Freiheit für Vietnams Elefanten?

Vietnamesische Provinz plant Verbot des Elefantenreitens

von | 3. Februar, 2022

Das umstrittene touristische Elefantenreiten soll in der Provinz Dak Lak bald der Vergangenheit angehören – und damit die einheimischen Elefanten schützen.

Am 15. Dezember des vergangenen Jahres trafen sich Vertreter:innen des Volkskomitees der Provinz Dak Lak und der Tierschutzorganisation Animals Asia Foundation, um eine gemeinsame Absichtserklärung zu unterzeichnen. Diese Absichtserklärung soll das touristische Elefantenreiten in der südvietnamesischen Provinz beenden und damit die einheimischen Elefanten unter Schutz stellen. 

Laut Animals Asia sind derzeit 27 von 32 Elefanten in Vietnam als Reittiere im Einsatz. Auch wenn die Absichtserklärung keine zeitlichen Ziele nennt, sieht die Organisation darin einen “historischen und bahnbrechenden Akt”, der das Elefantenreiten als Form der Unterhaltung in Vietnam gänzlich beende. Statt des Elefantenreitens fördert die Organisation Projekte des tierfreundlichen und nachhaltigen Tourismus, die den Tieren ihre Freiheit garantiert und auf Respekt setzt. Die Umsetzung der Ziele der Absichtserklärung steht in den kommenden Jahren an und der Fortbestand von Vietnams Elefantenpopulation beruht darauf.

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Animals Asia signs historic agreement to end elephant riding in Dak Lak, Vietnam (17 Dec 2021)

Die letzten Elefanten

Die Art des asiatischen Elefanten ist in Südostasien und Vietnam seit langer Zeit heimisch. Besonders  im 19. und 20. Jahrhundert ging die Zahl der in Wildnis lebenden Dickhäuter auch in Vietnam stark zurück. Um 1990 lebten noch schätzungsweise zwischen 1.500 und 2.000 Tiere in dem Land. Heute ist die  Elefantenpopulation Vietnams auf ungefähr 128 bis 148 Wildtiere gesunken und die Art steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten Vietnams.

Der Einsatz von Elefanten sowohl als Arbeitstiere als auch als Reittiere für Touristen steht schon seit längerem in der Kritik. Ausbeutung, schlechte Haltungsbedingungen und eine grausame Behandlung schaden der physischen und psychischen Gesundheit der Tiere und bedrohen den Fortbestand der Populationen. Zum Beispiel ist alleine schon der Sitz, auf dem meist mehrere Tourist:innen sich befinden, zu schwer für den Rücken der Elefanten. Ein einzelner Mensch, der im Nacken sitzt, kann hingegen vom Elefanten über eine kurze Strecke getragen werden. Der Yok Don Nationalpark in Vietnam ist heute einer der wenigen Orte, der den Tieren noch eine artgerechte Umwelt bietet und ein freies Leben ermöglicht.

„Wir hoffen, dass andere Länder dies bemerken und begreifen, dass sich die Moral des Tourismus verändert und immer mehr Menschen sich darüber klar werden, welche Grausamkeit mit der Verwendung wilder Tiere zur Unterhaltung des Menschen verbunden ist.“

Dave Neale

Der Direktor für Tierschutz bei Animals Asia, Dave Neale, sieht den neuen Schritt der Provinzregierung von Dak Lak als wegweisend für einen ethisch vertretbaren Tourismus. Neale ergänzt: “Wir hoffen, dass andere Länder dies bemerken und begreifen, dass sich die Moral des Tourismus verändert und immer mehr Menschen sich darüber klar werden, welche Grausamkeit mit der Verwendung wilder Tiere zur Unterhaltung des Menschen verbunden ist.“

Nachhaltiger Elefanten-Tourismus im Yok Don Nationalpark

Der Ort Ban Don (Distrikt Buon Don) nahe der kambodschanischen Grenze ist seit langem bekannt als Ausflugsziel, an dem man touristische Ausflüge auf dem Rücken von Elefanten machen kann. Das Elefantenreiten war hier lange eine Einkommensquelle der lokalen Bewohner:innen, von denen auch einige Angehörige der im Hochland lebenden ethnischen Minderheiten sind. Die Organisation Animals Asia setzt sich mit Spendengeldern für einen Übergang zu nachhaltigeren Tourismusmodellen ein, die die Tiere und lokale Bevölkerung gleichermaßen berücksichtigt.  

Als größter Erfolg der Organisation gilt die Kooperation mit dem Yok Don Nationalpark im südvietnamesischen Hochland. Durch Kampagnen von Animals Asia ist das Elefantenreiten in Yok Don seit 2018 verboten. Dorthin werden auch die aus ihrem unfreiwilligen Einsatz als Reittiere befreiten Elefanten umgesiedelt. Touristen können die nun freien Tiere in ihrer artgerechten Umgebung beobachten und sich mit respektvollem Abstand nähern. 

Yok Don ist heute zum wichtigsten Zufluchtsort für Elefanten aus der Gefangenschaft geworden, die durch den Einsatz der Organisation befreit werden konnten. Für viele alte und kranke Tiere bedeutet der Umzug nach Yok Don ein neues Leben in Freiheit. Damit wächst auch die Hoffnung auf Nachwuchs und den Fortbestand von Vietnams Elefanten.

Beitragsbild: Arian Zwegers / Wikimedia Commons

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Julian Huesmann

Ich habe eine starke Verbindung zu Asien, insbesondere Vietnam. Seit 2019 schreibe ich als freier Autor Beiträge für ein vietnamesisches Magazin. Dadurch bin ich zum Journalismus gekommen. Jenseits von Staatsgrenzen und Identitäten beschäftigen mich Fragen, was Kulturen und Gesellschaften zusammenhält und wie bessere Gesellschaften möglich sind. Auch um dem Kulturpessimismus der breiteren Medienlandschaft entgegenzuwirken, schreibe ich seit kurzem für das Good News Magazin. Denn auch gute Nachrichten verdienen Aufmerksamkeit.

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