Vietnam konnte die Produktion der Erneuerbaren Energien seit 2016 mehr als verdoppeln.
Bislang war und ist Vietnam größtenteils auf den Strom aus der Kohleverbrennung und der Wasserkraft angewiesen. Gemeinsam machten diese im Jahr 2020 fast 80 Prozent des gesamten Stroms aus. Allerdings schadet die eine Energiequelle bekanntermaßen dem Klima, die andere ist oft unzuverlässig und ihr Potenzial ausgeschöpft. Doch das ändert sich nun. Mit dem Ausbau von Solar- und Photovoltaikanlagen wächst der Anteil der Erneuerbaren Energien.
Sonnige Aussichten
In den vergangen Jahren erlebten Erneuerbare Energien in Vietnam einen regelrechten Boom. Das geht aus den Renewable Capacity Statistics der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien hervor. Seit 2016 hat sich ihre Produktion mehr als verdoppelt, allein im Jahr 2020 stieg sie von rund 24.000 auf über 35.000 Megawatt. Für mehr als die Hälfte davon nutzt das Land seine Flüsse.
Allerdings ist die Energiegewinnung aus Wasserkraft stark von der Strömung und damit vom Wetter abhängig: Regnet es häufig, laufen die Gewässer schneller und produzieren mehr Energie. Allerdings funktioniert diese Rechnung auch umgekehrt. Kurz gesagt: Viel Regen, viel Energie. Wenig Regen, wenig Energie. Zusätzlich ist das Potenzial der Wasserkraft in Vietnam fast gänzlich ausgeschöpft.
Nun fokussiert sich das Land auf die Sonne. Im Durchschnitt gibt es hier pro Jahr über 2.250 Sonnenstunden. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 waren es in Deutschland 1.900. Noch im Jahr 2017 erzeugten Solar-Parks und Photovoltaik-Anlagen kaum mehr als 5 Megawatt. Nun sind es mehr als 16.000.
Von 600 auf 20.000
Damit gibt sich das Land allerdings noch nicht zufrieden. Zu Beginn dieses Jahres hat das vietnamesische Ministerium für Industrie und Handel den Achten Nationalen Energie-Entwicklungsplan verabschiedet. Dieser sieht unter anderem vor, die Solarenergie bis 2035 auf 20.000 Megawatt zu erhöhen.
Noch stärker soll die Windkraft gefördert werden. Bisher sind das 600 Megawatt, diese wollen sie bis 2035 auch auf 20.000 Megawatt ausbauen. Gemeinsam sollen Wind- und Solarenergie die Zukunft des vietnamesischen Energie-Mixes deutlich prägen: Im Jahr 2045 sollen diese nämlich bereits die Hälfte des gesamten Energiebedarfs des Landes decken.
Der Ausbau dieser Energien ist allerdings nur ein Teil der kommenden Herausforderung für Vietnam. Weiterhin müssen sie die Kohleenergie nutzen, um ihren Energiebedarf zu decken. Die Kohleverbrennung macht bisher noch mehr als die Hälfte der Energieversorgungsquellen aus. Zusätzlich ist das Netz Vietnams veraltet, sodass viel des nachhaltigen Stroms, den das Land produziert, nicht gespeichert werden kann.
Trotz der großen und schwierigen Herausforderungen machen die Erfolge der vergangenen Jahre Hoffnung darauf, dass der zukünftige vietnamesische Energie-Cocktail nicht nur gut schmeckt, sondern sogar gesund ist!
Beitragsbild: Minh Luu / Unsplash