Kleidung für alle Kinder – das ist die Mission von Ella, Gründerin des Kreativ-Labels Zwergpinguin
Cool Kids: Das sind Kinder verschiedener Ethnien, springend, liegend, sitzend und im Rollstuhl. Selbstverständlich, oder? Leider noch nicht so selbstverständlich, wie es sein sollte. Das will Ella Marlen Krennerich mit ihrem Kreativ-Label Zwergpinguin ändern. In ihrem eigenen Online-Shop verkauft sie unter anderem den Stoff Cool Kid und zeigt kleinen und großen Kindern so, wie toll Vielfalt ist.
Von Affenkleidung und Zwergpinguinen
Die Liebe zum kreativen Schaffen begleitet Ella bereits ihr ganzes Leben. Schon als Kind bastelte und malte die heute 34-Jährige am liebsten. Mit acht Jahren sitzt sie das erste Mal an der alten Nähmaschine ihrer Mutter, einem Flohmarktfund, der die Weichen für ihre handwerkliche Zukunft legen sollte. Klein-Ellas wichtige Mission: Kleidung für ihren Plüschaffen nähen. Für sie war damals offensichtlich: “Der ist menschenähnlich, hat ja Arme und Beine, also braucht er Kleidung.”
Weder ein fehlendes Muster noch die Tatsache, dass das Einfädeln des Garns mangels Anleitung zu einem stundenlangen Unterfangen wurde, konnten Ella davon abhalten. Die Freude am Improvisieren und die Liebe zu einzigartigen Stücken ist auch nach über 25 Jahren geblieben. Zweimal das Gleiche machen? Nicht Ellas Ding. “Auch heute probiere ich noch viel aus – und dann ergibt sich das einfach”, erklärt Ella lächelnd ihre kreative Arbeit.
Zehn Jahre arbeitete sie als Ergotherapeutin, dann begann ihre Elternzeit. Für Ella die Chance, sich kreativ zu verwirklichen. Sie macht sich mit ihrem eigenen Kreativ-Label selbstständig: Zwergpinguin, benannt nach ihren possierlichen Lieblingstieren. Mit dem bestehenden Stoffsortiment ist sie allerdings nicht zufrieden, also beschließt sie kurzerhand: “Das mache ich selbst”.
Auf den ersten Blick scheint ihr eigentlicher beruflicher Hintergrund wenig mit ihrem Kleinunternehmen zu tun zu haben, doch sie ist nicht die Einzige, die ihre Leidenschaft für Arbeit mit den Händen nun kreativ auslebt: “Viele aus meiner Ausbildungsklasse machen heute etwas Handwerkliches.” Und auch, wenn die junge Mama nicht an der Nähmaschine sitzt, ist sie mit den Händen aktiv, etwa beim Kochen, Backen oder Gärtnern.
Support small businesses
Als die Neu-Unternehmerin voller Euphorie ihre ersten fertigen Kleidungsstücke auf einem Markt in der Nähe verkaufen will, ist die Resonanz ernüchternd. Denn so sehr sie das Landleben mit Mann, Tochter und zwei Katzen in einem Fachwerkhaus in der Nähe von Bad Kreuznach liebt, für ihr kleines Business bietet es nicht gerade die ideale Grundlage. Darum beginnt sie, ihre Arbeit auf Instagram zu teilen. Das Feedback überrascht und begeistert sie gleichermaßen: “Schnell habe ich gemerkt, dass da viele Menschen sind, die die Leidenschaft teilen. In dieser Nähbubble, wie ich es gerne nenne, sind alle sehr offen und es ist toll zu sehen, wie sich viele kreative Small Businesses gegenseitig unterstützen”.
Von der Idee zum Stoff
Zwergpinguin-Stoffe sollen besonders sein, einzigartig, überraschend. Ihre Ideen setzt Ella gemeinsam mit Illustratorin Judith Mattes-Schneider um. Teamwork, das sich nach einigen gemeinsamen Projekten gut eingespielt hat.“ Judith weiß immer genau, wie ich es mir vorstelle – und setzt es dann auch noch super um”, schwärmt Ella von der Zusammenarbeit. Gemeinsam erarbeiten sie Stoffe, die im Digitaldruck hergestellt werden. Zunächst fordern sie eine kleine Menge an, um sich von der Qualität zu überzeugen, dann kann man im Onlineshop vorbestellen, um Überproduktionen zu vermeiden. Ein Vorgehen, das als kleines Unternehmen sowohl ökologische als auch ökonomische Gründe hat.
Bunt und mit Message
Mit ihrem Stoffen will die Gründerin nicht nur gute Laune machen, sondern auch wichtigen Themen Sichtbarkeit geben: “Leider sind Behinderungen noch immer nicht normal – gerade hier auf dem Dorf”, erzählt die 34-Jährige und spielt damit auf ihre beruflichen Erfahrungen als Ergotherapeutin an. “Auch, dass Kinder eine andere Hautfarbe haben, kommt hier überhaupt nicht vor. Deswegen finde ich es so wichtig, dass in Alltagsbildern – auf Kleidung oder in Büchern – dargestellt wird, was es für eine Vielfalt gibt und dass Kinder mit Behinderung zu einer vielfältigen Gruppe dazugehören. Wenn man ein Kind mit Rollstuhl in der Klasse hat, soll es dann ganz normal sein. Außerdem soll doch jedes Kind Kleidung besitzen, mit der es sich identifizieren kann.”
Mit einem stolzen Lächeln erzählt Ella dann noch von ihrer liebsten Reaktion auf den Cool Kid-Stoff, als der Sohn einer Kundin freudig feststellte: „Toll Mama, jetzt gibt es endlich Kleidung für alle Kinder“.
Gesellschaftlich relevant
Das Bewusstsein über gesellschaftlich relevante Themen führte Ella schließlich auch zu ihrem neuesten Projekt, der Sewcial Collection. Auf ihrem Instagram-Profil fordert sie gerade dazu auf, bis zum 01. April unter dem Hashtag #sewcialcollection2022 ein selbstgenähtes Kleidungsstück zu posten, das für einen gute Zweck versteigert werden soll. Bei der Versteigerung am 02. April werden dann Spenden für das Rote Kreuz gesammelt, das derzeit auch in der Ukraine im Einsatz ist. Mit einer ähnlichen Aktion im Vorjahr konnte Ella mehr als 2000 Euro für UN Women sammeln.
Zudem will sie auch in Zukunft das Bildungspotenzial ihrer Produkte wahrnehmen und den ihr bedeutsamen Themen Sichtbarkeit verleihen. Einen “No Planet B”-Stoff gab es bereits, schon bald sollen außerdem ganz vielfältige Familien(konzepte) Stoff – und damit (Kinder-)Kleidung – schmücken.
Beitragsbild: Ella Krennerich