Niederländische Forschende verfolgen mittels künstlicher Riffe aus Birnbäumen einen aussichtsreichen Ansatz für die Unterstützung der Nordsee.
Ebenso wie die tropischen Korallenriffe, leidet auch ihr Äquivalent in der Nordsee an akuter Existenzgefährdung. Allerdings haben Jon Dickson und sein Team vom Königlich Niederländischen Institut für Meeresforschung NIOZ eine innovative Methode entwickelt, um die Regeneration der Riff-Lebensräume zu fördern. Dabei setzen sie mit Birnbäumen auf eine Praktik, die der Natur nur allzu bekannt ist. Bereits vor dem Eingriff des Menschen in die Flusssysteme, welcher insbesondere durch die Abholzung der Wälder an ihren Ufern und die Aufstauung von Flüssen charakterisiert werden kann, erreichten erhebliche Mengen an Treibholz die Mündungsgebiete und die Meeresumwelt. Dort fanden Schalentiere und andere sesshafte Meeresorganismen einen Ort zum Ansiedeln und Leben. Nun soll diese historische ökologische Bedeutung von Holz als Basis für neu entstehende Siedlungen und als Ausgangspunkt für eine langanhaltende Riffbildung fungieren.
Ein besonderes Prozedere
Durchgesetzt wird die Studie mitsamt 25 bis 35 Jahre alten Birnbäumen aus einer Obstbaumplantage, welche dementsprechend ebenfalls ihre ökonomische Lebensspanne überschritten haben. Darüber hinaus weisen die ausgewählten Bäume eine Kurzstämmigkeit, eine Höhe von 2,5 – 3 Metern und dicht gewachsene Äste und Zweige auf, sodass ausreichend Widerstand gegen die Gezeiten im Wattenmeer aufgebracht werden kann. Aus sechs Bäumen kreierte das Team um Dickson insgesamt eine stolze Anzahl von 32 pyramidenartigen Holzstrukturen. Zum Abschluss wurden die Stämme in Betonklötze eingegossen, ehe sie an diversen Standorten im Meer versenkt und am Boden verankert wurden.
Ein erfreulicher Anstieg der Artenvielfalt und Fischanzahl
Ein rascher Erfolg war zu vermerken. “Innerhalb von sechs Monaten waren die Baumriffe mit einer Fülle von sessilen Tieren und Algen bedeckt und beherbergten mehr Fische als die umliegenden Kontrollgebiete”, sagt Dickson. Insgesamt handelt es sich hierbei um etwa die fünffache Anzahl von Fischen, was ebenso von der positiven Nachricht begleitet wird, dass alles in allem ganze 15 Organismenarten entdeckt wurden. Schlussendlich verkörpern die im Meer versenkten Obstbäume eine kostengünstige und nachhaltige Möglichkeit zur Wiederherstellung von Riffen.