Mit kleinen Handlungen Großes bewirken – das sind unsere “Großigkeiten”.
Folge 1: Das Meisenhaus unserer Chefredakteurin Viktoria.
Mit unserer Serie “Großigkeiten” stellen wir kleine Handlungen unseres Teams – oder unserer Community – im Alltag vor, die weitreichende Effekte auf uns, unsere Mitmenschen oder unsere Umwelt haben. Kleine Dinge, die Großes bewirken – eben “Großigkeiten”.
Als ich im Januar bei der Vogelzählung des NABU mitmachte, stolperte ich über einen Artikel, wie wir Vögeln beim Überwintern helfen können. Wenige Tage später sah ich ein günstiges Vogelhäuschen in einem Discounter. Zwei Zufälle, die zusammenfanden und so stand ab sofort vor meinem Home Office-Fenster ein Vogelhäuschen. Ich hätte es auch selbst bauen können, aber wie das so oft ist: Man tut Dinge manchmal erst dann, wenn die Hürde besonders niedrig ist.
Im tiefen Winter tat sich rein gar nichts in dem Häuschen, doch in den ersten Frühlingstagen zog ein Meisenpärchen ein. Bis Ende Mai hatte ich das Privileg, dieser Familie zuzuschauen. Ich lernte unter anderem, wie klug und vorsichtig sie sich im Anflug auf das Häuschen verhalten – besonders, wenn mein Kater mal wieder auf Ausguck am Fenster war. Ich lernte, wie viel die Kleinen so essen, da es im Mai wirklich im Minutentakt Futter gab.
Da ich nicht ins Innerste schauen konnte, recherchierte ich all das, was ich nicht sah: Dass nicht alle Vogelkinder überleben, dass das Männchen seine Partnerin während der Brutzeit füttert, wie lange Brut-, Nestlings- und Ästlingszeit dauern (und was das überhaupt ist.) Diese zwei Monate haben mich glücklich gemacht: Tieren zuschauen, etwas lernen und dabei vor allem etwas Gutes tun, angesichts der zurückgehenden Nistplätze.
Lehrgeld habe ich dennoch bezahlt: Ich lernte beispielsweise ein paar Stunden zu spät, dass ich den Nistkasten bei Meisen erst im Herbst reinigen darf, mein Mann kommentiert das in den wenigen Stunden, wo das Häuschen nicht an seinem Platz war, so: “Ja, da kam vorhin einer angeflogen, wunderte sich, wo sein Haus war und flog enttäuscht wieder weg!” Das schmerzt immer noch. Stell dir vor, du kommst heim, und dein Zuhause ist weg.
Das Haus ist (samt Nest) zurück an seinem Platz, ich um einiges klüger und für die nächsten Meisenfamilien besser vorbereitet.