“Was die Blockchain bringt, ist eine Vertrauensrevolution”

Wie OURZ mit Blockchain eine nachhaltige Lebensmittelbranche fördert

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von | 19. November, 2021

Präsentiert von OURZ (Anzeige)

Das Unternehmen OURZ fördert die Transparenz in der Lebensmittelbranche und will eine Vertrauens-Revolution schaffen. Mit Blockchain. Ein Interview mit Mitgründer Jonas Wendt.

Fast täglich schleichen wir im Supermarkt unseres Vertrauens zwischen den Regalen umher, um uns mit Lebensmitteln einzudecken. Wir wissen genau, wo wir unseren Kaffee oder unsere Milch finden. Doch wo die Produkte herkommen, wer sie hergestellt hat oder ob dabei Tier- und Menschenrechte beachtet wurden, wissen wir häufig nicht. Wir können es gar nicht wissen. Woher auch? 

Das Unternehmen OURZ möchte das ändern. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie erfahren Konsument:innen genau, was mit ihren Produkten passiert ist. Damit will OURZ Transparenz und Vertrauen in der Lebensmittelbranche etablieren und so Nachhaltigkeit fördern. Ein Interview mit Mitgründer Jonas Wendt über die Vertrauens-Revolution durch Blockchains, warum die Blockchain seines Unternehmens nicht mehr Energie verbraucht als ein Kühlschrank und warum Transparenz und Nachhaltigkeit so eng miteinander verbunden sind.

Good News Magazin: Jonas, zu Beginn müssen wir eine sehr grundsätzliche Frage klären. Was ist eine Blockchain überhaupt?

Jonas Wendt: Eine Blockchain, das klingt erstmal gar nicht so revolutionär, ist eine Datenspeicher-Technologie. Sie unterscheidet sich aber elementar von den bisherigen Methoden, die wir dafür haben. Denn sie ist dezentral. Daten werden also nicht mehr an einem einzigen Punkt, bei einer Person oder einer Organisation gesammelt, sondern an ganz unterschiedlichen Punkten, von unterschiedlichen Partizipant:innen. Und dadurch entscheidet nicht mehr nur eine Person, sondern das gesamte Netzwerk der Beteiligten, welche Daten die richtigen sind. Das führt dazu, dass Daten nicht mehr beliebig gelöscht oder geändert werden können.

Man kann sich Blockchain wie einen magischen USB-Stick vorstellen: Daten, die auf einen USB-Stick kommen, landen automatisch auf ganz vielen anderen USB-Sticks. Wenn du nun die Daten auf deinem USB-Stick unzulässig änderst oder sogar löschst, ist das komplett egal. Denn alle im Netzwerk können genau sehen, dass die Änderung unzulässig war. Auch neue Daten, die einer Blockchain hinzugefügt werden sollen, müssen immer zu den bereits existierenden passen. Nehmen wir Bitcoins. Die basieren auch auf Blockchains. Wenn du beispielsweise über die Blockchain zehn davon an eine Person X schickst, kann Person X nicht auf einmal sagen: ‘Ich hab jetzt zwölf Bitcoins’. Sie hat eben nur zehn bekommen, und das können alle sehen. 

Kurz gesagt: Blockchain ist eine dezentrale Datenspeicher-Technologie, bei der die Daten nicht mehr zentral bei einer Person gehortet werden.

Du hast gerade von Partizipant:innen gesprochen, die die Daten der Blockchain verwalten. Wer sind diese Partizipant:innen?

Wendt: Das ist ganz unterschiedlich. Blockchain wird oft als ein übergeordneter Begriff verwendet, es gibt aber ganz unterschiedliche Arten. Man kann sie in drei Kategorien einteilen: Die erste Kategorie sind öffentliche Blockchains. Bitcoin zum Beispiel. Alle die daran partizipieren wollen, können auch daran partizipieren. Dann gibt es sogenannte Konsortium-Blockchains. Daran kann nur ein bestimmter Kreis teilnehmen. Man muss quasi eingeladen werden. Und es gibt private Blockchains. Diese Blockchain hat eine einzige Person für sich allein. Dann sind wir natürlich wieder an dem Punkt, an dem diese eine Person auch die Macht hat. Das ist für ganz spezifische Fälle vielleicht interessant, aber im Allgemeinen Quatsch.   

