Duschen für obdachlose Menschen, Versorgung in Kriegsgebieten: GoBanyo und STELP leisten humanitäre Arbeit von Stuttgart, Hamburg bis nach Tansania.
Aus dem warmen Bett aufstehen, gemütlich duschen, sich frische Kleidung aus dem Schrank nehmen, dann ein Frühstück zubereiten. Für viele Menschen ein normaler Tagesablauf. Gleichzeitig ist es unbequem, sich damit zu beschäftigen, wie ein Leben ohne diese scheinbaren Banalitäten aussieht, ohne ein sicheres Zuhause, Sanitäranlagen oder genügend Lebensmittel. Anders gesagt: Eine Reflexion mit den eigenen Privilegien ist für viele womöglich weit von “good news” entfernt. Doch wir beim Good News Magazin wollen uns ganz bewusst auch diesen Themen widmen.
Dafür blicken wir auf jene Projekte und Initiativen, die dafür sorgen, dass ein scheinbar normaler Tagesablauf für mehr Menschen zur Normalität wird – und Privilegien diesen Status eines Rechts, das nur einem Einzelnen oder einer Gruppe vorbehalten ist, verlieren. Zu Projekten, die mehr Menschen ein besseres Leben ermöglichen, zählen GoBanyo und Stelp. Die Vereine aus Hamburg und Stuttgart machen den Anfang einer Reihe an Projekten, die wir euch als besonderes Weihnachtsgeschenk an den Adventssonntagen vorstellen wollen.
GoBanyo – weil Waschen Würde ist
GoBanyo ermöglicht Duschen. Eigentlich aber doch so viel mehr. Denn der Bus hat eine klare Mission: Wohnraum zum Grundrecht für alle zu machen. Und weil Hygiene dafür ein wichtiger Baustein ist, um Menschen Selbstwertgefühl und damit die Kraft zu geben, wichtige Schritte aus der Obdachlosigkeit zu gehen, fand Dominik Bloh eine kreative Lösung – den Duschbus.
2019 baute das GoBanyo-Team dafür einen ausrangierten Linienbus um, mit einzelnen, voll ausgestatteten Badezimmern inklusive Hygiene- und Pflegemitteln sowie frischer Kleidung. So schaffte das Team um Gründer Dominik Bloh, der selbst zehn Jahre auf der Straße lebte, für wohnungslose Menschen ein mobiles Badezimmer, in dem sie sich in Privatsphäre pflegen können.
Idee mit Nachahmpotential
Seit dem Start ermöglichte GoBanyo so in ganz Hamburg über 19.000 Duschen. Dahinter stecken hunderte, wenn nicht tausende Schicksale, aber auch Geschichten, die Hoffnung machen. Besonders eine Begegnung ist Gründer Dominik im Gedächtnis geblieben: Sie ereignete sich in diesem Jahr am Hamburger Hauptbahnhof, wo der Duschbus am Wochenende Halt macht:
Da kam jemand schüchtern herangeschlichen und hat gefragt, was wir machen. Er bat direkt seine Hilfe an und packte mit an. Zu dem Zeitpunkt war er noch auf der Straße. Ich glaube, er hat auch geduscht. Von da an kam er immer wieder, um zu helfen. Heute ist er hauptamtlich angestellt und hat inzwischen wieder eine Wohnung.
Dominik Bloh, Gründer von GoBanyo
Für Dominik sind Erfolge wie diese von ganz besonderer Bedeutung. Außerdem freut er sich, dass solche Erfolgsgeschichten auch Nachahmende bestärken: Stolz erzählt er von ähnlichen Projekten an anderen Orten. Sogar bis nach Südafrika habe es seine Idee geschafft: Nina Manzi heißt das von der NGO Viva con Agua umgesetzte Waschmobil dort. Übersetzt: die Mutter des Wassers.
