Sonne und Wind dabei helfen, sauberen Strom zu erzeugen, weiß mittlerweile wahrscheinlich jedes Kind. Überall sehen wir die riesigen Windräder und immer häufiger Solaranlagen auf Dächern und Häusern. Doch was ist eigentlich mit unseren Meeren? Immerhin machen sie gemeinsam fast 70 Prozent der Erdoberfläche aus.
Küste gegen Kraftwerk
Klar ist: Unsere Weltmeere enthalten unglaublich viel Energie. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte durch Wellen und Gezeiten eine Leistung von bis zu 300 Gigawatt zur Verfügung stehen. Doch der Weg dahin ist noch lang. Die große Frage lautet: Wie schaffen wir es, dass diese Energie als sauberer Strom aus unseren Steckdosen kommt? Neue Technologien bieten Antworten auf diese Frage. Dabei sind Gezeiten- oder Strömungskraftwerke auf hoher See nur zwei von vielen Möglichkeiten. Eine weitere sind Wellenkraftwerke.
Seit etwas mehr als zehn Jahren arbeiten zahlreiche Unternehmen an Wellenkraftwerken. Und das Potenzial ist riesig. Pro Meter Küstenlinie wird eine Leistung von etwa 15 bis 30 Kilowatt freigesetzt. Damit könnte ein Küstenabschnitt von 30 bis 60 Kilometern ein fossiles Kraftwerk oder Kernkraftwerk ersetzen. Obwohl die deutschen Küsten unterdurchschnittlich energetisch sind, liegt das theoretische Potenzial bei bis zu zwei Terawattstunden pro Jahr. Länder wie Spanien, Norwegen oder Portugal stehen nochmal deutlich besser da.
Von der Bucht in die Nische
Das schwedische Startup EcoWavePower, das 2011 in Tel Aviv gegründet wurde, hat einen Weg gefunden, dieses Potenzial auszuschöpfen. Vor den Küsten Israels und Gibraltars hat das Unternehmen schwimmende Bojen installiert. Indem die Bojen sich mit den Wellen auf und ab bewegen, treiben sie Kolben an. Die wiederum jagen eine biologisch abbaubare Flüssigkeit durch einen hydraulischen Motor. Fertig ist der saubere Strom. Anders als bei anderen Systemen sind bei dem Ansatz von EcoWavePower die Wellen nahe der Küste für die Energiegewinnung zuständig. Denn da die Wellen hier beständig in eine Richtung laufen, kann ihre Kraft effizienter genutzt werden.
Trotzdem stehen Wellenkraftwerke immer noch vor großen Herausforderungen. Laut Jochen Bard vom Frauenhofer Insititut für Energiewirtschaft und Energietechnik in Kassel seien die Anlagen vor allem bei Seestürmen anfällig und zudem noch nicht in der Lage, große Mengen an Strom zu produzieren. Doch das bedeutet nicht, dass die Technik nicht hilfreich ist. Bard geht davon aus, dass die Wellenkraft eine Nischentechnik für bestimmte Orte sein könnte: „Das können Insellagen sein, das können isolierte Küstenstandorte sein oder auch Blue-Economy-Anwendungen, im Bereich der Offshore-Industrie und Fischzucht, wo menschliche Aktivitäten auf See einer Stromversorgung bedürfen“, sagte er gegenüber dem Deutschlandfunk.
Beitragsbild: Eco Wave Power