Das schwarze Schaf der Textilindustrie

von | 12. März, 2021

Wolle retten, die sonst weggeworfen wird

Marco Scheel will mit seinem Unternehmen Nordwolle Rügen die Wolle einer vom Aussterben bedrohten Schafrasse retten. Damit schützt er nicht nur die Existenz der Schafe, sondern trägt auch einen großen Teil zur Landschaftspflege, Artenvielfalt, Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz bei.

Wollmüll? Nicht bei Nordwolle

Die Wolle des Pommernschafs ist mal grau und mal schwarz. Und weil die Farben so dunkel sind, wurde die Wolle in den letzten Jahrzehnten immer weniger genutzt, teilweise sogar einfach weggeschmissen. Denn sie lässt sich schlechter färben als die Wolle von weißen Schafen, welche von der heutigen Textilindustrie bevorzugt wird. Das führt dazu, dass dunkle Schafrassen, wie etwa das Pommernschaf, heute vom Aussterben bedroht sind. Die letzten Herden überlebten nur aus dem Grund, weil die Schäfer für die Haltung staatliche Subventionen erhielten. Die Schafe werden dabei zur Grünlandpflege eingesetzt. Ein lukratives Geschäft ist das jedoch nicht.

Marco Scheel kam bereits als Teenager mit den Schafen in Berührung und musste mit ansehen, wie die Wolle des Pommernschaf häufig als Dünger auf den Feldern entsorgt wurde. Es gab zu wenig Abnehmer für die Wolle der „Grünlandpfleger“. Für ihn war deshalb klar: Der Materialverschwendung muss man entgegenwirken und aus der dunklen Wolle trotzdem Kleidung herstellen. Scheel brachte sich selbst die Wollverarbeitung bei und fand kleine Betriebe in ganz Deutschland verteilt, die diese Art von Wolle auch heute noch verarbeiten. Kurzerhand ließ er aus wenigen hundert Kilogramm Pommernschaf-Wolle die ersten Stoffe mit dem Namen „Nordwolle“ herstellen und gründete 2013 das gleichnamige Unternehmen „Nordwolle Rügen“.

Warum weiße Wolle schwarz färben, wenn es auch schwarze Schafe gibt?

Marco Scheel will mit seinem Unternehmen so naturnah, sozial und regional wie möglich wirtschaften. Wie er in einer Folge der „Nordstory“ (NDR) erzählt, wird seine Ware vollständig in Deutschland hergestellt. Von den Schafen, die in Norddeutschland grasen, über eine Tuchfabrik in Bayern bis zur Näherei in Sachsen. Durch die regionale Produktion und eine angemessene Bezahlung sind nicht zuletzt auch faire Arbeitsbedingungen gewährleistet.

Auf eine Färbung der Wolle verzichtet er ganz. Seine Stoffe gibt es nur in der Farbe, wie sie natürlich bei den Schafen vorkommt. In einem Interview mit dem WDR plädiert er klar für die Vielfalt bei der Farbe der Schafe: „Es gibt schwarze Fasern in der Natur. Wie irrsinnig ist es dann, weiße Wolle schwarz zu färben?“

Umweltschutz ist bei Nordwolle inklusive

Nordwolle produziert, wie schon gesagt, vollständig in Deutschland. Damit wollen sie ein Zeichen gegen die internationale Textilindustrie setzen will. Statt die Wolle teuer aus Neuseeland zu importieren und die heimische Wolle zu vernichten, setzt das Unternehmen auf Ressourcen-Schonung und nutzt die Wolle, die in Deutschland sowieso anfällt.

Die Schafsherde produziert jedoch nicht nur den wertvollen Rohstoff für Scheels Textilunternehmen. Sie trägt mit dem Grasen auf den norddeutschen Wiesen auch zum Artenschutz bei. Denn die Schafe pflegen dabei eine Landschaft, die vor Jahrtausenden vom Menschen geschaffen wurde und bis heute ein wichtiger Ort für viele Lebewesen ist. Die Schafrasse selbst trägt dazu bei, dass in Zukunft nicht nur noch die „effizienteste“ Schafrasse in Monokultur gehalten wird, sondern der vielseitige Genpool erhalten bleibt.

Das alles hat natürlich seinen Preis. So kann man die Kleidung von Nordwolle nicht mit der billigen Fast-Fashion der internationalen Bekleidungsfirmen vergleichen. Doch das soll laut Scheel auch genau so sein. In der „Nordstory“ (NDR) bringt er es auf den Punkt: Er wolle den Menschen einfach eine Alternative zu Billigware anbieten. Wählen müssten die Kund:innen immer noch selbst. Sie sollten dann aber auch nicht mehr über unmenschliche Arbeitsbedingungen oder schlechte Qualität jammern, wenn es eine aus seiner Sicht, bessere Alternative gebe.

Reportage: Wolle for future – Es wird immer bunter

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Beitragsbild: Jonah Pettrich / Unsplash

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Nicolai Hackbart

Nicolai Hackbart hat Medienmanagement studiert, bereits während seines Studiums eine eigene Nachrichtenplattform auf Social Media betrieben und ist seit März 2021 für Social Media sowie die Organisation der Redaktion beim Good News Magazin verantwortlich. Sein Lebensmotto: "Hinterlasse diese Erde ein Stückchen besser, als du sie vorgefunden hast" - Robert Baden-Powell

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