Bahnbrechende Erfindungen ausgezeichnet

Junge Studierende revolutionieren Evakuierung und Infusionen in Krisengebieten

von | 21. November, 2023

Zwei bahnbrechende Erfindungen für Sanitäts-Einsätze in Konfliktgebieten sind mit einem renommierten Designpreis ausgezeichnet worden.

Die Gewinner des internationalen Designpreises James Dyson Award des Jahres 2023 stehen fest. Die drei Gewinnerprojekte auf internationaler Ebene wurden von Sir James Dyson ausgewählt und die Preisträger:innen erhalten ein Preisgeld in Höhe von jeweils 30.000 Pfund (ca. 34.000 Euro) für die Finanzierung der nächsten Phase ihrer Erfindungen.

Der internationale Designpreis wird seit 2005 an Studierende und frische Absolvent:innen in den Fachbereichen Ingenieurwesen und Design vergeben. 2023 gab es weltweit knapp 2.000 Einreichungen aus 30 Teilnahmeländern, unter anderem auch aus Deutschland. Die Aufgabenstellung des James Dyson Award: Entwirf etwas, das ein Problem löst. Dabei kann es sich um ein Problem handeln, mit dem man selbst im täglichen Leben konfrontiert ist, oder um ein globales Problem. Wichtig ist, dass die Lösung effektiv und durchdacht ist. 

In diesem Jahr sind unter den Preisträger:innenn zwei Projekte, die den Einsatz von Sanitätsdiensten in Konfliktgebieten vereinfachen können:

Erstplatziertes Projekt revolutioniert Injektionsmethoden 

Bei den türkisch-syrischen Erdbeben im Februar 2023 gab es mehr als 55.000 Todesopfer und weitere 100.000 Verletzte. Während der Evakuierung mussten sich die Sanitäter:innen durch schwierige Bedingungen kämpfen und dabei mehrere Infusionsbeutel für ihre Patient:innen in der Hand tragen. Als Reaktion auf dieses Problem hat ein Team von erfinderischen Studierenden der Hongik-Universität in Seoul, Yujin Chae, Daeyeon Kim, Yeonghwan Shin und Yuan Bai, The Golden Capsule entwickelt.The Golden Capsule ist ein freihändig zu bedienendes Infusionsgerät ohne eigene Antriebskraft, das nicht die Schwerkraft, sondern elastische Kräfte und Luftdruckunterschiede nutzt. Das bedeutet, dass Sanitäter:innen in Katastrophengebieten beim Transport von Verletzten keine Infusionsbeutel hochhalten müssen und kein Strom zur Steuerung der Infusionsmenge benötigt wird.

„Das Team hat die Grenzen der bestehenden IV-Injektionsmethoden, die auf Schwerkraft und Elektrizität beruhen, in Katastrophengebieten erkannt. The Golden Capsule bietet eine viel praktischere, freihändige Lösung mit einer Druckblase, die überall angebracht werden kann, beispielsweise mit einem Gurt an der Seite des Patienten. Dadurch wird langsam Luft abgelassen, wodurch der Tropfen unter Druck in den Patienten gelangt, so dass die Sanitäter andere lebensrettende Maßnahmen ergreifen können.“

Sir James Dyson

Das Team wird in Zusammenarbeit mit medizinischen Expert:innen weitere Verbesserungen an Prototypen und Nutzer:innentests durchführen, um die Funktionsfähigkeit von The Golden Capsule in verschiedenen Notfallszenarien und Krankenhäusern sicherzustellen. Für die Zukunft plant das Team, seine Erfindung in Serie zu produzieren: 

„Wir haben die Schwierigkeiten gesehen, mit denen Sanitäter:innen und Ersthelfer:innen bei Naturkatastrophen konfrontiert sind, wenn sie Patient:innen mit Infusionen transportieren. Das Feedback auf unsere Lösung war bisher positiv. Wir hoffen, dass sich diese Lösung als neuer Standard für Infusionsbeutel etablieren wird, nicht nur in Notfällen, sondern auch in Krankenhäusern“

“Sonderpreis für humanitäre Projekte” für eine geländegängige Evakuierungsmöglichkeit

JDA 2023 Life Chariot Poland 1
Junge Studierende revolutionieren Evakuierung und Infusionen in Krisengebieten 3

Der junge Erfinder Piotr Tłuszcz erkannte im Verlauf des Konflikts in der Ukraine, welche Herausforderungen medizinische Evakuierungen in schwierigem Gelände darstellen. Dies inspirierte ihn zur Entwicklung von The Life Chariot, eines geländegängigen MedEvac-Anhängers (medizinische Evakuierung, Anm. d. Red.) für den Krankentransport, der an jedes mit einem Haken versehene Fahrzeug angehängt werden kann. Das geringe Gewicht und die Federung des Fahrzeugs machen den Transport von Verletzten sicherer als im Kofferraum eines Autos.

Das Interesse von Piotr Tłuszcz an der Konstruktion von Anhängern begann mit Geländewagentouren mit seiner Familie durch den Balkan und die Pyrenäen. Während seines Bachelor- und Masterstudiums entwarf er Geländewagen und Höhlenrettungsanhänger, bevor er The Life Chariot entwickelte. Der Anhänger The Life Chariot verschafft den Rettungsteams mehr Evakuierungsmöglichkeiten, da er Platz für eine verletzte Person auf einer Trage und zwei weitere Sitze für Sanitäter:innen oder Leichtverletzte bietet. Die ersten beiden Modelle wurden an die ukrainische medizinische Militäreinheit und die polnische freiwillige Sanitätseinheit der Stiftung Damian Duda „W Międzyczasie“ übergeben, nachdem sie in Gelände wie Bergpfaden, Wäldern, Höhlen und Minen getestet worden waren.

Auf der Grundlage des Feedbacks von Ärzt:innen und Sanitäter:innen, die an vorderster Front im Einsatz sind, arbeitet Piotr Tłuszcz weiter an der Verbesserung des Rettungsanhängers. Er arbeitet auch daran, das Fahrzeug für Bergrettungszwecke anzupassen. Piotr Tłuszcz zum Gewinn des James Dyson Award 2023: 

„Ich hoffe, dass The Life Chariot mit der Unterstützung des James Dyson Award weiterhin Leben retten wird, sei es bei Evakuierungen an vorderster Front oder bei der Rettung von Menschen nach Unfällen an unzugänglichen Orten.“
Neben diesen zwei Auszeichnungen ging der Nachhaltigkeitspreis an ein Team aus Hongkong für E-COATING, eine umweltfreundliche Außenwandbeschichtung, die effektiv kühlt und die Umweltkosten von Klimaanlagen reduziert.

Bilder: James Dyson Award

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Viktoria Franke

Unsere Chefredakteurin a.D. Viktoria begann noch während des Studiums, als Sportjournalistin durch die Welt zu ziehen. Mittlerweile berät sie kleine Einzelkämpfer und große Unternehmen in ihrer Innen- und Außenkommunikation und organisiert weltweit Pressebereiche bei Sportevents. Good News sind bei all dem Trubel genau so wichtig für ihre mentale Gesundheit wie ein Stück Schokolade.

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