Gemeinsam mit der städtischen Hochschule testet Karlsruhe die neuen Ampelanlagen. Sie sollen Sicherheit und umweltschonenden Verkehr fördern.
Uns allen passiert es ständig: Wir müssen an einer roten Fußgängerampel stehen bleiben, auf einen Knopf drücken und auf grünes Licht warten, bevor wir eine Straße überqueren können. Auch dann, wenn kein Auto in der Nähe ist. In der baden-württembergischen Stadt Karlsruhe könnte das bald Geschichte sein. Gemeinsam mit der Hochschule Karlsruhe testet sie Ampeln, die für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen grundsätzlich Grün zeigen. Hier sind es die Autos, die warten müssen.
Vorrang für Fußgänger:innen
Das Pilotprojekt startete Anfang November diesen Jahres an zwei Standorten im Karlsruher Westen. An Abzweigungen der Kaiserallee und der Franz-Lust-Straße testet die Hochschule nun im Rahmen einer Bachelorarbeit die neuen Ampelanlagen. Um sicherzustellen, dass die Fußgänger:innen-Ampeln erst dann auf Rot springen, wenn sich ein Auto nähert, mussten die Ampeln zunächst umprogrammiert werden. Zudem erfassen diese Anlagen mit Hilfe Radarsensoren am Mast oder einer Induktionsschleife im Straßenasphalt den nahenden Straßenverkehr.
Sollten so mehrere Autos hintereinander ein grünes Signal anfordern, startet eine Phase von 45 Sekunden, in der Fußgänger:innen und Radfahrer:innen weiterhin sieben Sekunden grünes Licht angezeigt werden, bevor Autos die Anlage nach einer kurzen Übergangszeit für insgesamt 27 Sekunden überqueren können. Danach startet die Phase von Neuem.
Mehr Verkehrssicherheit, mehr Klimafreundlichkeit
Bereits jetzt evaluiert die Hochschule Karlsruhe das Projekt. Sofern die Forscher:innen systematische Verbesserungen für Verkehrsteilnehmer:innen feststellen können, beabsichtigt die Stadt Karlsruhe, weitere mögliche Standorte für fußgänger:innenfreundliche Ampeln zu suchen. Davon erhoffe sie sich mehr Verkehrssicherheit sowie mehr Attraktivität für Fuß- und Radverkehr, wie sie in einer Pressemitteilung bekanntgibt.
Für Jan Riel, der das Projekt für die Hochschule Karlsruhe leitet, eröffnet das Projekt auch Möglichkeiten für mehr Umweltschutz. “Angesichts des Klimawandels müssen wir den Fuß- und Radverkehr fördern. Dieses Projekt ist eines von mehreren Ansätzen”, sagte er gegenüber dem SWR. Nach Angaben des Automobilwirtschafts-Professors Ferdinand Dudenhöffer gab Anfang des Jahres 2020 fast 142.000 Autos in Karlsruhe. Das entspricht einer Autodichte von 455 pro 1.000 Einwohnern.
Erste Ergebnisse des Pilotprojektes erwartet die Stadt bereits zum Ende diesen Jahres.
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