Undue Medical Debt kauft Schulden aus medizinischen Behandlungen auf, um sie anschließend zu tilgen. Jetzt will die US-Amerikanische non-profit Organisation das Problem bei den Wurzeln packen – und so Millionen von Menschen schuldenfrei machen.
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Ende Juli hatte ich eine Menge Arzttermine. Vor meinem Auslandssemester in Dar es Salaam, Tansania standen mehrere Impfungen an, dazu Aufklärungsgespräche zu Malaria, Dengue und weiteren Krankheiten, von denen ich noch nie gehört hatte. Als ich an der Rezeption des mit Bildern von Zebras, aufwendig verzierten Gemäuern, weißen Moscheen und Dünen ausstaffierten Empfangsraums des Reisezentrums die Rechnung für die Spritzen bekam, die mir kurz vorher verabreicht worden waren, musste ich erst einmal schlucken. Genau wie später, als ich in der Apotheke ein Rezept über mehrere Hundert Euro an Malariaprophylaxe einlöste. “Mit Karte bitte”, lächelte ich durch zusammengebissene Zähne.
Noch am selben Nachmittag beantragte ich mit wenigen Klicks bei meiner Krankenkasse die Erstattung der Kosten. Einige Tage später war das Geld zurück auf meinem Konto. Kein Grund zur Sorge also, aber es brachte mich zum Nachdenken. Denn wenn ich wirklich alles selbst hätte zahlen müssen, hätte das schon ein gar nicht kleines Loch in mein Budget gerissen. Und bei mir ging es nur um ein paar Impfungen. Was, wenn ich eine chronische Krankheit hätte, die mit extrem teuren Medikamenten behandelt werden muss? Was, wenn all diese Kosten nicht von den Krankenkassen getragen werden würden?
Genau das passiert noch immer vielen Menschen in einem der reichsten Länder der Welt. In den USA haben 100 Millionen Menschen Schulden aus medizinischen Behandlungen, das ist fast ein Drittel der Bevölkerung. Insgesamt beläuft sich die Gesamthöhe der Schulden auf 220 Milliarden Dollar – eine enorme Summe. Und für die betroffenen Menschen eine enorme Belastung.
Undue Medical Debt hat es sich zum Ziel gemacht, genau diesen Menschen zu helfen. In nur zehn Jahren hat die Organisation mehr als 13 Milliarden Dollar Schulden aus medizinischen Behandlungen erlassen (Stand September 2024). Wie das geht, und wie die NGO ihr Ziel erreichen will, solche Schulden komplett abzuschaffen, erklärt Daniel Lampert, Vizepräsident für Kommunikation und Marketing bei Undue Medical Debt.