In nur wenigen Tagen wird es wieder heller

Das Luciafest in Schweden

von | 21. Dezember, 2021

Heute, am 21. Dezember 2021 ist die Wintersonnenwende, damit werden die Tage wieder länger. Die Schwedinnen und Schweden feiern das Ereignis mit dem Luciafest einige Tage früher, am 13. Dezember.

Das Luciafest zu feiern ist eine moderne Tradition in Schweden. Die heilige Lucia, eine sizilianische Märtyrerin, soll in Syrakus den Verfolgten des christlichen Glaubens Essen und Trinken in ihre Verstecke in den Höhlen gebracht haben. Um in der Dunkelheit sehen zu können, trug sie Kerzen auf ihrem Kopf. Da Lucia ihrem Glauben treu bleiben wollte, soll ihr Bräutigam sie an die Römer ausgeliefert haben, die sie hinrichten ließen.

Abseits des Glaubens verbinden die Feiernden heute das Fest mit Licht, Hoffnung und der Ankündigung des naheliegenden Weihnachtsfestes. Der 13. Dezember ist nach der gregorianischen Kalenderreform der kürzeste und damit dunkelste Tag des Jahres. Besonders in Schweden sind die Monate November und Dezember sehr dunkel, aber mit der Wintersonnenwende und mehr Schnee im Januar werden die Tage wieder leichter. 

Um herauszufinden, was genau es mit dieser Tradition auf sich hat, habe ich mit der Schwedin Hanna Carlsson gesprochen.

Lucia und ihr Chor 

Das Luciafest hat sich als Tradition in Schweden etabliert, weil jede:r daran teilnehmen kann. Obwohl die meisten Leute nicht gläubig sind, gehen sie doch an diesem Tag in die Kirche, um den Festzug zu sehen und dem Chor zu lauschen:

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, es haben sich bereits viele Menschen in der örtlichen Kirche versammelt und warten gespannt. Das Kirchentor öffnet sich langsam und hereinkommt die Lucia mit einer Kerzenkrone im Haar, begleitet von einem Chor in weißen Gewändern. Sie singen das Lied „Natten går tunga fjät“, auf Deutsch: „Die Nacht geht mit schweren Schritten“. Es folgt ein Konzert mit Weihnachtsliedern, manche mehr christlich, andere weniger. Am Ende führt Lucia alle Gäste nach draußen und der Chor singt noch einmal das Einzugslied.

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Hannas Lieblingserinnerung in Schweden war ein eindrucksvolles Konzert ihrer Schule, bei dem die Musiktalente wahre Arbeit geleistet hatten. Ein anderes, besonderes Fest, hatte Hanna in ihrem Auslandsjahr in Argentinien in einer schwedischen Kirche erlebt. Dort wurde ihr trotz der sommerlichen Temperaturen bewusst, wie sehr sie die schwedische Lucia-Tradition und damit das kulturelle Erbe ihres Landes schätzt.

Hat die Tradition Zukunft? 

Das Feiern einer jungfräulichen Heiligen in Schweden stammt aus einer Zeit, in der viele christliche Feiertage den Agrarkalender und damit das dörfliche Leben bestimmten. 

Viele haben heute vergessen, worum es geht, meint Hanna. Denn das Luciafest wird heute viel ernster und traditioneller gefeiert. Früher glich es dem heutigen Halloween: Nachbarn erschreckten sich gegenseitig in Kostümen und brachten sich Süßigkeiten und Lieder.

Trotzdem wird der Festzug und Chor heutzutage auch in Schulturnhallen, an Arbeitsplätzen oder in Kindergärten veranstaltet. Und es etabliert sich langsam ein neues Bild der Lucia: Jede:r kann die Lucia darstellen, es muss nicht mehr das blonde hübsche Mädchen sein.

Beitragsbild: N_Creatures / WikimediaCommons

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Julia Fritzsche

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