Neue Studie macht Hoffnung

Impfung gegen Gürtelrose könnte Alzheimer-Risiko senken

von | 7. Juni, 2023

Dank einer natürlichen Randomisierung in Wales konnte nachgewiesen werden, dass eine Gürtelrosenimpfung das Risiko einer Demenz-Diagnose senkt.

Eine aktuelle Studie legt nahe, dass das Varizella-Zoster-Virus (VZV), das Windpocken und Gürtelrose verursacht, an der Entwicklung von Alzheimer beteiligt sein könnte. Die Studie wurde anhand einer natürlichen Randomisierung in Wales durchgeführt, da dort ausschließlich Personen, die nach dem 2. September 1933 geboren wurden, Anspruch auf die Gürtelroseimpfung hatten. 

Die Ergebnisse zeigten, dass die Impfung nicht nur das Risiko einer Gürtelrose reduzierte, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Demenzdiagnose verringerte. Es wurden keine Auswirkungen auf andere Gesundheitsprobleme festgestellt und die schützende Wirkung war bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Weitere Studien sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen und den genauen kausalen Effekt zu quantifizieren.

Einschränkung: Diese Studie ist ein sogenannter Preprint. Das heißt, sie wurde noch nicht von Fachkolleg:innen begutachtet. Erst nach dieser sogenannten Peer-Review und der Einarbeitung oder Widerlegung der geäußerten Kritik kann eine Studie veröffentlicht werden.

Hinweise zu Rolle von Herpesviren bei Demenz verdichten sich

Ob eine Alzheimer-Demenz durch eine Virusinfektion ausgelöst wird, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Durch zahlreiche internationale Studien verdichten sich jedoch die Hinweise, dass Herpesviren bei der Entstehung von Demenz eine Rolle spielen könnten. 

Die aktuelle Forschungsarbeit, an denen Wissenschaftler:innen der Stanford University sowie der Universitäten Heidelberg, Mainz und Wien beteiligt waren, deutet darauf hin, dass die Strategie der Gürtelroseimpfung erfolgreich sein könnte. Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass das VZV, das Windpocken und Gürtelrose verursacht, möglicherweise eine Rolle bei der Entwicklung von Alzheimer spielt. 

Warum Wales eine natürliche Randomisierung ermöglichte

Die Forschenden nutzten für ihre Analyse die speziellen Bedingungen in Wales: Seit dem 1. September 2013 hatten nur jene Personen, die am oder nach dem 2. September 1933 geboren wurden, Anspruch auf die Gürtelroseimpfung mit dem Herpes-Zoster-Lebendimpfstoff Zostavax. Diejenigen, die vor dem 2. September 1933 geboren wurden, waren von der Impfung ausgeschlossen, obwohl der Impfstoff ab einem Alter von 50 Jahren zugelassen war.

Die Forschungsteams analysierten landesweite Daten zu Impfungen, primärer und sekundärer Gesundheitsversorgung, Sterbeurkunden und den Geburtsdaten der Patient:innen in Wochen. Sie stellten fest, dass die nationalen Vorgaben erstaunlich konsequent umgesetzt wurden. Nur 0,01 Prozent der Erwachsenen, die nur eine Woche zu alt für die Impfung waren, hatten diese erhalten. Im Gegensatz dazu stieg der Prozentsatz der Geimpften auf 47,2 Prozent bei denen, die nur eine Woche jünger waren. 

Dabei gibt es keinen plausiblen Grund, warum sich Personen, die mit einer Woche Unterschied voneinander geboren sind, voneinander unterscheiden sollten. Die Forschenden konnten auch nachweisen, dass es zwischen den Gruppen keine systematischen Unterschiede in Bezug auf Vorerkrankungen oder die Inanspruchnahme anderer präventiver Maßnahmen gab.

Daher ergab sich aus den Impfvorgaben in Wales eine einzigartige natürliche Randomisierung, die es ermöglichte, robuste Schätzungen kausaler Effekte zu ermitteln, anstatt nur Korrelationseffekte zu betrachten. Daten von über 280.000 Personen konnten ausgewertet werden.

Nach der Analyse des Teams traten Demenzerkrankungen im untersuchten Zeitraum von sieben Jahren in der ungeimpften Gruppe rund 20 Prozent häufiger auf als in der Gruppe mit einer Impfrate von 47 Prozent. Auswirkungen auf andere Krankheiten konnten die Wissenschaftler:innen nicht identifizieren.

Frauen besser geschützt

Was die Studie vielen anderen Analysen voraus hat: Sie setzte auf eine gendergerechte Untersuchung. Die Gender Health Gap zeigt, dass Frauen in medizinischen Studien über Jahrzehnte unterrepräsentiert waren. Die Daten dieser Studie zeigen, dass der schützende Effekt des Impfstoffs gegen Demenz bei Frauen deutlich stärker ist als bei Männern. 
Kasten: Mehr zur aktuellen Situation in der Gender Health Gap und der Gender Safety Gap sowie aktuelle positive Entwicklungen findet ihr in unserem dritten Printmagazin, das am 30. Juni 2023 erscheint!

Beitragsbild: Depositphotos

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Viktoria Franke

Unsere Chefredakteurin a.D. Viktoria begann noch während des Studiums, als Sportjournalistin durch die Welt zu ziehen. Mittlerweile berät sie kleine Einzelkämpfer und große Unternehmen in ihrer Innen- und Außenkommunikation und organisiert weltweit Pressebereiche bei Sportevents. Good News sind bei all dem Trubel genau so wichtig für ihre mentale Gesundheit wie ein Stück Schokolade.

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