Eine Studie, die Hoffnung macht

Früherkennung: Multiple Sklerose

von | 9. Januar, 2024

Multiple Sklerose zwei Jahre vor den ersten Symptomen erkennen? Das verspricht eine neue Studie.

Multiple Sklerose (MS) ist eine Krankheit mit 1.000 Gesichtern, die bisher nicht heilbar ist. Denn die Ursache der Krankheit ist nicht bekannt. Oft wird sie durch einen Schub diagnostiziert – dem plötzlichen Auftreten von Symptomen. 

Im Jahr 2020 waren weltweit ca. 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt, die alle einen individuellen Verlauf erleben. So unterschiedlich die Verlaufsformen sind, so unterschiedlich sind auch die Therapieansätze. Diese Ungewissheit ist für viele Erkrankte gerade zu Beginn der Diagnose eine große Last. Umso wichtiger sind unterschiedliche Kampagnen, die zeigen: Ein gutes Leben mit Multipler Sklerose ist möglich. 

Was ist Multiple Sklerose?

MS ist eine Autoimmunkrankheit, bei der das zentrale Nervensystem vom Körper angegriffen wird. Genauer gesagt greift das körpereigene Immunsystem ein Protein (Myelin) an, das schützend um die Nervenzellen liegt. Sobald das Myelin geschädigt ist, sind die darunter liegenden Nervenfasern konstant beeinträchtigt und können dadurch absterben. Von diesen vernarbten Bereichen (Sklerose) leitet sich der Begriff „multiple Sklerose“ ab.

Bei vielen Menschen verläuft MS in Schüben – eine klare Verlaufsform der Krankheit gibt es jedoch nicht. Eine Früherkennung und damit auch frühe Behandlung der Krankheit ist bisher kaum möglich. Die häufigsten Frühzeichen einer MS-Erkrankung sind Sehstörungen, Empfindungsstörungen oder auch Muskellähmungen.

Da das Krankheitsbild von Patient:innen mit Multipler Sklerose variiert, wirkt keine Behandlung bei allen Erkrankten gleichermaßen. Bei einem akuten Schub können Kortikosteroide (Hormone der Nebennierenrinde) verabreicht werden. Diese Hormone hemmen das Immunsystem und damit auch den Entzündungsprozess.

Neue Studie zur Früherkennung

Eine Früherkennung von MS könnte die Behandlung bahnbrechend verändern. Ein Forschungsteam aus Neurolog:innen, Immunolog:innen und Forscher:innen der medizinischen Forschung ist dieser Früherkennung dicht auf der Spur. In dem Fachblatt Jama Neurology haben sie ihre Studie Neurofilament Light Chain Elevation and Disability Progression in Multiple Sclerosis Anfang November veröffentlicht. Die Forschenden analysierten Langzeitdaten von Blutproben und Patient:innen-Visiten.

Auffällig war: Bei vielen Untersuchten sind schon zwölf bis 26 Monate vor einer Verschlechterung der Krankheit die Anzahl der sogenannten Leichtketten-Neurofilamente (NfL) im Blutserum erhöht. Der Anstieg dieser Proteine war Monate bis Jahre später (beim Auftreten von äußeren Symptomen der MS) schon wieder abgeflacht. Durch die Analyse der NfL gelang es den Forschenden, Anzeichen für mögliche Nervenschäden zu erkennen – und das bis zu zwei Jahre bevor sich die ersten klinischen Symptome der MS zeigten.

Erhöhte NfL-Werte führen laut Studie innerhalb von einem Jahr zu einem 91 Prozent höheren Risiko für eine Verschlechterung der MS mit einem Rückfall. Nach zwei Jahren ist das Risiko einer Verschlechterung immer noch 49 Prozent größer. Damit hat das Forschungsteam die erste Studie veröffentlicht, in der ein Zeitrahmen vor der Verschlechterung der Krankheit quantifiziert wird. 

Ausblick

Die Ergebnisse der Studie bieten nicht nur die Möglichkeit, MS in einem früheren Stadium zu erkennen, sondern lassen auch Rückschlüsse auf den Prozess der Nervenschädigung bei dieser Krankheit zu. Die Forschenden vermuten, dass die Veränderungen im Immunsystem und im Nervensystem langsam voranschreiten, bevor die ersten Symptome auftreten. Diese Erkenntnis könnte entscheidend sein, um neue Ansätze für präventive Therapien zu entwickeln, die den Krankheitsverlauf von MS effektiv verlangsamen oder sogar stoppen könnten.

Während weitere Untersuchungen und Validierungen notwendig sind, um diese Entdeckung in die klinische Praxis zu übertragen, markiert die Studie zweifellos einen Wendepunkt in der MS-Forschung. Die potenzielle Früherkennung von Nervenschäden bei MS bietet Hoffnung auf verbesserte Behandlungsmethoden, die letztendlich das Leben von Millionen erkrankten Menschen weltweit positiv beeinflussen könnte.


Beitragsbild: Pixabay

Unterstütze die Arbeit von Rahel Pfeffinger und anderen Autor:innen mit einem GNM+ Abo!

Deine Vorteile:

  • Gut recherchierte positive Nachrichten
  • Nachhaltig gedruckt oder digital
  • Dramafrei und lösungsorientiert

GNM+

Rahel Pfeffinger

Rahel ist Redakteurin beim Good News Magazin und studiert Gender Studies im Master. In ihrer Freizeit findet sie Entspannung in der Natur, der analogen Fotografie und beim Töpfern. Ihr Tipp für einen gute Laune-Boost: Mindestens eine Good News am Tag lesen.

Good-Newsletter: Melde dich hier gratis an für die Good News der Woche in deinem E-Mail-Postfach.

Diese Good News könnten dich auch interessieren