Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) würdigt eine Erfindung für klimafreundlichere Schifffahrt und einen Kämpfer für den Artenschutz mit dem Deutschen Umweltpreis 2022.
Der Deutsche Umweltpreis der DBU ist mit seinem Preisgeld von insgesamt 500.000 Euro eine der höchstdotierten Auszeichnungen in Europa. In diesem Jahr teilt sich das Ingenieur-Gespann Friedrich Mewis und Dirk Lehmann den Preis mit dem Biologen Dr. Christof Schenck.
Umweltpreis für den Becker Mewis Duct
„Mewis und Lehmann haben zusammen den Becker Mewis Duct geschaffen. Das ist ein Daniel Düsentrieb-Moment für den Schiffbau.“
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde
Seit Markteinführung 2008 seien durch die Erfindung des Bauteils in der Schifffahrt weltweit neben Brennstoff und Energie auch umweltschädliche Treibhausgase (THG) eingespart worden, rund zwölf Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO₂) – so viel wie der jährliche CO₂-Ausstoß Tansanias oder Hamburgs.
Die Zusammenarbeit zwischen Friedrich Mewis (79) und Dirk Lehmann (58) reicht ins Jahr 2001 zurück. Als Tüftler im Schiffbau hatte sich Mewis einen Namen gemacht, Lehmann war Chef eines mittelständischen maritimen Unternehmens mit Sitz in Hamburg, dessen Geschäftsführer er heute noch ist.
Ging es Mewis und Lehmann anfangs um Verbesserung von Rudern für sehr große Containerschiffe, drehte sich ihre Kooperation ab 2007 um die Frage, wie die Effizienz bei großen, langsamen Schiffen zu steigern sei – von Tankern bis zu Massengutfrachtern. Mewis kombinierte schließlich bereits bekannte Schiffbau-Komponenten: Der Becker Mewis Duct (BMD) war geboren. Bis zu 60 Tonnen schwer und bis zu sieben Meter im Durchmesser ist das Konstrukt. Produziert wird es in zwei Hälften, die am Schiff zusammengeschweißt werden. Mewis erklärt den BMD als „eine energiesparende Vorrichtung aus einer Düse mit integrierten Strömungsleitflächen, die vor einem Schiffspropeller montiert wird.“
Der Verbrauch von Schweröl und der THG-Ausstoß werden dank der Vorrichtung um bis zu zehn Prozent gesenkt. Positiver Nebeneffekt: leisere Schiffe und geringere Lärmbelastung für Meerestiere. Bislang ist der BMD weltweit in 1.400 Schiffen eingebaut, 300 weitere Exemplare sind bereits bestellt.
Biologe Schenck für Kampf um Hotspots der Artenvielfalt ausgezeichnet
Den Biologen Schenck (60) nannte DBU-Generalsekretär Bonde einen „Kämpfer für die Wildnis”:
„Artenverlust ist neben der Klimakrise die große ökologische Herausforderung unserer Zeit. Ohne Artenvielfalt geht es uns Menschen schlecht. Schenck hat es mit unbändigem Einsatz geschafft, große Wildnisrefugien zu schützen – ein Weg, um das Weltnaturerbe für kommende Generationen zu bewahren.“
Riesige Wildnisgebiete vor menschlichem Eingriff schützen und bewahren, dafür kämpft Schenck seit Jahrzehnten erfolgreich. Sein Engagement gilt besonders dem Schutz großer Nationalparks in den tropischen Regenwäldern Amazoniens, des Kongobeckens und Südostasiens. Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), will die Hotspots der Artenvielfalt langfristig vor dem Zugriff wirtschaftlicher Interessen bewahren und gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung und finanzielle Absicherung der Bevölkerung vor Ort gewährleisten.
Zwei Voraussetzungen sind ihm bei ZGF-Projekten besonders wichtig: Zum einen die von Geldgebenden unabhängige Handlungsfähigkeit, zum anderen die Zustimmung des jeweiligen Landes – „ohne jedoch als Feigenblatt zu dienen“, so Schenck. Er fordert „eine Basis-Finanzierung der Top-Nationalparke“, die oft mit schwankenden Einnahmen zu kämpfen haben. Sein Gegenmittel: die Gründung eines internationalen Naturerbe-Fonds, des Legacy Landscapes Fund.
„Das bringt international die Absicherung von Schutzgebieten erheblich voran. Naturschutzarbeit kann so auch zu einem entscheidenden Faktor für eine nachhaltige Entwicklung und Stabilität im globalen Süden werden.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt die Ehrung der Ausgezeichneten am Sonntag, 30. Oktober, in einem Festakt in Magdeburg vor.