Nachhaltige Wandbegrünungen erobern Innenräume

So verbessert Urban Greenery die Lebensqualität

von | 15. Dezember, 2023

Das Start-up hat ein modulare Pflanzsystem entwickelt, das die Luftqualität verbessert.

Urban Greenery

Präsentiert von Urban Greenery (Werbung)

68 Prozent der Weltbevölkerung werden laut UN-Prognosen 2050 in Städten leben. Mit diesem Urbanisierungsprozess nimmt auch der Anteil der Menschen, die von Luftverschmutzung und Hitzewellen am stärksten betroffen sind, massiv zu. Beton und asphaltierte Oberflächen speichern die Hitze und resultieren in Ballungsgebieten im sogenannten Hitzeinseleffekt, der dafür sorgt, dass die Temperaturen dort bis zu zehn Grad höher sind als im ländlichen Umland. Zusammen mit Lärmbelastung, Stress und Co. stellt das für viele Stadtbewohner:innen eine enorme gesundheitliche Belastung dar.

Doch es gibt Lösungsansätze: Neben verschiedenen Versuchen, Individualverkehr zu reduzieren und durch innovative Architekturformen die urbanen Lebensräume an die veränderten Lebensbedingungen anzupassen, kommt dabei auch Pflanzen ein relevanter Stellenwert zu. Der Grund liegt auf der Hand: Sie spenden Schatten, filtern Schadstoffe aus der Luft und kühlen durch den Prozess der Transpiration, bei dem Wasser durch ihre Blätter verdunstet. Außerdem verbessern sie durch ihre Wasserregulation das städtische Wassermanagement, das mit steigender Häufigkeit von Dürren und Starkregen umso wichtiger wird. Obendrein begünstigt mehr Grün in den Städten die urbane Biodiversität und hat sogar positive, stressreduzierende Auswirkungen auf die Gesundheit. Klar wird: Pflanzen sind von besonderer Bedeutung, um die wachsende Stadtbevölkerung resilienter gegen die Klimakrise zu machen. 

Dennoch wird ihr enormes Potenzial bei der Flächengestaltung häufig verkannt – und Bäume und Parks ziehen im Konkurrenzkampf mit Ladengeschäften und Parkplätzen um den knappen urbanen Raum häufig den Kürzeren. Kreative Lösungen verlagern das Grün daher zunehmend auf weniger umkämpfte Areale – Dächer und Fassaden. Ein junges Start-up aus Bayern will nun mit Innenwandbegrünung das Potenzial einer weiteren Fläche nutzen. Bisher blieben diese in Büro- ebenso wie Privaträumen meist ungenutzt, „dabei könnten auch sie begrünt werden und dabei wichtige Funktionen erfüllen, gerade auch in beengten Räumen in Großstädten”, erklärt Tim Möschl, Projektmanager von Urban Greenery. Schließlich verfügen mehr als ein Drittel aller Großstädter:innen nicht einmal über einen Balkon und seien deshalb umso mehr auf eine gute Nutzung der Innenräume angewiesen

Buerokueche
Innenwandbegrünung bringt zahlreiche positive Effekte mit sich. Foto: Urban Greenery

Das Potenzial von Wandflächen nutzen

Lisa Kraft-Scheiderer erzählt, wie es zu Urban Greenery kam: Während ihrer Reisen durch viele europäische Städte bemerkte die heutige Geschäftsführerin, wie stark vielerorts insbesondere im Sommer die Lebensqualität unter Asphaltflächen und grauen Gebäude litt. Auch durch ihre Erfahrung, mit Kindern in einer beengten Großstadtwohnung zu leben, habe sie zunehmend die Relevanz von städtischem Grün erkannt. Sie begann, sich mit Lösungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen, um wieder mehr Natur in urbane Lebensräume zu bringen. Ihre Idee: ungenutzte Wandflächen in Städten nutzen. 

„Wir wollten ein nachhaltiges Produkt entwickeln, das flexibel ist und von Anfang an jede Wand aufwertet – für ein schöneres, lebendiges und gesünderes Lebensumfeld. Gerade auch, wenn nur wenig Fläche zur Verfügung steht.“

Lisa Kraft-Scheiderer, Gründerin und Geschäftsführerin

„Über viele Monate der Entwicklung mündeten die Ideen in unser erstes, patentiertes Produkt: ein modulares Pflanzsystem mit einer kapillaren Bewässerung für minimalen Pflegeaufwand”, erklärt der Projektmanager. Bei der Entwicklung holte sich das Team die Expertise des Schwesterunternehmens ins Boot, denn Kraft-Scheiderer ist ebenfalls Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens in der Spritzgussindustrie. 

