“Der Kurs hat mein Leben komplett geändert"

Abschlüsse für wohnungslose Menschen: An dieser englischen Uni ist das jetzt möglich

von | 15. März, 2022

Ansätze wie Housing First zeigen, wie Obdachlosigkeit abgeschafft werden könnte. Aber selbst das wäre nur ein Anfang. Eine kleine Uni in England zeigt, wie viel mehr Potenzial in den Menschen steckt, die viele andere schon abgeschrieben haben.

Wer von uns würde Menschen, die obdachlos sind oder es gerade noch waren, ein Uni-Studium zutrauen? Wer würde meinen, dass sie überhaupt Interesse daran hätten oder dass das tatsächlich ein sinnvoller Weg sein könnte? 

An einer kleinen Universität in England passiert zurzeit aber genau das. Becky Edwards, Dozentin an der Universität Chichester, hat einen Kurs ins Leben gerufen, der Menschen, die wohnungslos sind oder waren, die Chance gibt, ein Studium samt Abschluss zu absolvieren. Es ist ein Brückenmodul, das praktische Fähigkeiten und notwendige Voraussetzungen für ein weiteres Studium vermittelt. Und viele der Teilnehmenden machen dann tatsächlich weiter.

Laut Shelter gibt es in Großbritannien derzeit 320.000 wohnungslose Menschen
Laut Shelter gibt es in Großbritannien derzeit 320.000 wohnungslose Menschen. Bild: University of Chichester

Gestern wohnungslos, morgen Designer

Sie studieren Kunst, Game Design oder Soziologie, wie in dieser ausführlichen Geschichte beschrieben wird.

Für andere Universitäten, die Interesse haben das Programm zu übernehmen, hat die Gründerin ein Toolkit veröffentlicht, indem beschrieben wird, worauf dabei zu achten und mit welchen Hindernissen zu rechnen ist. Ganz wesentlich ist offenbar, die Leute erst einmal zu finden, zu kontaktieren und sie von den Chancen eines solchen Schrittes zu überzeugen.

1 Pioneering social work lecturer Becky Edwards responsible for the University project
Die Dozentin für Sozialarbeit Becky Edwards ist mit ihrem Universitätsprojekt eine echte Pionierin. Bild: University of Chichester

“Der Kurs hat mein Leben komplett geändert“ 

In dem Toolkit steht auch ein Zitat von Kurt K., der das Programm durchlaufen hat. Er berichtet dort: „Das einzige was ich früher studiert habe, waren Busfahrpläne. Jetzt lese ich Aristoteles – und liebe es. Der Kurs hat mein Leben komplett geändert.“ 

Während Housing First darauf abzielt, obdachlosen Menschen zuerst eine Wohnung zu geben –  ohne Bedingungen und Bürokratie –,  zeigt das Programm aus England, wie der nächste Schritt aussehen kann und wie man das Potenzial von Menschen weckt, die die Gesellschaft oft schon abgeschrieben hat. 

In unserem englischen Podcast haben wir mit Initiatorin Becky Edwards und einem ihrer Studenten, Darren Higginson, gesprochen. Die Begeisterung, mit der Darren von der Wirkung des Kurses auf sein Leben erzählt, zeigt wie viel solche Programme bewirken können. 

Gastbeitrag
Jonathan Widder ist Gründer und Chefredakteur von Squirrel News, einer gemeinnützigen, kuratierten App für lösungsorientierte Nachrichten. Im Squirrel News Podcast spricht die Redaktion jede Woche über die spannendsten Projekte und Beiträge

Beitragsbild: University of Chichester

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