Mit kleinen Handlungen Großes bewirken – das sind unsere „Großigkeiten“. Folge 14 über den Stolz als Hobby-Handwerkerin.
Ich stieß vor kurzem über eine Zahl, die mich schockierte: Laut dem Statistischen Bundesamt waren nur 10,8 Prozent der Menschen in Handwerksberufen weiblich. Leider entsprach das auch der Realität, die ich im Privatleben wahrnahm, wann immer ich handwerkliche Hilfe brauchte. Auch ich hätte früher nie wirklich daran gedacht, in diese Richtung zu gehen – vor allem in der prägenden Schulzeit war das nicht wirklich ein Karriereweg, der Schülerinnen angetragen wurde.
Umso stolzer bin ich darauf, was ich mir vor allem in den letzten zwei Jahren alles selbst beigebracht habe. Statt auf einen Ritter in schillernder Rüstung (oder einen Elektriker, Handwerker, o.ä. zu warten), bin ich es einfach selbst angegangen: Mit Hilfe des Internets bekommt man ja so ziemlich alles raus.
“Ich habe Strom gemacht!”
Es begann mit ein paar einfachen Deckenlampen in einer neuen Wohnung. Irgendwie muss es ja Licht werden. Und während das Rein- und Rausdrehen von Glühbirnen hoffentlich jede:r kann, sieht es beim elektrischen Strom schon anders aus: blauer Draht, grün-gelber und schwarzer Draht müssen irgendwo hin. Danke Internet – wo was hin muss, weiß ich mittlerweile. Zwei Erlebnisse machen mich noch immer so stolz, als sei ich der erste Mensch, der Feuer gemacht hat: Das erste Mal war, als die vier Techniker unserer Umzugsfirma nach einem halben Tag unsere komplizierte Deckenleuchte noch immer nicht in Gang bekommen hatten, ich aber innerhalb einer Stunde und viel googlen die richtigen Verdrahtungen herausfand. Das war ein großartiges Gefühl, zumal sie – traurige Wirklichkeit für sicher viele Frauen – ohnehin abfällig der Meinung waren, die Lampe sei kaputt und auch ich könne daran nichts ändern. Das zweite schöne Erlebnis war mein komplett selbst vollzogenes Auswechseln des 37 Jahre alten Saunaofens in unserem Mietshaus gegen einen neuen. Bei Starkstrom, mit viel Geduld, Kabel-Beschriften und Sicherung raus. Es wurde Licht, es wurde warm und ich tanzte vor Freude umher!
DIY wird zum Hobby
Mittlerweile kann ich stolz sagen, dass ich durch die Freude am “Do it Yourself” Geld und vor allem Ressourcen spare. Einfache Möbelstücke wie Unterbauten für die Musikboxen, ein Hochbeet oder ein Kaminholzregal habe ich selbst in den letzten Wochen aus vom Vormieter auf dem Dachboden zurückgelassenen Holzbalken zusammengeschustert, statt sie neu zu kaufen. Gleiches galt für das Freiluftgehege für meine Katzen: DIY!
Statt das teure Tablet nach einer gesprungenen Glasscheibe mit einem neuen zu ersetzen, habe ich mit Miniwerkzeugen an sesamkorngroßen Schrauben herumhantiert und die Scheibe selbst ausgewechselt. Meinen Mac, der immer langsamer wurde, mit neuem Arbeitsspeicher versehen.
Das alles war nicht immer einfach, ich hab mir oft genug mit dem Hammer irgendwo draufgeklopft, oder bin an der Komplexität fast verzweifelt: Aber mit Geduld und Neugier hat es bislang immer geklappt. Ich kann es eigentlich nur allen empfehlen: Wir alle können mehr, als wir manchmal denken!
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