Ob Tofu, in-Vitro-Steak oder Hack aus Biertreber: vegane Fleischalternativen erleben derzeit einen echten Boom. Was steckt dahinter, warum ist das, was wir als vegane Ernährung bezeichnen, gerade in anderen Teilen der Welt schon immer und immer noch ein Ding und wozu kann dieser Trend gut sein?
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Blumenwurst
So lautet der Titel eines Liedes, das mir beim Schreiben dieses Artikels unvermittelt in den Sinn kam. “Seitan, Bulgur, Amaranth, Hirse, Quinoa…” werden in dem Lied aufgezählt, genauso wie Cashews und Pak Choi. Nun sind nicht alle diese Produkte zwangsläufig Basis für eine “Blumenwurst” – oder für Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis. Aber viele von uns assoziieren sie vermutlich mit einer sehr bestimmten, bewussten, oft fleischarmen oder veganen Ernährung.
Die Gründe, warum Menschen auf tierische Produkte verzichten, sind verschieden und individuell. Der Klimafaktor, Tierwohl, die Gesundheit – alles gleich legitim. Ich persönlich esse wenig Tierprodukte, um das Klima zu schonen, tatsächlich aber auch, weil ich einfach gerne Gemüse esse und mir zum Beispiel Fleisch selten fehlt. Wenn ich aber in Franken bei meinen Eltern zu Besuch bin, sage ich auch nicht „Nein“ zu einer Bratwurst. Das ist genau das, was ich in Bezug auf Essen und Ernährung unbestreitbar wichtig finde: Die Wahl zu haben, das zu essen, was uns gut tut und worauf wir Lust haben. Auch wenn es natürlich Fakt ist, dass bestimmte Lebensmittel besser für den Körper sind, beispielsweise pflanzliche statt tierische Fette, Vollkornprodukte, viel Obst und Gemüse. Aber hin und wieder Ausnahmen zu machen, ist immer drin. Letztendlich ausschlaggebend ist, neben individuellen körperlichen Voraussetzungen, die Ausgewogenheit der Ernährung – und zum Glück haben die meisten von uns das Privileg, dass wir enorm viel Auswahl an Lebensmittelprodukten haben.
Genau darum ist es auch so gut, dass auch Ersatzprodukte für tierische Produkte qualitativ besser und einfacher zugänglich werden: Sie geben denjenigen von uns, die aus verschiedenen Gründen auf tierische Produkte verzichten müssen oder wollen, Optionen. Und sie eröffnen neue Möglichkeiten, die viele von uns vielleicht noch gar nicht kannten, unseren Speiseplan diverser, nachhaltiger, gesünder oder – man stelle es sich vor – leckerer zu machen.
Ist das denn gut?
Das nur kurz vorweg: Über die Vor- und Nachteile einer veganen Ernährung lässt sich streiten – und es wird auch viel gestritten. Automatisch gesünder ist sie nicht, sagen die Statistiken. Auch bei den Auswirkungen auf die Umwelt kommt es darauf an, wie und wo Produkte wie Avocados, Soja oder Cashews produziert werden und welcher Wasserverbrauch und welche Transportemissionen beispielsweise anfallen. Dasselbe gilt für Fleischersatzprodukte. Hackfleischersatz aus Erbsenprotein hat in Deutschland beispielsweise eine deutlich bessere Umweltbilanz als die meisten Ersatzprodukte aus Soja, weil Erbsen hier besser regional angebaut werden können. Was allerdings unbestritten ist: Im Durchschnitt haben Fleischersatzprodukte eine wesentlich bessere Umweltbilanz als Fleischprodukte. Dasselbe gilt für die meisten pflanzlichen Milchalternativen, besonders Haferdrinks schneiden in der Ökobil…