Kein Frieden ohne Gerechtigkeit. Armut macht krank und auch viele andere soziale Faktoren beeinträchtigen unsere Gesundheit und damit unsere Teilhabe an der Gesellschaft. Immer mehr Kliniken verfolgen darum einen ganzheitlichen Ansatz, ohne auf Profit zu setzen, Polikliniken oder Kliniken ohne Grenzen zeigen dabei: Ein gerechteres System ist möglich.
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Gesundheit ist ausschlaggebend für Frieden, das erkannte die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits 1948 bei ihrer Gründung an. In ihrer Satzung legt sie fest: „Die Gesundheit aller Völker hat fundamentale Bedeutung, um Frieden und Sicherheit zu erreichen“. Auch über 70 Jahre später betont der Leiter der WHO-Zentrale in Genf, Bernhard Schwartländer: „Ohne Gesundheit kann es keinen Frieden geben.” Genau wie der Zugang zu Nahrung oder sauberem Trinkwasser, ist Gesundheit schließlich ein Menschenrecht, ein Grundrecht. Und wie für alle anderen Grundrechte gilt: Wenn diese Rechte nicht erfüllt werden, ist nachweislich die Wahrscheinlichkeit höher, dass es zu Konflikten kommt.
Besonders problematisch ist es, wenn der Zugang zu Grundrechten ungleich verteilt ist. Dass das in Sachen Gesundheitsversorgung gerade der Fall ist, ist kein Geheimnis. Im letzten Magazin “Gesundheit. Danke” führte ich dazu ein Interview mit Ärzte ohne Grenzen, die sich weltweit für einen gerechteren Zugang zu Arzneimitteln, Impfungen und medizinischer Versorgung allgemein einsetzen. Aber, das wurde mir bewusst, als ich länger über den Zusammenhang von Gesundheit und Frieden nachdachte: Gerechtigkeit und Gleichheit sind nicht nur weltweit gesehen fundamental für Frieden. Sie bestimmen auch unser friedliches Zusammenleben im Alltag, auch hier in Europa.
Das Gefühl, Zugang zu Grundrechten wie gerechter Gesundheitsversorgung zu haben, bestimmt darüber, ob ich dem System vertraue, in dem ich lebe, oder ob ich es anzweifle und mich dagegen auflehne, wie auch eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung unterstreicht. Darum will ich diesmal den Blick nicht auf die globalen Strukturen richten, sondern ganz nach dem Leitsatz, dass Veränderung bei uns selbst beginnt, auf die Ungerechtigkeiten im deutschen Gesundheitssystem blicken. Dabei spreche ich nicht nur von der Unterteilung in Privat- und Kassenpatient:innen, sondern auch über etwas, das leider noch viel zu häufig übersehen wird: soziale Faktoren beeinflussen unsere Gesundheit.
Dazu zählen – auch dies hat die WHO übrigens bereits früh festgehalten – unsere Lebensumstände, unser Einkommen oder Wohnverhältnisse. Sie bestimmen häufig ebenfalls darüber, welchen Zugang wir zu Gesundheitsversorgung haben, wie gut wir das System navigieren können, und können entscheidend dafür sein, ob Beschwerden richtig diagnostiziert werden.
In einem System, das noch viel zu häufig auf Gewinn ausgerichtet ist, sind soziale Faktoren bisher Randsache. Aber das muss nicht so sein. Wir stellen drei Einrichtungen vor, die ganzheitliche Gesundheitsversorgung praktizieren. Sie zeigen, dass ein anderes, gerechteres System möglich ist.
Poliklinik Veddel:
“Einfach zum Arzt gehen? – Kannst du doch!” Heißt es auf der Website der Poliklinik Veddel lakonisch als Antwort an all diejenigen, die am Konzept noch Zweifel haben. Doch hier ist eben noch viel mehr möglich als…