Zahlreiche weltweite Aktionen zeigen Solidarität mit Menschen in der Ukraine

von | 1. März, 2022

Während die aktuellen Nachrichten Zukunftsoptimismus schwer machen, versuchen wir, den Blick auf solidarische Taten und Aktionen zu richten.

Die letzten Tage schienen wie eine bloße Aneinanderreihung negativer Nachrichten, von der eine die andere in ihrer Härte übertraf. Doch gerade, wenn die aktuelle Nachrichtenlage eine:n zu erdrücken droht, wenn das Gefühl der Machtlosigkeit alles andere dominiert, glauben wir an die hoffnungsspendende Macht positiver Nachrichten. Darum haben wir in den letzten Tagen Aktionen für euch gesammelt, die zeigen, dass auch jetzt Solidarität, Tatendrang und Zusammenhalt existent und kraftvoll sind.   

Das Hacker:innen-Netzwerk Anonymous legt die technische Infrastruktur in Russland lahm 

Das Hacker:innen-Netzwerk erklärte Russland auf Twitter den Cyberkrieg und sabotierte verschiedene Seiten der russischen Regierung. Darunter auch die des Fernsehsenders RT (früher Russia Today), dessen Website infolgedessen am Donnerstag für einige Stunden nicht erreichbar war. Dies geschah vermutlich durch eine DDoS-Attacke, bei der so viele parallele Aufrufe auf die die Server gleichzeitig stattfinden, dass diese überlastet sind. Das Netzwerk ging so gezielt gegen die Desinformationskampagne von RT vor. Zudem seien die User in verschiedene ukrainischen Internetforen dazu aufgefordert worden, sich an der Cyberverteidigung des Landes zu beteiligen.

Website zeigt Friedensproteste auf der ganzen Welt

Vielen Aktivist:innen, darunter Klimaaktivistin Luisa Neubauer, erarbeiteten gemeinsam die Website standwithukraine.live. Über die eigene Postleitzahl sowie eine interaktive Karte finden sich Friedensproteste in der Nähe. Und das sind einige: Von A wie Aachen, über Bern, Florenz, Helsinki, Mexico City, Tokio bis hin zum polnischen Zielona Góra gingen und gehen an diesem Wochenende Menschen für den Frieden auf die Straße. Über ein einfaches Dokument kann dort jede:r weitere Proteste in der Nähe eintragen.

standwithukraine
Weltweit versammeln sich Menschen für Friedensproteste. Foto: Standwithukraine.live

1,36 Mio. Euro Euro gesammelte Spenden durch Caritas-Aktionen

Die deutsche Caritas-Organisation startete auf Instagram eine Spendenaktion, durch die innerhalb kürzester Zeit durch mehr als 44.000 Personen bereits 800.000 Euro gesammelt werden konnten. Auch die unter unter dem Namen @dariadaria auf Instagram bekannt gewordene Fair Fashion-Gründerin Madeleine Darya Alizadeh startete in Kooperation mit der Organisation eine Kampagne und teilte in diesem Zuge die berührende Geschichte der damals 85-jährigen Katerina, die sie 2019 in der Ukraine kennenlernte. Durch diese Kampagne konnten weitere 560.000 Euro gesammelt werden, die in Hilfspakete für die Menschen dort umgesetzt werden.

Unterstützung für freien Journalismus in der Ukraine 

Das politische Kartographie-Magazin KATAPULT sammelte 20.000 Euro Spenden für die Journalist:innen und Medien in der Ukraine und verspricht, selbst weitere 10.000 Euro zu spenden. So sollen frei arbeitende Medien unterstützt werden, die das Kriegsgeschehen dokumentieren und über Völkermorde aufklären. Außerdem bietet die Redaktion des Magazins die Redaktionsräume in Greifswald inklusive Tische, PC, Server und Unterkünfte für ukrainische Journalist:innen an. Chefredakteur Benjamin setzt derweil sein eigenes Gehalt auf 0 Euro, um davon zwei ukrainische Journalist:innen einstellen zu können. Das restliche Team teilte am Samstag mit, auf 50 Prozent ihres Gehalts zu verzichten und 20 Mitarbeitende aus der Ukraine einzustellen.

