So viel neuer Wald wie Österreich, Slowakei und Slowenien zusammen

Europas Waldfläche wächst um neun Prozent in 30 Jahren

Werbung
Werbung

von | 10. November, 2024

Die Waldfläche in Europa ist in den letzten 30 Jahren um neun Prozent gestiegen und bedeckt damit mehr als ein Drittel des Kontinents.

Im Jahr 2020 haben viele von uns den Wald wieder neu lieben gelernt: Als man sich nicht in großen Gruppen treffen konnte, wurde das Spazierengehen zum beliebten Lockdown-Hobby. Und wo kann man besser spazieren als im Wald? Vogelgezwitscher, frische Luft und der Geruch nach Saunaaufguss… Gut, eigentlich riecht der Saunaaufguss ja nach Wald, aber trotzdem versetzt mich ein tiefer Atemzug im Nadelwald manchmal in den Ruheraum der Saunalandschaft nach dem Kiefernadel-Aufguss. Kein Wunder, dass “Waldbaden” schon vor der Pandemie ein Trend für gestresste Stadtbewohner:innen war. Umso trauriger machten mich in den letzten Jahren die vielen Berichte über das Waldsterben und den Borkenkäferbefall in den heimischen Wäldern. 

So ernst die Bedrohungen für unsere Wälder auch genommen werden müssen – es gibt auch gute Nachrichten. Laut dem Deutsche Naturschutzring (DNR) sind 227 Millionen Hektar der Landfläche Europas mit Wald bedeckt, also mehr als ein Drittel. Das bedeutet, dass die Waldfläche Europas in den letzten 30 Jahren um neun Prozent gewachsen ist. 

Mehr Schutzraum, mehr Wald

Das Österreichische Land- und Forstwirtschaftsministerium vergleicht den Flächenzuwachs noch anschaulicher: 

“Die Waldflächenzunahme in der EU in den letzten drei Jahrzehnten entspricht laut dem Global Forest Resources Assessment 2020 der FAO (Forstabteilung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) fast der Fläche von Österreich, der Slowakei und Slowenien zusammen”

Und nicht nur das: Auch die Fläche der geschützten Waldgebiete ist in den letzten 20 Jahren um 65 Prozent gestiegen. Diese Flächen sind ausgewiesen zum Schutz der Artenvielfalt. Diese Zahlen gehen laut DNR aus dem Europäischen Waldzustandsbericht (SoEF) 2020 hervor. 

Allerdings ist leider auch an den oben erwähnten Berichten über Waldsterben und Schädlingsbefall was dran: Laut DNR leidet der Wald stark unter der Erderwärmung. In Folge verlieren Bäume ihre Blätter, werden von Insekten befallen oder es kommt zu Waldbränden. Das zeigt auch die Waldzustandserhebung 2023. Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge ist nur jeder fünfte Baum in Deutschland gesund. Das gilt für die in Deutschland am weitesten verbreiteten Baumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche. 

Eine Kur für unsere Wälder

Bundesminister Cem Özdemir gab deshalb in einer Pressemeldung bekannt: “Wir müssen unserem wertvollen Ökosystem eine Langzeit-Kur verschreiben. Wir haben daher alleine dieses Jahr 250 Millionen Euro für Waldförderung eingeplant, um den Wald gegen die Klimakrise zu wappnen – ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den Wald zu erhalten für uns, unsere Kinder und unsere Enkel.“

Der Frage, wie dieses Geld investiert werden kann, um den Wald Klimawandel-fit zu machen, widmen sich verschiedene Programme und Organisationen. Eine davon ist das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK), das sich die “Wiederbewaldung” (die ja, wie oben gesehen, schon ganz gut läuft) und den “Waldumbau” zur Aufgabe gemacht hat. Der Wald soll dabei unterstützt werden, sich an den Klimawandel anzupassen.

Flächen, die bereits Schaden genommen haben, sollen artenreicher wiederaufgebaut werden. Denn im Gegensatz zu Monokulturen ist ein Wald mit verschiedenen Baum- und Pflanzenarten besser vor Klimaschäden und Schädlingsbefall geschützt. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg untersucht beispielsweise, welche Baumarten aus anderen Regionen besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen können als heimische Baumarten. Hier werden unter anderem die Nordmanntanne oder die Baumhasel genannt. 

Es wurde außerdem bereits beobachtet, dass junge Bäume klimaresilienter sind, als ihre älteren Artgenossen. So kann also beispielsweise eine junge Buche besser mit Hitze und Trockenheit umgehen, als eine Buche, die in einem Wald “aufgewachsen” ist, der noch um einige Grad kälter war. Die Klimaanpassung passiert also nicht nur, indem Baumarten gepflanzt werden, die als Art bereits resilienter sind, sondern auch, indem viele junge Bäume, unterschiedlicher Arten gepflanzt werden, die sich dann, während sie wachsen, den neuen Bedingungen in unseren Wäldern anpassen können.

Mit diesen Anpassungen und Schutzmaßnahmen soll der Wald auch noch in vielen Jahren der Erderwärmung trotzen. So wird der Wald, durch den wir in Zukunft spazieren werden vielleicht ein wenig anders aussehen und duften. Dafür wird er weiterhin als Schutzraum für viele Arten dienen und uns mit lebenswichtigen Sauerstoff versorgen. 

Beitragsbild: Flickr.com

Hier findest du einen Artikel über Baden-Württembergs ersten Tiny Forest

Unterstütze die Arbeit von Antonia Scheurer und anderen Autor:innen mit einem GNM+ Abo!

Deine Vorteile:

  • Gut recherchierte positive Nachrichten
  • Nachhaltig gedruckt oder digital
  • Dramafrei und lösungsorientiert

    GNM+

    Antonia Scheurer

    Antonia unterstützt unser Team aktuell als Praktikantin. Sie reist gerne und mag es (dabei) Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Mit Berichten über besondere Menschen, Projekte oder tolle gesellschaftliche Entwicklungen möchte sie andere inspirieren und den Blick auf das Schöne in der Welt richten.

    Good-Newsletter: Melde dich hier gratis an für die Good News der Woche in deinem E-Mail-Postfach.

    Diese Good News könnten dich auch interessieren