Und welche Art von Blockchains nutzt OURZ?

Wendt: Wir benutzen eine Konsortium-Blockchain, sprich alle können öffentlich die Daten zwar sehen, aber es kann nicht jeder einfach Daten hinzufügen. Das können nur die Teilnehmenden, also die verschiedenen Firmen und die Lieferant:innen.

Du hast eben schon Bitcoin als Beispiel genannt. Der wird ja immer wieder für seinen hohen Energiebedarf kritisiert. Wie sieht das bei eurer Blockchain aus?

Wendt: Der hohe Energiebedarf von öffentlichen Blockchains wie Bitcoin entsteht dadurch, dass unglaublich viele Rechenprozesse notwendig sind, um neue Daten an die Blockchain zu hängen. Technisch würde das etwas zu weit gehen, aber im Kern müssen sogenannte Miner dafür ein zeitaufwendiges Rätsel lösen. Dabei geht es vor allem um Sicherheit, weil bei einer öffentlichen Blockchain ja theoretisch alle zugreifen können. Da unsere Blockchain aber nicht öffentlich ist und wir genau wissen, wer sich auf der Blockchain bewegt, brauchen wir diese Rätsel nicht. Unser System verbraucht so viel Energie wie ein Kühlschrank.

Wir hören immer wieder, dass Blockchain die Welt mehr verändern wird, als das Internet. Worin liegt für dich diese Revolution?

Wendt: Ich finde diese Aussage schwierig. Blockchain wird die Welt einfach ganz anders verändern als das Internet. Was die Blockchain bringt, ist eine Vertrauens-Revolution. Aktuell leben wir in einer Welt, in der wir Vermittler:innen brauchen, zum Beispiel Banken oder Anwälte. Können wir denen immer vertrauen? 

Durch Blockchain werden diese Vermittler:innen überflüssig. Wir treten direkt miteinander in Kontakt und wissen durch die Transparenz genau, was passiert. Don Tapscott, einer der Vordenker der Bewegung, hat gesagt, dass Blockchain “Vertrauen durch cleveren Code” bringt. Das ist die wahre Revolution.

Wie nutzt ihr diese Vertrauens-Revolution bei OURZ?

Wendt: Mit OURZ verfolgen wir die Lieferketten von Lebensmittelprodukten. Die Lebensmittelbranche ist eine sehr kritische Branche. Von Regenwaldzerstörung für Agrarflächen, illegaler Fischerei, der Zerstörung von Meeresökosystemen, Kinderarbeit, Sklavenarbeit und Kindersklavenarbeit hat wahrscheinlich jede:r schon mal gehört. All das passiert entlang von Lieferketten in der Lebensmittelbranche. Und diese Produkte konsumieren wir hier in Europa. Aber wir Konsument:innen, zumindest die meisten, wollen das natürlich nicht. Das Problem ist aber, dass wir keine Ahnung haben, von wo oder wem unsere Produkte kommen. 

Wir wollen die Blockchain, die die Macht von einer zentralen Stelle über die Daten wegnimmt und die alle miteinander verbindet, nutzen, um Transparenz in die Lebensmittelbranche zu bringen. So sollen am Ende alle Endkonsument:innen wissen: Dieses bestimmte Produkt kommt von diesem bestimmten Ort, damit ist das und das passiert und diese Menschen waren daran beteiligt.              

Könntest Du das an einem konkreten Beispiel darstellen?

