Regenbogen statt Schwarz-Rot-Gold

Queerer Aktivist sichert sich „Stolzmonat“ und spendet für Aufklärung

von | 23. Juli, 2025 | Füreinander, Allgemein

Der Influencer Fabian Grischkat hat den Begriff „Stolzmonat“ als Marke registrieren lassen, um ihn der Vereinnahmung durch rechte Bewegungen zu entziehen.

Im Juni war Pride Month. Seit den 1960er Jahren wird in diesem Monat der Stolz der LQBTQIA+-Community gefeiert und öffentlich zelebriert. Die Tradition geht auf die Erinnerung an die Stonewall-Aufstände in New York zurück, bei denen queere Menschen begannen, sich gegen Polizeigewalt zu wehren, und so eine Freiheitsbewegung begründeten. In den letzten Jahren versuchten rechtsextreme und völkische Bewegungen jedoch zunehmend, die deutsche Übersetzung „Stolzmonat” für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Der Influencer und queere Aktivist Fabian Grischkat reagierte und sicherte sich die Rechte an dem Begriff als Wortmarke.

Was steckt hinter der rechten Bewegung?

Im Jahr 2023 wurde der Begriff „Stolzmonat” der Titel einer rechten Kampagne. Hinter dieser Bewegung steckte ein Social Media-Kaperungsversuch, welcher den Pride Month gezielt untergraben wollte, um dadurch queere Menschen zu verhöhnen. Während des Pride Months wechseln jährlich viele Unternehmen und öffentliche Persönlichkeiten ihre Profilbilder auf den sozialen Netzwerken zur Pride-Flagge, um ihre Toleranz und Unterstützung zu zeigen. 

Zur gleichen Zeit änderten auch Anhänger:innen und Parteimitglieder:innen rechter Bewegungen, darunter AfD-Abgeordnete wie Björn Höcke, ihre Profilbilder, nutzten aber statt der Pride-Flagge die Deutschlandflagge. Diese wurde dabei in sieben Abstufungen codiert, ähnlich wie die Regenbogenflagge, und zeigte im Gesamtbild Schwarz-Rot-Gold. Im Jahr 2024 folgte dann ein Aufruf zum EM-Sommer von dem damaligen EU-Spitzenkandidaten für die AfD: „Trage deutschen Stolz im Herzen und auf der Straße – zusammen mit Dr. Maximilian Krah! Es ist Europameisterschaft und #Stolzmonat. Und weil uns das pinke EM-Trikot nicht gefällt, haben wir alternativ für den Stolzmonat ein Stolz-Trikot produziert.”

Wie ein queerer Influencer dem rechten Narrativ die Marke entzieht

Der Berliner Influencer Fabian Grischkat bezeichnet sich selbst als „Newsfluencer”, da er mit Humor und sauberer Recherche Themen wie die Politik der AfD, Queerfeindlichkeit und Klimaschutz verständlich vermittelt. 2023 entschied er sich, gegen die Entfremdung des Wortes „Stolzmonat” vorzugehen. 

Nun wurde die Markeneintragung final bestätigt: Fabian Grischkat hält europaweit die Rechte an dem Begriff und kann der rechten Bewegung die Nutzung untersagen. Gegenüber der Deutschen Presseagentur betonte er: „Endlich steht schwarz auf weiß, dass die Marke Stolzmonat mir und damit stellvertretend allen gehört, die sich für eine offene und freie Gesellschaft einsetzen. Das lasse ich mir nicht nehmen.“

Stolzmonat bleibt Begriff für die queere Community.
Der Pride Month bleibt auch in der deutschen Übersetzung ein Begriff für die LGBTQIA+-Community. Bild: Surprising_Media via Pixabay

Einnahmen für Erinnerungskultur

Unter dem Label #Stolzmonat vermarktet der Influencer in einem eigens dafür geöffneten Merchandise-Shop T-Shirts, Sticker und weitere Pride-Produkte. ​​Alle Gewinne werden an die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gespendet, die sich der Erinnerung an die nationalsozialistische Verfolgung homosexueller Menschen verschrieben hat. Magnus Hirschfeld (1868–1935) war ein deutscher jüdischer homosexueller Arzt in Berlin. Außerdem war er der Gründer der weltweit ersten Homosexuellenbewegung, des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK).

Furore in der rechten Szene

Zwar glaubt Grischkat nicht, dass der Begriff nun vollständig aus rechten Kreisen verschwindet, Wirkung zeigte die Markenanmeldung jedoch allemal: Der Influencer berichtete von „ordentlich Furore“ und freute sich, ein Zeichen gegen die Vereinnahmung gesetzt zu haben. Nach der Anerkennung der Marke erhielt Grischkat viele Hassnachrichten und beleidigende Memes, teils  waren die Inhalte sogar volksverhetzend. Er lasse solche Angriffe aber juristisch prüfen und zeige entsprechende Inhalte konsequent an.

Gleichzeitig betonte Grischkat, die Demokratie lebe von Meinungsvielfalt. Auch Rechtsradikale hätten das Recht, ihre Ansichten zu äußern, doch nicht „wenn sie unsere Marke für rechtes Gedankengut missbrauchen“, so seine Haltung.

Beitragsbild: Markus Haner

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