Wer nur vier Tage die Woche arbeitet, hat mehr Zeit für Familie, Freunde und sich selbst und … ist gesünder? Wie Gesundheit und Arbeitszeit zusammenhängen.
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In einigen Bundesländern konnte man im letzten Mai ein Gefühl von 4-Tage-Woche erleben. Davon hast du in deinem Unternehmen nichts mitbekommen? Der Mai 2024 war auch nicht so etwas wie der offizielle Testmonat für die 4-Tage-Woche, es gab aber in vielen Bundesländern vier gesetzliche Feiertage und damit fast jede Woche einen freien Tag zusätzlich bei vollem Gehalt. Viele Arbeitnehmer:innen dachten sich nach dieser Erfahrung vermutlich: „Wie schön wäre es, wenn das immer so wäre!“ Genau das setzt das Konzept der 4-Tage-Woche um.
Die 4-Tage-Woche wurde in den letzten Jahren immer wieder diskutiert, hochgepriesen und auch kritisiert. Befürworter:innen des Modells erhoffen sich unter anderem eine bessere Work-Life-Balance und damit einhergehend mehr Raum für die eigene Entfaltung. Kritiker:innen befürchten einen Abstieg der Wirtschaftskraft. In immer mehr Ländern weltweit wurde das Modell bereits getestet, in Deutschland läuft derzeit eine Pilotstudie. Tatsächlich haben mehrere tausend, insbesondere kleinere Unternehmen, allein im deutschsprachigen Raum die 4-Tage-Woche schon seit Jahren etabliert. Diejenigen, die das Konzept erfolgreich umgesetzt haben, berichten zum Beispiel von motivierteren Mitarbeitenden und weniger Krankmeldungen – und das ohne Umsatzeinbuße.
Aber wie genau kann die 4-Tage-Woche aussehen? Und welche Vorteile hat sie für unsere Gesundheit?
4 Tage Arbeit, drei Tage frei …
… und gleich viel Geld? Das ist nicht ganz klar. Für die 4-Tage-Woche gibt es, kurz gesagt, drei mögliche Modelle:
1. Weniger Wochenarbeitszeit, gleicher Lohn
Die Arbeitszeit wird reduziert, ein neuer freier Tag wird geschaffen und der Lohn bleibt gleich. Dieses Modell wird in den meisten deutschen Unternehmen mit 4-Tage-Woche so praktiziert.
2. Gleiche Wochenarbeitszeit, gleicher Lohn
Die Wochenarbeitszeit und der Lohn bleiben gleich, die Arbeitszeit wird nur statt auf fünf nun auf vier Tage verteilt.
3. Weniger Wochenarbeitszeit, weniger Lohn
Die wöchentliche Arbeitszeit wird beispielsweise von 40 auf 32 Stunden reduziert, wodurch ein zusätzlicher freier Tag entsteht. Damit geht aber auch der monatliche Verdienst entsprechend nach unten. Das ist im Kern Teilzeit und wird von Vorreitern einer „echten“ 4-Tage-Woche kritisiert.
Alle drei Modelle haben einen gemeinsamen offensichtlichen Vorteil: Man hat als Arbeitnehmer:in jede Woche einen Tag mehr frei. Trotzdem sind nicht alle drei dieser Möglichkeiten gleich attraktiv.
Martin Gaedt ist “Provotainer”, Unternehmer und Autor. In seinem 2022 erschienenen Buch “4-Tage-Woche”, kommen Vertreter:innen aus 151 Unternehmen zu Wort, in denen bereits die 4-Tage-Woche eingeführt wurde. Nach monatelanger Recherche und vor allem dem Austausch mit den 151 Best-Practice-Beispielen, ist Gaedt eine Unterscheidung sehr wichtig, die der oben dargestellten Definition widerspricht:
“Eine echte 4-Tage-Woche kann nur bedeuten, dass man eine Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn hat. Alles andere ist einfach Teilzeit”, betont Gaedt im Interview mit dem Good News Magazin.
4-Tage-Woche? Warum nicht einfach Teilzeit?
Teilzeitmodelle bringen zwar ebenfalls mehr Freizeit mit sich, haben aber auch einige bekannte Nachteile, allen voran das reduzierte Gehalt. Außerdem kann es passieren, dass man unfreiwillig in die Teilzeit gedrängt oder darin gehalten wird. Davon sind insbesondere Frauen häufig betroffen, denen beispielsweise nach einer Arbeitszeitreduktion zur Kinderversorgung die Rückkehr in ein Vollzeitarbeitsverhältnis verwehrt wird. Damit können auch finanzielle Schwierigkeiten einhergehen, die sich im Alter nochmals verschärfen. Denn: Wer viele Jahre “nur” in Teilzeit arbeitet, ist im Alter schlechter abgesichert. Die verringerte finanzielle Freiheit wiegt dann potentiell die positiven Effekte wieder auf, die durch die gewonnene freie Zeit entstehen. Eine 4-Tage-Woche im Sinne von Martin Gaedt bei gleicher Bezahlung …