Früh erkennen, gezielt stoppen

Multiple Sklerose: Zwei medizinische Durchbrüche geben neue Hoffnung

von | 18. September, 2025 | Gesundheit

Pflege: Mehr Menschen haben eine Ausbildung absolviert.

Ein neuer Bluttest könnte Multiple Sklerose (MS) schon Jahre vor den ersten Symptomen entlarven. Gleichzeitig zeigt ein neuartiger Wirkstoff, dass sich das Fortschreiten der Krankheit auch ohne akute Entzündungen bremsen lässt.

Forschende der Medizinischen Universität Wien haben einen Bluttest entwickelt, der Multiple Sklerose im Schnitt mehr als fünf Jahre vor dem ersten Symptom erkennen könnte – lange bevor das Immunsystem das Nervensystem angreift. Der Test sucht nach Autoantikörpern gegen das Epstein-Barr-Virus-Protein EBNA-1. Werden diese Antikörper mehrfach nachgewiesen, ist das Risiko für eine spätere MS-Erkrankung deutlich erhöht.

Für ihre Studie analysierte das Team Blutproben von über 700 Menschen mit späterer MS-Diagnose und mehr als 5.000 Kontrollpersonen. Ergebnis: Die Antikörper waren durchschnittlich 5,4 Jahre vor Ausbruch der Krankheit messbar – in Einzelfällen sogar bis zu zwölf Jahre. Damit eröffnet sich eine neue Chance für Prävention: Menschen mit erhöhtem Risiko, etwa nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, könnten engmaschiger überwacht und möglicherweise vor Ausbruch der Krankheit behandelt werden.

Neuer Wirkstoff bremst Krankheitsfortschritt

Auch in der Therapie gibt es Hoffnung: Am Universitätsklinikum Freiburg wurde der Wirkstoff Tolebrutinib in mehreren internationalen Phase-III-Studien getestet. Bei schubförmiger MS reduzierte er die Zahl der Krankheitsschübe ähnlich stark wie die Standardtherapie mit Teriflunomid. Doch Tolebrutinib kann noch mehr: Es zeigte auch Wirkung bei der sekundär progredienten Form der Krankheit, die bislang besonders schwer zu behandeln ist.

Besonders bemerkenswert: Das Medikament bremste den Krankheitsfortschritt selbst in Phasen, in denen keine akuten Entzündungsherde im Gehirn sichtbar waren – ein sogenannter PIRA-Effekt („progression independent of relapse activity“). Diese Fähigkeit könnte vielen Betroffenen helfen, bei denen herkömmliche Therapien an ihre Grenzen stoßen.

Hoffnung auf baldige Zulassung

Die positiven Studienergebnisse haben dazu geführt, dass der Hersteller Sanofi bereits einen Zulassungsantrag bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA gestellt hat. Sollte das Medikament auf den Markt kommen, könnten künftig gleich zwei neue Werkzeuge gegen MS bereitstehen: ein Test, der früh warnt, und ein Wirkstoff, der den Krankheitsverlauf gezielt verlangsamt.

Für die mehr als 2,9 Millionen Menschen weltweit, die mit Multipler Sklerose leben, sind das Nachrichten, die Mut machen.

Bildquelle: freepik

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