Die Zahl der Versuchstiere ist 2023 erneut um 15,6 Prozent gesunken – ein klares Zeichen für den Fortschritt alternativer Forschungsmethoden. Strenge gesetzliche Vorgaben und Innovationen treiben diesen Wandel voran. Wie nah sind wir einer Zukunft ohne Tierversuche?
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Tierversuche sind Experimente, bei denen lebende Tiere für Erkenntnisse in Wissenschaft und Medizin eingesetzt werden. Ziel ist es dabei, biologische Prozesse zu untersuchen, die Auswirkungen von Medikamenten und Therapien sowie die Sicherheit von Chemikalien, Arzneimitteln oder Kosmetika zu überprüfen. Nach einem jahrelangen Abwärtstrend kann auch im Jahr 2023 ein signifikanter Rückgang von solchen Versuchen verzeichnet werden. So wurden im Jahr 2023 in Deutschland etwa 1,5 Millionen Tiere in Versuchen eingesetzt, was einem Rückgang von rund einem Sechstel im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die ersten Tierversuche lassen sich bis in die Antike nachverfolgen. Seitdem ist viel Zeit vergangen und mit dieser Zeit kamen auch viele neue Ideen. Bei Bewertung solcher Versuche kommt es inzwischen auf mehrere Aspekte an: Ethik, Übertragbarkeit und Umsetzbarkeit. Auch wenn eine vollständige Abkehr noch nicht vorhanden ist, geht es Stück für Stück in eine Zukunft ohne Tierversuche.
Blick in die Vergangenheit
Wissenschaftliche Versuche mit Tieren gehen historisch weit zurück. Erste Aufzeichnungen von überlieferten Versuchen gibt es bereits seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. und wurden genutzt, um Rückschlüsse auf den menschlichen Körper machen zu können und biologische Prozesse zu verstehen. Um ein tierisches Schmerzempfinden und Gefühle wurden sich eine lange Zeit noch keine Gedanken gemacht, lediglich die Neugierde und die daraus möglich gemachten Erkenntnisse zählten.
Diese Versuche hatten damals eine große Bedeutung, da sie durch das allgemeine Tabu, an menschlichen Leichen zu experimentieren, die einzige Möglichkeit zur Erkenntnis über Organismen darstellten und somit den Grundstein für die heutige biomedizinische Forschung bilden. Tierversuche galten als unverzichtbar, um die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Medikamente zu testen.
Aus diesem Verhalten konnte jedoch auch nie wirklich vorausgesagt werden, inwiefern sich die Anatomie des Menschen und des für den Versuch genutzten Tieres, und damit auch die jeweilige Reaktion, unterscheidet. Gewiss konnte man sich erst sein, sobald es an Menschen selbst angewandt wurde.
Daraus ergab sich, dass Tierversuche oft parallel oder sogar erst nach einem Test am Menschen durchgeführt wurden, um die jeweiligen Ergebnisse zu bestätigen.
Robert Koch kam im 19. Jahrhundert, trotz zahlreicher verzweifelter Versuche an vielen Tieren, letztendlich zu der Erkenntnis, dass menschliche Krankheiten nur bedingt auf Tiere über…