Die Initiative Keinerbleibtallein bringt einsame Menschen und Gastgeber:innen an Weihnachten und Silvester zusammen.
Mit der Vorweihnachtszeit rückt der Lebensmittelpunkt für viele wieder in die eigenen vier Wände. Diese Zeit wird oft mit besinnlichen Momenten im Kreise der Liebsten verbunden. Doch nicht jede:r hat so einen engen Kreis um sich – für viele bedeutet die Zeit vor Weihnachten daher auch das Gefühl von Einsamkeit. Dies betrifft nicht nur bestimmte Bevölkerungsgruppen, sondern kann Menschen in jeder Lebenssituation treffen – von Singles und Senioren bis hin zu jungen und erfolgreichen Menschen. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Projekte, die dem entgegenwirken. Eines davon ist Keinerbleibtallein, eine digitale Gesellschaftsvermittlung, die Menschen für die Feiertage zusammenbringt.
Alles begann mit einem Hashtag
An Heiligabend 2016 setzte der Initiator Christian Fein den Hashtag #KeinerTwittertAllein auf Twitter ab, ohne zu ahnen, dass daraus eine bundesweite Initiative gegen Einsamkeit entstehen würde. Damals stand er alleine auf seinem Balkon und rauchte, als ihm in den Sinn kam, dass er nicht der Einzige sein konnte, an dem gerade das Gefühl der Einsamkeit nagte. Sein Tweet löste unmittelbar Resonanz aus: Zahlreiche Menschen bedankten sich und erzählten, dass sie sich dadurch weniger allein fühlten. Dieser Zuspruch inspirierte Christian Fein dazu, aktiv zu werden. Er begann die Menschen für die Feiertage untereinander zu vernetzen und bat sie eine private Nachricht zu senden – Keinerbleibtallein war geboren.
Bereits ein Jahr später nahmen rund 2.700 Menschen sein Angebot wahr, um Gleichgesinnte für Weihnachten oder Silvester zu finden. Bis 2019 wuchs die Initiative weiter, und Christian Fein hatte 3.500 Menschen ermöglicht, die Feiertage in Gesellschaft statt in Einsamkeit zu verbringen.
Keinerbleibtallein bringt zusammen
Die gesamte Kommunikation von Keinerbleibtallein läuft ausschließlich über soziale Netzwerke und ist somit äußerst niederschwellig. Jede:r, der:die Gesellschaft sucht, kann sich bei Facebook oder Instagram mit einer Nachricht melden. Das gleiche gilt auch für Menschen, die sich als Gastgeber anbieten möchten. Mittlerweile hat die Aktion über diesen Weg bereits über 150.000 Teilnehmende an den Feiertagen zusammengebracht. In ländlicheren Regionen ist die Vermittlung schwieriger, da sich meist nicht sofort ein geeigneter Partner/eine Partnerin in nächster Nähe findet. Es wird darauf geachtet, Menschen in Verbindung zu setzen, die nicht zu weit auseinander wohnen. Sobald Keinerbleibtallein eine oder mehrere passende Personen für eine Weihnachts- oder Silvesterfeier im gleichen Umfeld gefunden hat, werden die Teilnehmer:innen untereinander vernetzt und es kann mit der Planung losgehen.
Keinerbleibtallein – ein Herzensprojekt
Seit 2023 hat sich die Initiative zusätzlich zu einer Informationsplattform gegen Einsamkeit bei jungen Erwachsenen und Menschen mittleren Alters entwickelt. Auf Instagram, Facebook und TikTok gibt der Gründer in kurzen Videos Tipps zur Anmeldung, erklärt, wie Einsamkeit entsteht und was man dagegen tun kann. Manchmal gibt Christian Fein aber auch einfache Impulse, wie sich die Teilnehmenden beispielsweise bei einem Treffen von Keinerbleibtallein anziehen können. Die Initiative ist inzwischen so gewachsen, dass Christian Fein – der eigentlich als Unternehmensberater bei der Deutschen Post arbeitet – seinen gesamten Jahresurlaub während der Adventszeit für die Vermittlung aufwendet. In diesem Jahr startet die Anmeldemöglichkeit bereits am 3. November.
Vor allem jüngere Menschen fühlen sich einsam
Die hohen Teilnehmerzahlen bei Keinerbleibtallein verdeutlichen, dass Einsamkeit kein seltenes Phänomen ist. Tatsächlich kennen die meisten Menschen in Deutschland dieses Gefühl: Laut dem Einsamkeitsreport 2024 erleben rund 60 Prozent Einsamkeit in ihrem privaten Umfeld – sei es häufig, manchmal oder selten.
Überraschenderweise ist Einsamkeit nicht primär ein Problem des Alters. Ganz im Gegenteil: Insbesondere jüngere Leute fühlen sich in Deutschland einsam. In der Gruppe der 18 bis 39-Jährigen geben 68 Prozent an, sich häufig, manchmal oder selten einsam zu fühlen. Bei den älteren Altersgruppen zwischen 40 und 59 Jahren sowie der Generation 60 plus sind es jeweils nur 19 beziehungsweise 21 Prozent. Diese Zahlen unterstreichen die Relevanz von Initiativen wie Keinerbleibtallein. Einsamkeit sollte kein Tabuthema bleiben, da sie ein weit verbreitetes gesellschaftliches Phänomen ist – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Gerade soziale Netzwerke bieten eine ideale Plattform, um mit einfachen Mitteln zusammenzufinden und schnell zu erkennen: “Ich bin nicht allein.”.
Christian Fein und alle Gastgebenden leisten einen bedeutenden Beitrag im Kampf gegen Einsamkeit und zeigen, dass der Ausweg manchmal nur eine Nachricht entfernt liegt. Auch in diesem Jahr ermöglicht die Initiative Tausenden von Menschen, die Feiertage in guter Gesellschaft zu verbringen. Du möchtest dabei sein? Melde dich einfach über Instagram oder Facebook und finde Gleichgesinnte für eine unvergessliche gemeinsame Zeit.
Beitragsbild: via Pexels