Dutzende Menschen sammeln in Stuttgart Sachspenden

Die Stuttgarter Hilfsorganisation STELPsupporter on site – sammelte am Freitag Hilfsgüter, mit denen sie direkt vor Ort in der Ukraine helfen wollen. Das Team um Gründer und Aktivist Serkan Eren fuhr daraufhin direkt am Freitag mit zwei LKWs los in das Krisengebiet. Sie versuchten stundenlang vergeblich, die Grenze zu passieren, doch die Einfahrt mit den LKWs blieb ihnen verwehrt. Während Erens Team nun Geflüchteten in einer Erstaufnahmestelle an der Polnisch-Ukrainischen Grenze mit Sachspenden versorgt, gelang es Eren in der Nacht auf heute, in das Land zu kommen. Um 4.00 Uhr morgens unserer Zeit teilte er auf seinem Instagram-Account mit, nach nun 48 Stunden ohne Schlaf im Konferenzraum eines Hotels ein provisorisches Nachtlager gefunden zu haben. Er selbst wird nun mit Bargeld individuell im Land helfen.

35.000 Schlafplätze für geflüchtete Menschen aus der Ukraine

Wer im eigenen Zuhause noch ein Bett frei hat, kann auf der Solidarplattform Elinor geflüchteten Ukrainer:innen einen Schlafplatz anbieten. Dazu müssen auf der Website lediglich Name, Adresse, Sprachkenntnisse und Anzahl der freien Betten angegeben werden. Über 71.000 Gastgeber:innen sicherten so bereits schon über 157.000 Betten zu. 

Die Initiative Elinor sucht Menschen, die Betten für geflüchtete Menschen aus der Ukraine zur Verfügung stellen
Wer einen Schlafplatz frei hat, kann diesen online leicht zur Verfügung stellen. Foto: Pexels/ Kristin Vogt

Lesen für die Ukraine

Das Berliner Maxim Gorki Theater nahm kurzfristig eine Veranstaltung ins Programm auf, bei der Berliner Autor:innen am gestrigen Samstag auf der Bühne Texte von ukrainischen, belarussischen und russischen Kolleg:innen in deutscher Übersetzung lesen. Mit dabei sind: Nora Bossong, Max Czollek, Julia Franck, Durs Grünbein, Yurij Gurzhy, Joachim Helfer, Dmitrij Kapitelman, Enis Maci, Herta Müller, Karl Schlögel, Uljana Wolf und Deniz Yücel.

Direkte Unterstützung ukrainischer Projekte 

All diese Aktionen und viele große und kleine mehr zeigen: Die internationale Hilfsbereitschaft ist groß. Zwei Projekte direkt in der Ukraine verdienen ebenfalls jede Aufmerksamkeit und Unterstützung: Vostok SOS arbeitet mit der deutsch-schweizerischen NRO Libereco zusammen, um fliehenden Ukrainer:innen sofortige Evakuierungshilfe zu bieten. Vostok unterhält zudem eine Hotline für Ukrainer:innen in Not.

Voices of Children ist eine ebenfalls in der Ukraine ansässige Hilfsorganisation, die Kindern, die den Krieg erlebt haben, psychologische Unterstützung bietet. Sie setzt Kunsttherapie und Geschichtenerzählen ein, um das Wohlbefinden der Kinder zu fördern, und bietet Familien, die unter den Folgen des Krieges gelitten haben, finanzielle Unterstützung.

Ein Aufruf von uns: Passt auch auf Euch selbst auf.