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Lisa Kraft-Scheiderer, Geschäftsführerin von Urban Greenery. Foto: Urban Greenery

Seit 2022 arbeiten die Teams intensiv an Konzepten für Pflanzmodule, fertigten in vielen Testrunden 3D-Drucke und Prototypen und führten Pflanztests mit verschiedenen Substraten und Bewässerungsmethoden durch: „Unser Ziel war eine Box, die möglichst simpel in der Installation und Pflege ist, toll aussieht und in der Pflanzen gesund bleiben“, so Egon Schuh Douglas, der Projektleiter Entwicklung. 

Weitere Expertise kam in Form eines lokalen Gärtners ins Team, der bei der Auswahl von Substraten und der Zusammenstellung der Pflanzensets unterstützte. “Dadurch konnten wir die Pflanzen in ihren Ansprüchen optimal aneinander anpassen, sodass Kund:innen eine möglichst dichte, grüne Pflanzenwand erreichen. Ebenfalls hatten wir engen Austausch mit Substratherstellern, die uns mit vielen Tipps unterstützt haben”, so Möschl.

Wie “THE BOX” das urbane Leben (noch) besser macht

Noch steht Urban Greenery mit seinem modularen Pflanzsystem vor dem Markteintritt, doch das Ziel ist bereits klar: “Wir möchten das Leben von Menschen in Städten verbessern,” so Gründerin Lisa Kraft-Scheiderer. Zwar ist die Idee der Innenraumbegrünung nicht neu, doch das junge Team will einiges besser machen – und dabei vor allem nachhaltiger agieren als andere Formen der Wandbegrünung, die in Herstellung und Montage nicht ganz so grün sind. Das fängt bereits beim genutzten Rohstoff an: 

„Als Grundmaterial nutzen wir sogenanntes Ocean-bound Plastic, also Plastik, das in Küstennähe gesammelt und somit davor gehindert wird, ins Meer geschwemmt zu werden. Das Plastik wird recycelt und kann, ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, für neue Produkte genutzt werden – zum Beispiel unser  Pflanzmodul THE BOX.”

Lisa Kraft-Scheiderer, Gründerin und Geschäftsführerin

Verarbeitet wird der recycelte Rohstoff dann in der Produktion des Schwesterunternehmens im bayerischen Markt Erlbach bei Nürnberg. Um den Energieverbrauch – und damit einen relevanten Faktor des ökologischen Fußabdrucks eines Produkts – bestmöglich zu reduzieren, wurde der Schwesterbetrieb selbst aktiv: “Es wäre heutzutage unvernünftig, wertvolle Flächen wie die von Firmendächern zu verschwenden. Deswegen produzieren wir seit dem Sommer 2023 selbst Strom mit firmeneigenen PV-Anlagen, der direkt für die Produktion genutzt wird,”  erklärt Kraft-Scheiderer weiter. Bis zu 30 Prozent des Energiebedarfs könnten so bereits gedeckt werden, der Rest wird in Form von Ökostrom aus erneuerbaren Energien eingekauft. 

Kinderzimmer
Auch für das Kinderzimmer eignen sich die Produkte von Urban Greenery. Foto: Urban Greenery

Doch auch, wenn THE BOX den Konkurrenzprodukten einiges voraus ist, betont die Gründerin, dass das Optimum damit noch lange nicht erreicht ist. Da Produktionen unwillkürlich mit Emissionen verbunden sind, sei Nachhaltigkeit auch bei Urban Greenery ein „stetiger Weg”. Insbesondere als Start-up bringe dieser Anspruch immer wieder Herausforderungen mit sich: transparente Lieferketten, vollkommene Abfallvermeidung und Klimaneutralität sind daher zwar noch eine Vision, doch „umso wichtiger ist es, die Reise zu unseren Zielen transparent zu gestalten. Wo wir stehen, wohin wir möchten, und was wir dafür tun.”