Wendt: Super gerne! Wir könnten KarmaKollektiv als Beispiel nehmen. Die produzieren jetzt einen transparenten Brennnesseltee. Und die Konsument:innen sehen dann wirklich: Der Rohstoff kommt von genau dieser Bauernfamilie und wurde dann an einem weiteren Ort verarbeitet. An einem dritten Ort wurde es verpackt und war dann am Ende eines bestimmten Tages fertig produziert und kann jetzt gekauft werden. Man sieht wirklich ganz genau, von wo das Produkt kommt. Oder nehmen wir eine Kaffee-Lieferkette: Du siehst, woher der Kaffee kommt, wann und wo er geröstet und dann verpackt wurde. Und wahrscheinlich gab es zwischendurch auch eine Qualitätskontrolle. All diese Informationen dokumentieren wir über die Blockchain. Und die können Endkonsument:innen dann über einen QR-Code auf der Verpackung abrufen.

Konsument:innen können also einfach so alles über ihr Produkt erfahren?

Wendt: Genau. Aber eben nicht nur über das Produkt an sich, sondern über das Produkt in ihrer Hand. Die Dokumentation ist chargenspezifisch. Du siehst also genau die Informationen zu dem Produkt, das du gerade in der Hand hältst. 

Aber es gibt doch bereits Gütesiegel auf Lebensmitteln. Warum reichen die nicht aus?

Wendt: Da spielen zwei Faktoren mit. Erstens: Es gibt tausende Label auf dem deutschen Markt. Und die meisten davon sind Fake und Greenwashing. Dann gibt es aber natürlich auch andere Label, die wirklich ihre Daseinsberechtigung haben. Das Problem ist, dass diese genau einen Standard vorgeben. Wann dieser kontrolliert wurde und von wem, erfahren wir nicht. Am Ende können wir nur hoffen, dass der Standard der draufsteht, auch wirklich eingehalten wird.

Bei OURZ gibt es einen solchen Standard nicht. Wir dokumentieren einfach, was wirklich passiert. Es kann sein, dass sich Produzent:innen an einen Standard halten, dann können wir das auch genau so dokumentieren. Es kann aber auch sein, dass sie über den Standard hinausgehen. Und auch das können wir dokumentieren. Und vor allem sind es Echtzeitdaten. Es wird nicht ein Mal in zwei Jahren kontrolliert, sondern du siehst die Informationen zu genau der Packung in deiner Hand. Endkonsument:innen bekommen dadurch natürlich eine viel bessere Einsicht, viel mehr Informationen und können selbst entscheiden, was ihre Ansprüche und Erwartungen erfüllt. Daher gibt es zwischen uns und den Gütesiegeln einen großen Unterschied.

Aber, auch das sei gesagt: Wir wollen keine Bio-Labels ersetzen. Es ist wichtig, dass es Standards gibt. Allerdings es ist auch wichtig, echte Transparenz zu schaffen. Und das schaffen wir mit Blockchain.

Warum ist Transparenz so wichtig für Euer Verständnis für Nachhaltigkeit?

Wendt: Erstmal hat Nachhaltigkeit keine genaue Definition. Jede:r von uns hat andere Vorstellungen davon, was wirklich nachhaltig ist. Aber wie willst du dir ein Bild darüber machen, ob ein Produkt deinen eigenen Ansprüchen entspricht, wenn du darüber keine Informationen bekommst? Transparenz ist also elementar. Wenn wir jetzt schon Transparenz hätten, würde keine Firma sagen wollen: “Ja, von dieser Farm, auf der Kinderarbeit betrieben wird, kommt mein Produkt.” Sprich: Unter Transparenz gibt es deutlich weniger, wenn nicht sogar gar keine Regelverstöße. Und Unternehmen versuchen dann natürlich auch, die Erwartungen von Kund:innen zu bedienen, die über die gesellschaftliche Norm hinausgehen. 

Unsere Mission ist es, den Konsument:innen die Informationen zu geben, die sie brauchen, um eine Entscheidung zu treffen. Wir sagen nicht, was gut und was schlecht ist.  Wir sagen: ‘Hey, bilde dir deine Meinung. Von uns bekommst du die Informationen, die du dazu brauchst’. Deshalb ist Transparenz elementar für Nachhaltigkeit. Auch wenn jede:r ein anderes Verständnis davon hat.

