Neue Behandlungsmethode gegen Stony Coral Tissue Loss Disease

Schutz vor Korallenkrankheit: Bakterien retten Korallen vor dem Absterben

von | 4. Mai, 2023

Forschende haben ein neues Gegenmittel für eine tödliche Korallenkrankheit gefunden. Durch die Verwendung eines bakteriellen Probiotikums können infizierte Korallen gerettet und Korallenriffe langfristig geschützt werden.

Korallen faszinieren mit ihrer Farbenpracht, gehören zu den ältesten Ökosystemen der Erde und bieten einer Vielzahl an Pflanzen und Meerestieren einen Lebensraum. Doch die zu den Nesseltieren zählenden Lebewesen sind gleich aus mehreren Gründen bedroht. Wasserverschmutzung und Boden-Schleppnetze beispielsweise zerstören große Teile der Korallenriffe und bereits ein geringer Anstieg der Wassertemperatur führt zum Ausbleichen der Korallen – und zu ihrem Absterben. Die Erwärmung der Meere in Folge der Klimakrise stellt damit eine große Gefahr für die bunten Riffe dar.

Auch die sogenannte Stony Coral Tissue Loss Disease (SCTLD), eine für Korallen tödliche Krankheit, bedroht seit Jahren Korallenriffe. Die Krankheit befällt Steinkorallen, breitet sich mit großer Geschwindigkeit aus und führt bereits innerhalb weniger Wochen zum Absterben der Korallen. Sie betrifft dabei eine Vielzahl an Spezies und kann bis zu 80 Prozent der Riffe schädigen, wenn sie nicht aufgehalten wird. Die Krankheit wurde erstmals 2014 vor der Küste des US-Bundesstaates Florida entdeckt und hat sich seitdem auch in der Karibik und im Golf von Mexiko ausgebreitet.

Ein vielversprechendes Gegenmittel: Probiotika

Lange Zeit war nicht viel darüber bekannt, was genau die tödliche Krankheit verursacht und wie man die Korallen vor ihr schützen kann. Zwar zeigte der Einsatz von Antibiotika Wirkung, dieser hat jedoch auch einige Nachteile. Zum einen gibt es Bedenken, dass die Anwendung von Antibiotika zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen beitragen kann. Zum anderen bietet sie keinen dauerhaften Schutz und muss damit bei erneutem Infizieren wiederholt werden. Aus diesen Gründen wurde nach einer alternativen Behandlungsmethode gesucht. 

Ein Forschungsteam um Blake Ushijima von der University of North Carolina in Wilmington hat jetzt ein vielversprechendes Heilmittel gefunden: Ein Probiotikum, das in der Lage sein soll, die Korallen nicht nur zu heilen, sondern auch langfristig vor der Krankheit zu schützen. Die Verwendung von Probiotika hat laut den Forschenden einige Vorteile gegenüber dem Einsatz des Antibiotikums Amoxicillin, welches bisher verwendet wird, um die erkrankten Korallen zu behandeln. Durch eine wirksame Alternative kann das Risiko verringert werden, dass Antibiotikaresistenzen auftreten. Zudem sind Probiotika im Gegensatz zu Antibiotika in der Lage, einen längerfristigen Schutz zu bieten.

Bekämpfung der Krankheit und langfristiger Schutz

Die Forschenden untersuchten dabei Gewebeproben von erkrankten Korallen-Fragmenten und solchen, die gegen die Krankheit resistent sind. Bei der Untersuchung der Gewebeproben fiel den Forschenden besonders ein mögliches Probiotikum auf: ein Bakterienstamm mit dem Namen McH1-7, der ein breites Spektrum an antibakterieller Aktivität aufweist. Um zu testen, ob McH1-7 in der Lage ist, die Korallenkrankheit zu bekämpfen, wurden infizierte Korallenfragmente mit dem bakteriellen Probiotikum behandelt und die Auswirkungen beobachtet. Das Ergebnis: Die Sterblichkeitsrate konnte durch die Behandlung verringert und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die Anwendung von Probiotika eine wirksame Methode zur direkten Behandlung der tödlichen Krankheit darstellen kann. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass eine Vorbehandlung gesunder Korallen mit dem bakteriellen Probiotikum dazu führt, dass sich die Korallen nicht mit der Krankheit infizieren. Die Behandlung kann somit auch einen langfristigen Schutz gegen die Erkrankung bieten. “McH1-7 stellt einen völlig neuen Ansatz für Feldbehandlungen von SCTLD dar”, bewerten die Forschenden ihre Ergebnisse. 

Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass die Anwendung des bakteriellen Probiotikums ein wirksames Mittel gegen die Korallenkrankheit SCTLD darstellen und zukünftig eine wichtige Rolle beim Schutz und Erhalt der Korallenriffe spielen kann. Durch die Behandlung ist nicht nur es möglich, bereits infizierte Korallen zu retten, sondern auch, die Korallenriffe langfristig vor der Krankheit zu schützen. Versuche an der Küste Floridas sollen nun zeigen, ob die Behandlung auch unter realen Bedingungen Wirkung zeigt und die Korallen langfristig schützen kann.

Beitragsbild: Hiroko Yoshii / Unsplash

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Sarah Zimmermann

Sarah Zimmermann studiert im Master Journalistik und Kommunikationswissenschaft in Hamburg und hat während des Studiums ihre Leidenschaft für Journalismus entdeckt. Neben wissenschaftlichen Themen interessiert sie sich – unter anderem – für alles rund um Desinformation, Nachhaltigkeit, Tierschutz und Mental Health. Und da es häufig vor allem negative Themen in die Nachrichten schaffen, findet sie es schön und wichtig, darüber zu berichten, wie viele gute Nachrichten es jeden Tag gibt.

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