Deutschland gewährt 5.000 afghanischen Frauen Stipendien, auch Top-Universitäten in UK und den USA bieten kostenlosen Zugang zu Kursen.
Bildung ist ein Menschenrecht, proklamierten die Vereinten Nationen anlässlich des internationalen Tags der Bildung am 24.01.2023. Dieses Jahr war der Tag insbesondere den afghanischen Mädchen und Frauen gewidmet, denen seit der Machtergreifung der Taliban der Zugang zu Bildung verwehrt ist. Zumindest ein Teil von ihnen soll das Recht auf Bildung nun durch Hilfen aus dem Ausland wahrnehmen können: verschiedene Top-Universitäten, insbesondere in England und den USA, haben Stipendien für afghanische Frauen ins Leben gerufen, auch von deutscher Seite gibt es Unterstützung.
Afghanischen Frauen eine Perspektive geben
Über ein Stipendienprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) soll in den kommenden Jahren bis zu 5.000 Afghaninnen ein Studium ermöglicht werden. Das gaben der DAAD und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am 10. Januar 2023 bekannt.
Rund sieben Millionen Euro sollen in das Programm investiert werden, das sich gezielt an junge Frauen richtet, die aus Afghanistan in eines der Nachbarländer Bangladesch, Kirgistan oder Pakistan geflüchtet sind. Dort können sie Bachelor- oder Masterstudiengänge an den Partneruniversitäten und -institutionen des DAAD absolvieren.
Durch das Studium “schaffen sich die Frauen eine Perspektive für einen guten Job und einen gesicherten Lebensunterhalt”, so Entwicklungsministerin Svenja Schulze. Gut ausgebildete Frauen seien zudem für die Zukunft Afghanistans unverzichtbar. Auch darum würde Deutschland “nicht nachlassen, Wege zu suchen, wie wir afghanische Frauen unterstützen können”.
Studienplätze an Eliteuniversitäten
Die Initiative des Bundesministeriums kommt als Reaktion auf den Ausschluss afghanischer Frauen von Universitäten durch die Taliban-Regierung im Dezember 2022, nur wenige Monate, nachdem tausende Frauen die Aufnahmeprüfungen absolvierten. der Hochschulzugang für Frauen werde mit sofortiger Wirkung ausgesetzt, bis ein geeignetes Umfeld geschaffen wurde, verkündete der Sprecher des afghanischen Ministeriums für weiterführende Bildung, Ziaullah Hashimi. Bereits im März letzten Jahres wurden in Afghanistan Mädchen von der weiterführenden Schulbildung ausgeschlossen.
Weltweit stieß das Vorgehen der afghanischen Regierung auf deutliche Kritik. Die Außenminister:innen verschiedener europäischer Länder, Japans, Kanadas, Australiens und der USA forderten die Regierung in einer gemeinsamen Stellungnahme dazu auf, die Restriktionen umgehend zurückzunehmen. Sie versicherten zudem, weiterhin für die „Menschenrechte und fundamentalen Freiheiten“ der afghanischen Bevölkerung einzustehen.
Deutschland ließ auf diese Worte nun Taten folgen; auch in anderen Ländern wie den USA gibt es Initiativen, um afghanischen Frauen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Dort sind es vorwiegend Bewegungen aus der Zivilgesellschaft, die direkt mit den Hochschulen zusammenarbeiten. So vermittelt die Global Student Haven Initiative Studienplätze an bislang acht teilnehmenden Universitäten, darunter das prestigeträchtige Dartmouth College und die New York University. Die Studierenden erhalten von den Institutionen finanzielle Hilfen sowie Unterstützung bei der Wohnungsfindung und psychologische Betreuung.
Tausende afghanische Frauen studieren online
Doch was ist mit den vielen Frauen, die ihr Heimatland nicht verlassen können? Für sie bieten sich verschiedene Wege über das Internet. Eine Institution, die online kostenlose Studienprogramme für afghanische Frauen anbietet, ist die University of the People. Die non-profit Universität hat seit der Machtergreifung der Taliban im Sommer 2021 bereits 2000 Stipendien für afghanische Studierende ermöglicht.
Seit Ende Dezember bietet auch die britische Online-Plattform FutureLearn Frauen innerhalb Afghanistans kostenfreien Zugang zu den Inhalten der Lernplattform. Durch ein kostenloses Abonnement erhalten sie Zugriff auf über 1.200 Kurse von rund 30 Top-Universitäten aus dem Vereinigten Königreich und Irland, darunter das University College London, die University of Leeds und das Trinity College in Dublin.
Jo Johnson, Vorsitzender von FutureLearn, ist sich bewusst, dass das Angebot nur für einen Teil der Bevölkerung zugänglich ist, aufgrund von finanziellen Hürden oder Verbindungsproblemen. Er sieht die Entscheidung der Universitäten dennoch als wegweisend dafür, “dass Frauen in Afghanistan ihr unumstößliches Menschenrecht auf Bildung wahrnehmen können.”
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