In einem Plan mit fünf Fokuspunkten hat das Unternehmen die aktuellen Bemühungen und Herausforderungen festgehalten: nachhaltige Lieferketten, eine umweltfreundliche Produktion, Kreislaufwirtschaft, Net-Positive Impact und nachhaltiges Management. Konkret bedeutet das für Punkt drei, Kreislaufwirtschaft, beispielsweise das modulare Design der Box, das dafür sorgen soll, dass sich die Box an die Lebens- und Wohnsituation der Kund:innen anpassen kann und damit möglichst lange Verwendung findet. Außerdem strebt das Unternehmen nach Kompensation einen positiven Fußabdruck an und spendet mindestens ein Prozent des Umsatzes an ökologische Projekte.

Gute Erde für eine gesunde Erde

Klar, Pflanzen sind prinzipiell gut fürs Klima. Doch für die Innenraumbegrünung gilt das tatsächlich nur, wenn man beim Pflanzenkauf und der -pflege einige Aspekte beachtet. Bei der Präparation herkömmlicher Wandbegrünungen werden etwa schädliche Chemikalien verwendet, zudem sterben viele Pflanzen wegen zu wenig Wurzelraum ab und müssen ausgetauscht werden – und sind damit im wahrsten Wortsinn wenig nachhaltig. Obendrein sind bestehende Lösungen sehr pflegeintensiv und meist auf Geschäftskund:innen ausgelegt, welche professionelle Gärtnereibetriebe mit der Pflege beauftragen.

Neben der Aufzucht der Pflanzen spielt in Sachen Ökologie vor allem das Substrat eine wichtige Rolle. Doch „den richtigen Pflanzgrund zu finden ist aus Nachhaltigkeitsperspektive gar nicht so einfach”, hält Kraft-Scheiderer fest. Denn die Ansprüche an die Substrate sind hoch: Sie müssen ein gutes Pflanzenwachstum ermöglichen und auf die Wandbegrünung abgestimmt sein, dabei allerdings nicht zulasten des Klimas gehen.

Doch wie kann etwas, das Pflanzen zum Wachsen bringt, selbst die Natur schädigen? Für Torf, das für viele Pflanzenerden verwendet wird, werden Moore trockengelegt und damit wichtige Ökosysteme und einzigartige Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten zerstört. Gleichzeitig speichern Moore große Mengen an Kohlenstoff, die durch die Entwässerung freigesetzt werden und damit die Atmosphäre zusätzlich belasten. Da sich Moore zudem nur langsam regenerieren, kann der Abbau von Torf irreversible Schäden verursachen. Viele Unternehmen setzen deshalb zunehmend auf torffreie Erde, doch es gibt weitere Alternativen, welche die negativen Umweltauswirkungen vermeiden und zugleich die Vorteile von Torf für die Pflanzenpflege nutzen. Dazu zählen etwa Torfmoose aus Paludikultur, wie sie Urban Greenery nutzt. 

Torfmoos ist die Pflanze, die nach dem Absterben langsam zu Torf zerfällt – sozusagen der Vorgänger von Torf. In Modellprojekten der sogenannten Paludikultur wird versucht, dieses Material auf wiederbenässten Moorflächen anzubauen und zu ernten. Dadurch können Moorflächen weiterhin wirtschaftlich genutzt werden – allerdings ökologisch und regenerativ. Urban Greenery bietet Torfmoos in kleinem Maßstab als Pflanzgrund an – neben weiteren ökologischen und torffreien Bioerden, sowie mineralischem Granulat. 

Esszimmer
Urban Greenery will die Innenwandbegrünung für mehr Menschen zugänglich machen. Foto: Urban Greenery

Mit Urban Greenery ganz einfach zu einem grüneren Zuhause 

So, und wie komme ich jetzt an die Begrünung für zu Hause? Konfiguriert werden kann das Pflanzsystem THE BOX ab Mitte Dezember individuell über den Online-Shop. Dabei lassen sich einzelne Module nach Wunsch und Budget beliebig bis zu kompletter Pflanzenwand zusammenfügen. Ab Anfang nächsten Jahres ist das Produkt lieferbar und damit genau richtig, um das Jahr mit einem grüneren Zuhause zu starten.

Beitragsbild: Urban Greenery

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Nina Kegel

Nina ist stellvertretende Chefredakteurin beim Good News Magazin und vor allem eins: Neugierig. Immer auf der Suche nach Good News beschäftigt sie sich am liebsten mit Themen rund um einen nachhaltigen Wandel – egal ob kreatives Bauprojekt, ökologische Initiative oder innovatives Unternehmenskonzept, sie lässt sich für vieles begeistern. Außerdem studiert sie im Master Medienkultur und Globalisierung.

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