Wie können andere Businesses den Dienst von OURZ nutzen?

Wendt: Erstmal kommst du auf uns zu und sagst: “Hey, ich möchte meinen Endkonsument:innen gerne zeigen, woher meine Produkte kommen und wirklich nachverfolgbar machen. Dann schauen wir uns deine Lieferkette an und wer daran partizipiert. Die unterschiedlichen Parteien bringen wir dann auf die Blockchain. Die müssen dabei natürlich immer zustimmen. 

Dann fragen wir auf der Blockchain eigentlich nur: ‘Wer hat wo, wann, was und wie viel gemacht?’ Das ‘wo, wann und was’ bleibt oft gleich, das ‘wann und wie viel’ variiert aber je nach Charge. Darüber können wir dann die Datenintegrität sicherstellen. Denn wir wissen, wie viel an einem Ort ankam und zu wie viel es geworden ist. Mit diesen fünf Fragen können wir also alles Wichtige nachverfolgen. Und wenn dann noch weitere Informationen gewünscht sind, können wir die natürlich zusätzlich erfassen. Beispielsweise gibt es zahlreiche Unternehmen, die Spenden sammeln und zeigen wollen, dass diese Spenden auch angekommen sind. Oder möchten explizit zeigen, dass sie überdurchschnittliche Rohstoffpreise zahlen. Das ist derzeit noch keine Voraussetzung, aber wir wollen immer mehr solcher Informationen sicherstellen. 

So können sich Social Businesses abheben. Einen Purpose hat mittlerweile jeder große Konzern. Auf jeder Website steht irgendeine krasse Botschaft und jedes Unternehmen hat grüne Produkte mit irgendwelchen kleinen Labels drauf. Aber es gibt eben super viel Greenwashing. Social Businesses können zeigen, dass es bei ihnen wirklich anders ist. Und dafür brauchen sie eine Methode. Ihre Lieferkette können sie nur zeigen, wenn daran wirklich alles ihren eigenen Versprechungen entspricht. Alles andere wäre ein Schuss in den Ofen. Das kann ein Greenwashing-Unternehmen nicht einfach nachmachen.  

Welche IT-Kenntnisse braucht ein Business, um daran teilzunehmen?

Wendt: Sie müssen wissen, wie man einen Computer oder ein Handy anmacht und wie man eine Website aufruft. Wir haben ein einfaches Dashboard, mit dem alle Beteiligten die Daten auf der Blockchain einpflegen können. Und das war’s.

Wie können unsere Leser:innen OURZ unterstützen?

Wendt: Wir wollen eine neue Regel etablieren auf dem Lebensmittelmarkt. Und auch darüber hinaus. Wer nicht zeigt, woher die eigenen Produkte kommen, hat etwas zu verbergen. Und je mehr nachhaltige Brands zeigen, woher ihre Produkte kommen, desto größer wird der Druck auf alle Anderen, das auch zu machen. Da können die Konsument:innen natürlich mitmachen, indem sie aktiv verlangen zu wissen, woher ihre Produkte kommen: ‘Ich hab kein Bock auf Fisch, der von Kindersklaven gefangen wurde. Keinen Bock auf Produkte, für die Regenwald zerstört wurde. Und deshalb will ich wissen, woher das Produkt in meiner Hand kommt. Das musst du mir doch wohl sagen können.’ Diese Bewegung, diese Mission zu tragen, das schaffen wir nur gemeinsam. Am Ende haben wir alle die gleichen Interessen. Alle sind herzlich eingeladen online mitzudiskutieren und uns dabei zu unterstützen, damit absolute Transparenz der neue Standard in der Lebensmittelbranche wird.

Beitragsbilder: © OURZ

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    Paul Esser

    Paul Esser ist stellvertretender Chefredakteur beim Good News Magazin. Wenn er gerade keine Medien macht oder konsumiert, studiert er Politikwissenschaften und Psychologie. Warum das alles? Lösungen waren schon immer spannender als Probleme!

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