Damit Baden für alle zugänglich ist

Stille Stunde: Wie ein Schwimmbad Inklusion neu denkt

von | 9. Mai, 2025 | Allgemein, Füreinander, Gesundheit

Mit der „Stillen Stunde“ schafft es einen Rückzugsort für Menschen mit Neurodivergenz, chronischen Erkrankungen oder Geräuschempfindlichkeit – ein leiser, aber wirkungsvoller Schritt in Richtung mehr Teilhabe.

Mit der „Stillen Stunde“ schafft das Schwimmbad Pinneberg in Schleswig-Holstein einen Rückzugsort für Menschen mit Neurodivergenz, chronischen Erkrankungen oder Geräuschempfindlichkeit – ein leiser, aber wirkungsvoller Schritt in Richtung mehr Teilhabe.

Einmal im Monat verringert das Hallenbad seine Reizeinflüsse, um das Badeerlebnis für neurodivergente und geräuschempfindliche Menschen erträglicher zu gestalten. Gerade in Schwimmbädern herrscht oft eine hohe Geräuschkulisse, die für viele Menschen eine Barriere darstellt. Die Folge sind starke Ermüdungserscheinungen bis hin zu körperlichen Zusammenbrüchen. Es betrifft aber auch viele andere Menschen mit Beeinträchtigungen wie MS, Depression, Long COVID oder Migräne.

Viele Menschen mit Autismus, ADHS oder anderen neurodivergenten Merkmalen erleben Schwimmbäder nicht als Erholung, sondern als Reizüberflutung. Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Long COVID können von übermäßigen Geräuschen und unruhiger Atmosphäre schnell überfordert sein. Die Folge: Stress, Überreizung, im schlimmsten Fall körperliche Zusammenbrüche.

Eine ruhige Atmosphäre ohne laute Gespräche 

Für die Umsetzung hat das Pinneberger Hallenbad ein paar Regeln aufgestellt. So dürfen beispielsweise maximal 60 Personen gleichzeitig im Schwimmbad sein. Das Hallenbad selbst fährt seine Beleuchtung herunter und nutzt nur so viele elektronische Geräte wie nötig. Laute Geräusche wie z.B. Kassenpiepen werden ab- und Bildschirme ausgestellt. Um eine ruhige Übergangsphase zu gewährleisten, endet die reguläre Badezeit um 14:00 Uhr. Erst ab 14:15 Uhr öffnet das Bad dann wieder für die Besucher:innen der Stillen Stunde. So werden unnötige Überschneidungen vermieden.

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Stille Stunde: Wie ein Schwimmbad Inklusion neu denkt 1

Aktion Stille Stunde

Die Idee hinter der „Quiet Hour“ kommt von Theo Hogg, einem Angestellten im neuseeländischen Supermarkt Countdown mit autistischem Kind. Dort wird die Stille Stunde bereits flächendeckend praktiziert. Die Stille Stunde in Deutschland ist eine Aktion des Vereins Gemeinsam Zusammen. Rund 240 Teilnehmende gibt es bereits. Unternehmen können sich auf den Webseiten https://gemeinsam-zusammen-ev.de/stille-stunde-2/ und https://www.stille-stunde.com/ informieren und anmelden. Der Verein unterstützt Interessenten bei einer möglichen Umsetzung. 

Eine Schwimmlehrerin als Initiatorin

Die Schwimmlehrerin Stefanie Hamer hat die Stille Stunde nach Pinneberg gebracht. Die Pinnebergerin ist selbst Autistin und hat ADHS. Durch eine Neuseelandreise ist sie auf die Aktion aufmerksam geworden. Gegenüber dem NDR erklärt sie ihre Beweggründe: Der normale Badebetrieb ist für viele neurodivergente Menschen unvorhersehbar (…). Es ist sehr laut, es ist sehr hellhörig. Die Geräusche werden sehr verstärkt, und das ist das Problem.“ 

Nach eigenen Angaben ist das Schwimmbad Pinneberg das erste in Deutschland, das diesen Service anbietet. Das Ziel ist dabei, die Stille Stunde zu etablieren und öfter durchzuführen. Bisher gibt es die Aktion nur einmal im Monat. Zwischen Mai und September gilt außerdem eine Sommerpause. 

Bilder: Schwimmbad Pinneberg

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Florian Bernhardt
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