Mallorca ist vor allem für Strandurlaub und Partytourismus bekannt. Gleichzeitig entwickelt sich die Insel auch in Richtung moderner und nachhaltiger Mobilitätslösungen – wie ein Beispiel aus dem Norden der Insel zeigt.
In der mallorquinischen Stadt Alcúdia wurden bereits acht von zehn Pferdekutschen auf elektrischen Antrieb umgestellt. Zwei Jahre haben die spanischen Behörden für die Genehmigung benötigt, bevor die Umstellung im März 2025 umgesetzt wurde.
Der Schritt hin zu Elektrokutschen ist auch eine Reaktion auf anhaltende Kritik am bisherigen Betrieb mit Pferden. Die traditionellen Kutschen waren zwar bei Touristinnen und Touristen sehr beliebt, bedeuteten für die Tiere jedoch eine erhebliche Belastung – besonders in den heißen Sommermonaten auf Mallorca.
Klimawandel als Auslöser
Auf Mallorca ist vor ein paar Jahren ein Gesetz in Kraft getreten, das bei heißem Wetter mit Temperaturen ab 36 Grad den Einsatz von Pferden verbietet. Das stellte die Kutscher:innen in Alcúdia angesichts der immer heißeren Sommer jedoch vor große Probleme – die Umstellung auf die elektronischen Fahrzeuge war die naheliegende Lösung.
„Ich liebe Pferde, aber ich denke, es war an der Zeit für den Wechsel“, sagte Kutscher José Antonio Salazar der Zeitung Der Westen und lobte die Vorteile der neuen Kutschen. „Ich habe vorher sechs Pferde pro Kutsche benötigt. Alle fünf Stunden musste ich eins austauschen […] Und da es immer heißer wird, können wir immer öfter nicht arbeiten.“ Das Problem hat Salazar mit den neuen Kutschen nicht mehr. 50 bis 60 Kilometer schafft er mit einer Ladung. Danach muss der Akku gewechselt oder geladen werden.
2024 war für Mallorca ein Rekordjahr, vor allem mit Blick auf die Meerestemperatur, die teilweise 31,8 Grad erreichte. Aber auch die durchschnittliche Lufttemperatur lag mit 20,2 Grad sehr hoch, im Sommer kletterte das Thermometer oft sogar über 40 Grad.
Optisch bleibt alles beim Alten
Die neuen elektrischen Kutschen, die nur im Gemeindegebiet von Alcúdia betrieben werden dürfen, behalten das Design ihrer Vorgänger mit weißer Außenlackierung und knallig roten Sitzen und Rädern bei. Sie bieten Platz für fünf Passagier:innen und dürfen wie vorher auch keine Werbung tragen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 25 Kilometer pro Stunde.
Kein Schritt zurück
Zwei der zehn Kutschen werden weiterhin von Pferden gezogen – denn der Umstieg erfolgt erstmal auf freiwilliger Basis. Ob auch die restlichen Kutscher:innen nachziehen, ist bisher nicht bekannt. Die Stadt Alcúdia möchte an diesem Prinzip festhalten und keinen Druck auf die traditionellen Anbieter aufbauen. Dennoch gilt: Einmal elektrifiziert, gibt es kein Zurück. Sind die Kutschen erst einmal auf Elektoantrieb umgestellt, bleibt es dauerhaft dabei.
Was in Alcúdia begonnen hat, könnte auch andernorts Schule machen – als Beispiel dafür, wie Tradition und Fortschritt miteinander vereinbar sind. Womöglich zieht die Inselhauptstadt Palma de Mallorca schon bald nach.
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