Auch in Hamburg soll der Duschbus im nächsten Jahr erneut für viele Menschen die Türe öffnen: “Wir wollen weiter Duschen dorthin bringen, wo sie dringend gebraucht werden. Wir wollen weiter für die Menschen da sein,” erklärt Dominik Bloh. Zudem will GoBanyo mit Nachdruck das übergeordnete Ziel verfolgen, Obdachlosigkeit zu beenden, den Schlüssel dafür sehen sie im Housing First-Ansatz. Dieser sieht in einer eigenen Unterkunft die Basis, um aus der Obdach- bzw. Wohnungslosigkeit zu gelangen und andere Herausforderungen des Alltags bewältigen zu können.
Helfen, aber wie?
Wie so viele wichtige Vereine und Projekte funktioniert auch GoBanyo nur durch die Arbeit zahlreicher Ehrenamtlicher, die den Duschbetrieb an fünf Wochentagen ermöglichen. Doch auch, wenn das Team wächst: “Wir können immer Hilfe gebrauchen und freuen uns auf neue Unterstützer:innen”, betont der GoBanyo-Gründer. Interessierte können sich ganz einfach über ein Kontaktformular auf der Website bei dem GoBanyo-Team melden. Und auch auf finanzielle Unterstützung ist der Verein derzeit wieder angewiesen:
Es ist eine Zeit, in der Spenden stark zurückgehen. Wir haben zu Spenden schon häufig nein gesagt, wenn wir uns gerade gut finanzieren konnten, jetzt sagen wir auch dazu gerne ja.
STELP – Supporter on Site
Bereits im Juni berichteten wir über die Stuttgarter Hilfsorganisation STELP, die sich weltweit für Menschen in Kriegsgebieten einsetzen, von der Ukraine bis nach Afghanistan und Tansania. Das STELP-Team leistet dort humanitäre Arbeit; versorgt die Menschen vor Ort mit wertvollen Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung und unterstützt gegebenenfalls bei der Flucht. Im Interview erzählte Gründer Serkan Eren von seinem beeindruckenden Lebenslauf als Fitnesstrainer, Lehrer und schließlich als Gründer einer international agierenden NGO, dessen Arbeitsalltag sich teils in den schlimmsten Kriegsgebieten der Welt abspielt.
Seit dem Gespräch hat sich bei STELP einiges getan. Im Sommer erweiterte die NGO den Einsatz in Tansania, einem der ärmsten Länder der Welt. Dort unterstützen Volunteers das Plaster House, ein Rehabilitationszentrum, das jährlich rund 1000 Kinder prä- und postoperativ bei orthopädischen Operationen versorgt. Außerdem begleitet und realisiert STELP den Bau einer eigenen Kinderklinik vor Ort. Um noch mehr Aufmerksamkeit für Vorhaben wie dieses zu generieren, veranstaltete das STELP-Team in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen wie ein Benefiz-Konzert, Open Air Kino oder Yogastunden.
Außerdem konnten kürzlich bei der STELP-Spendengala mit hochrangigen Gästen wie Cassandra Steen und den Orsons mehr als 531.000 € gesammelt werden, die direkt in die humanitäre Hilfe des Vereins fließen. Auch im nächsten Jahr will das STELP-Team mit einem Netzwerk von Ehrenamtlichen, Partner:innen und Sponsor:innen gemäß des eigenen Diktums “Supporer on Site” für Menschen überall auf der Welt sein:
Wir machen uns stark für eine Welt, in der alle Menschen selbstbestimmt in Würde und Sicherheit leben und ihre Zukunft aus eigener Kraft nachhaltig gestalten können.
STELP
So regt STELP ebenso wie GoBanyo nicht nur dazu an, sich mit den eigenen Privilegien zu beschäftigen, sondern sorgt auch dafür, dass die doch so “normale” Dusche oder der “normale” Gang ins warme Bett für immer mehr Menschen Teil des Alltags wird. Eines Alltags, der jeden Tag wertgeschätzt wird.
Beitragsbild: Julia Schwendner