Zu viele Lebensmittel landen in der Tonne. Japanische Forscher:innen stellen aus den Abfällen alternative Baustoffe her.
Ananas-Häuser und Zwiebeltürme – was bist jetzt nur in Kindersendungen zu sehen war oder seinen Namen der besonderen Form verdankt, könnte bald Realität werden. Denn am japanischen Institute of Industrial Science haben Materialforscher:innen ein Verfahren entwickelt, mit dem Lebensmittelreste in eine nachhaltige und stabile Beton-Alternative verwandelt werden können. Die Städte und Häuser der Zukunft könnten also aus Bananenschalen oder Resten von Orangen und Zwiebeln bestehen. Die Forschenden wollen damit die weltweite Lebensmittelverschwendung reduzieren. Kaufen kann man ihn zwar noch nicht, das Projekt ist noch in der Testphase. Langfristig könnte der organische Baustoff aber den umweltschädlichen Beton ersetzen.
Das Verfahren
Zur Herstellung der neuen beton-ähnlichen Materialien nutzen die Forschenden eine bereits etablierte Methode, bei der pulverisiertes Holz unter großer Hitze zusammengepresst wird. Der Unterschied? Sie verwenden kein Holz, sondern pulverisierte Überreste von Bananen, Orangen oder Chinakohl. Diese werden mit Wasser vermengt und anschließend in Form gepresst. Ergebnis ist ein Material, das nach Angaben der Forschenden nicht verrottet oder von Schimmel befallen wird. Damit soll es problemlos für Bauprojekte einsetzbar sein.
Stabiler als Beton – und leckerer!?
Mit ihren Ergebnissen übertrafen die Wissenschaftler:innen sogar ihr eigentliches Ziel: Einen Stoff erschaffen, der mindestens so stabil ist wie echter Beton. Doch die meisten Materialien seien sogar noch stabiler, bei der Verwendung von Chinakohl sogar bis zu drei Mal. Weil die neuen Baustoffe teilweise aus essbaren Obst- und Gemüseresten bestehen, interessierten sich die Forschenden auch für Essbarkeit und Geschmack ihrer fertigen Produkte. Und tatsächlich: Durch die Zugabe von Zucker oder Salz konnte der Geschmack des Obst-Betons sogar verbessert werden. Damit könne die neue Technologie auch in völlig neuen, kreativen Projekten Einsatz finden.
Doppelter Problemlöser?
Das Verfahren könnte zur Lösung von gleich zwei großen Problemen beitragen: Allein in Deutschland landen nach Angaben des WWF jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne – ein Drittel des gesamten Nahrungsmittelverbrauchs. Diese überflüssigen Abfälle könnten nun tatsächlich nützlich sein. Denn seit Langem sucht die Menschheit nach einer Alternative für umweltschädlichen Beton. Dieser belastet nicht nur die weltweiten Sand-Ressourcen. Die Produktion einer Tonne Beton erzeugt 700 Kilogramm Kohlenstoffdioxid. Das ist ungefähr so viel, wie zwei Verbrenner-Autos in einem Jahr ausstoßen. Die Lebensmittel-Baustoffe könnten den Betonverbrauch reduzieren, indem sie Lebensmittelverschwendung reduzieren. Eine Technologie, die zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.
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