Das Berliner Start-Up Burner Helmet holt mit dem ersten plastikneutralen Fahrradhelm aktiv Plastik vom Meer auf den Kopf.
Präsentiert von Burner Helmet (Werbung)
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Wer mit dem Rad statt mit dem Auto fährt, tut etwas für die Gesundheit. Vor allem aber bewegt man sich umweltfreundlich fort. Nur, wenn Radfahren nachhaltig ist, warum sind es dann die Helme nicht? Denn Fakt ist, ein Fahrradhelm besteht zu großem Teil aus Plastik. Genau bei diesem Problem setzt das Berliner Unternehmen Burner Helmet an, die den ersten plastikneutralen Fahrradhelm produzieren: Für jedes Plastik, das Burner Helmet verarbeitet, wird Plastik aus dem Meer geholt.
„Plastik ist nicht das Problem; das Problem ist, was wir damit machen“
Wie es zu der Idee kam? Durch einen Unfall! Gründer Markus Wautmann fuhr – wie immer ohne Helm – mit dem Fahrrad zur Arbeit und hatte einen Unfall. Obwohl er unverletzt blieb, wollte er nach dem Schock künftig nur noch mit Helm fahren. Auf der Suche nach einem Fahrradhelm stellte er fest: “Es gibt einfach kein nachhaltiges Produkt!” Also beschloss er, es selbst zu machen.
Drei verschiedene Varianten des Burner Helmet gibt es bislang. Für alle Produkte nutzt Burner Helmet einen extra-leichten Aufbau. Die meisten konventionellen Helme wiegen circa 400 Gramm. Der leichteste Burner Helmet wiegt nur 180g – und wird so extra ressourcenschonend produziert. Für die Innenschale, die den Großteil des Helmes ausmacht, wird recyceltes expandiertes Polystyrol (EPS – allgemein unter dem Markennamen “Styropor” bekannt) benutzt, für die Riemen kommt recyceltes veganes Leder zum Einsatz.
Das Wichtigste ist jedoch: Zusammen mit seinen Partnerorganisationen Clean Hub und Plastic Fischer befreit Burner Helmet die Meere von Plastik – und das zertifiziert und effizient.
Raus aus dem Meer und rauf den Kopf
Der indische Ozean ist am stärksten von Plastikverschmutzung und seinen Konsequenzen betroffen – der größte Teil des Mülls gelangt über Flüsse in China oder Indonesien ins Meer. Daher setzt Burner Helmet mit seinem Nachhaltigkeitsgedanken auch an diesen Orten an: Die Produktion findet unter kontrollierten Umständen in China statt, wo das Unternehmen starke Partnerschaften etabliert und auch für das Thema Plastikrecycling Bewusstsein schafft. Da in China die weltweit größte Menge an EPS hergestellt wird, gibt es dort auch den größten Recyclingbedarf.
Ich war selbst vor Ort in China. Ethisches Wirtschaften, Umweltschutz, keine Kinderarbeit, Brandschutz – all das war uns wichtig in der Auswahl des Produzenten. Großartig ist auch die Expertise der Menschen vor Ort, weil China über Jahrzehnte zum Zentrum des weltweiten Fahrradhelm-Baus gewachsen ist. Viele große und kleine Unternehmen produzieren dort und wir mit unseren kleinen Aufträgen von 200, 400, 800 Helmen haben in Deutschland keinen Produzenten gefunden.
Aber natürlich ist unser mittelfristiger Anspruch, große Teile der Wertschöpfungskette hier abzubilden. Eine Idee ist zum Beispiel, den Helm modularer machen, sodass nur die Schalen aus China kommen und die Riemen aus Deutschland. So wollen wir die Produkte auch besser anpassbar, austauschbar und recyclebar machen.
Normalerweise kommen die Helme von China nach Deutschland mit der Bahn. Wie uns Markus erklärt, muss die nächste Lieferung jedoch auf das Containerschiff ausweichen – denn die Bahn-Verbindung via der New Silk Road führt durch Russland und die Ukraine und ist aufgrund des Ukraine-Kriegs aktuell nicht mehr existent.
Das Ocean Plastic wird hauptsächlich in Indonesien und China gesammelt – das heißt, aktiv wird mit jedem verkauften Helm schädliches Plastik aus dem Meer geholt.
Die Zukunft des Ocean Plastics in der Helmproduktion
Für die Zukunft plant Burner Helmet einen noch umfassenderen Einsatz des Ocean Plastic. Obwohl das besonders nachhaltig klingt, sind die Hintergründe doch komplexer, wie Markus Wautmann erklärt:
80 Prozent des Plastiks aus dem Meer kann nicht verwendet werden – entweder weil es nicht mehr die nötige Qualität hat oder weil es nicht vernünftig trennbar ist. Ein Teil des wiederverwendbaren Plastiks wird verbrannt und zum Beispiel bei der Zementherstellung genutzt. Wir finden es problematisch, wenn nur das aus dem Meer geholt wird, was wiederverwendbar ist. Daher holen wir aktuell mit unseren Partnern wirklich alles raus, was schädlich ist. Es ist nicht so wichtig, wie viel davon in unserem Helm landet, wichtiger ist, dass es nicht mehr im Meer landet.
Um die Außenschale des Helms aus Ocean Plastic zu bauen, müsste man das Plastik in Plattenform kaufen. Bislang gibt es diese jedoch nur in Granulat Pellets. “Viele Großproduzenten schmeißen für so wenig Produkt keine Maschine an. Wir selbst waren zu Beginn unserer Unternehmung natürlich auch vorsichtig in der Bestellmenge, da wir gar nicht wussten, ob die Menschen unseren Helm annehmen”, erklärt uns Markus.
Doch die Menschen nehmen das Angebot an und die Nachfrage steigt. Neben der Weiterentwicklung der Außenschale aus Ocean Plastic soll es auch für Kinder in Zukunft Helme geben – hier ist jedoch aufgrund der möglichen Strangulation die Zertifizierung aufwendiger. “Es bleibt für uns aber definitiv ein Thema, denn wir sehen, wie wichtig den Menschen – und hier auch vielen Eltern – die Nachhaltigkeit ist”, sagt Markus Wautmann.
Bilder: Burner Helmet