In einer Stadt leben und trotzdem mitten in der Natur sein – was bisher nur ein Wunschtraum vieler Großstadtkinder war, soll nun in Singapur Wirklichkeit werden. Mit einem autofreien Stadtkern, einem automatisierten Müllsystem und computergestützten Nachhaltigkeitskonzepten soll aus dem Bezirk Tengah eine neue „Waldstadt” werden, die das Leben der Menschen in die Natur integriert.
Mehr Platz und Luft im autofreien Stadtkern
Bereits im Jahr 2016 stellte Lawrence Wong, Singapurs Minister für nationale Entwicklung, die Pläne für Tengah vor. Alles sei darauf ausgerichtet, „eine Waldstadt (‘Forest Town’) zu erschaffen, mit Häusern umgeben von üppigem Grün und Natur.” Die Bewohner:innen sollen „mit der Natur zuhause” sein.
Die neue Stadt im Westen Singapurs wird aus fünf unterschiedlichen Distrikten bestehen, von denen jeder eine spezielle Funktion hat. Im Plantation District können die Bewohner:innen zum Beispiel gemeinsam Obst- und Gemüse anbauen. Das soll nicht nur zu einem naturnahen Lebensstil anregen, sondern auch die Gemeinschaft stärken. Kern und Herz der Stadt wird das Park District sein. Hier soll der Autoverkehr unter die Erde verlegt werden, um das erste autofreie Stadtzentrum Singapurs zu ermöglichen. Das bedeute mehr Platz für Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen.
Überall in der Stadt werden Gebäude und Flächen begrünt. Darüber hinaus planen die Stadtentwickler:innen auch einen 5 Kilometer langen und 100 Meter breiten Waldstreifen, der Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten soll. So werden die Bewohner:innen im angrenzenden Forest Hill District das wohl grünste Leben in der grünen Stadt haben.
Green Living und Smart Living
Die Entwickler:innen erschaffen nicht nur eine grüne, sondern auch eine smarte Stadt. Bereits im Entwicklungsprozess nutzen sie Computersimulationen, um das Stadtbild auf idealen Windfluss und minimale Hitzeentwicklung auszurichten. Das wollen sie unter anderem mit unterschiedlich hohen Gebäuden schaffen. Und die smarte Technik soll auch den Alltag in Tengah optimieren.
So wird beispielsweise ein automatisiertes Abfallsystem den Müll aus den Privathäuser über Druckröhren direkt an eine zentrale Sammelstelle befördern. Die Bewohner:innen sollen zudem nicht mehr auf eigene Klimaanlagen angewiesen sein. Ein zentrales System leitet gekühltes Wasser an alle Wohnungen eines Hauses. Betrieben wird das Kühlsystem mit Solarstrom des Hauses. Das sei laut Angaben der Verantwortlichen nicht nur umweltschonend und nachhaltig, sondern erspare den Verbraucher:innen weitere Kosten.
Den eigenen Energieverbrauch können die Bewohner:innen über eine App steuern und einsehen, auf sogenannten Eco-Boards können sie den ökologischen Fußabdruck ihres Bezirks nachvollziehen. Damit wollen die Stadtentwickler:innen umweltbewusstes Verhalten fördern.
In Zukunft sollen in der Waldstadt Tengah 42.000 Wohnungen entstehen, 30.000 davon werden zu sozialem Wohnraum. Aktuell befinden sich bereits mehr als 8.300 Wohnungen im Bau.
Hier ein Video der geplanten Waldstadt:
Beitragsbild: Victor / unsplash.com