Informiert zu bleiben ist wichtig. Doch die eigene mentale Gesundheit ist wichtiger. Bedrohliche Situationen wie die aktuelle können ein Gefühl von Überforderung in uns auslösen. Wir versuchen, gegen die Ungewissheit mit systematischer Informationsbeschaffung anzugehen – das kann nach stundenlangem Surfen auf Nachrichtenportalen und sozialen Netzwerken zum sogenannten Doomscrolling führen. Auch viele Medien haben das erkannt und ermutigen dazu, gerade jetzt auf die eigene Psyche zu achten. Eine Beschränkung des Medienkonsums oder Ablenkung könne helfen: Bewusst Zeit mit Familie und Freund:innen zu verbringen (und positive Gesprächsthemen initiieren), einen Spaziergang machen, ein Buch lesen – sich selbst etwas Gutes tun

Ablenkung von den Geschehnissen in der Ukraine. Ein Waldspaziergang kann helfen.
Ein Waldspaziergang kann für neue, positivere Gedanken sorgen. Foto: Pexels: Tobi

Uns vom Good News Magazin liegt viel an freiem Journalismus und an sorgfältiger Recherche. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, auch an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass gerade in solchen Situationen in sozialen Netzwerken die Gefahr der Misinformation hoch ist. Auch wir würden uns nie einbilden, die aktuelle Krise in Gänze erfassen zu können. Wenn ihr euch stark genug fühlt, euch umfassend zu informieren, prüft die Quellen. Haltet euch an die Öffentlich-Rechtlichen wie ARD und ZDF, seriöse Zeitungen wie die FAZ oder SZ und informiert euch gern auch über renommierte internationale Medien wie die New York Times oder die BBC. Direkt aus der Ukraine berichtet das Magazin Kyivindependent, das auch über Spenden unterstützt werden kann. 

Ansonsten gilt: Nicht jede neue Meldung zu verfolgen macht euch zu keinem schlechteren Menschen. Sondern nur zu einem, der auf sich selbst Acht gibt. Passt auf euch auf!

Update vom 02.03.2022

14 Lichtblicke in der negativen Nachrichtenflut

  • Über 157.000 Betten durch elinor (steigt minütlich) und weitere 100.000 durch Airbnb in Aussicht.
  • Über 100.000 Menschen bei Friedensprotest in Berlin und über 250.000 Menschen bei Friedensdemonstration am Rosenmontag in Köln.
  • Telekom, Vodafone und O2 machen Telefonate & SMS in die Ukraine kostenlos (Techbook).
  • Anonymous erklärt den Cyberkrieg gegen Russland.
  • Airline Wizz Air bietet 100.000 kostenlose Tickets für ukrainische Geflüchtete.
  • Google deaktiviert Live-Standorte zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung.
  • Unzählige Menschen bewerten Restaurants, Unternehmen und Sehenswürdigkeiten in Russland bei Google Maps und anderen Diensten – mit dem Hinweis auf die Situation in der Ukraine (Spiegel).
  • Elon Musk aktiviert Starlink-Satelliten und sichert damit Internet für die Ukraine.
  • FC Schalke 04, Europa-Park, SSC Schwerin, UEFA, FK Austria Wien und Segel-Bundesliga beenden Partnerschaft mit Gazprom frühzeitig (KATAPULT Magazin).
  • Verschiedene Start-Ups von Startups for Tomorrow spenden Hygieneprodukte, Lebensmittel und Kleidung.
  • Diverse Unternehmen stoppen den Verkauf eigener Produkte (z.B. Apple und Nike), Warner Bros stoppen „The Batman“ Kinostart in Russland und andere Unternehmen ziehen sich komplett aus russischem Gebiet zurück (Ford) (n-tv, Stuttgarter Nachrichten).
  • Schauspiel Köln lässt bei der Veranstaltung ART AGAINST WAR Künstler:innen und Aktivist:innen aus der Ukraine zu Wort kommen.
  • Fast 90 Landwirt*innen im Kreis Herford bilden mit beleuchteten Traktoren ein 120 m großes Peace-Zeichen und setzen so ein Zeichen für Frieden und Respekt.

Beitragsbild: Unsplash / Egor Lyfar

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Nina Kegel

Nina ist stellvertretende Chefredakteurin beim Good News Magazin und vor allem eins: Neugierig. Immer auf der Suche nach Good News beschäftigt sie sich am liebsten mit Themen rund um einen nachhaltigen Wandel – egal ob kreatives Bauprojekt, ökologische Initiative oder innovatives Unternehmenskonzept, sie lässt sich für vieles begeistern. Außerdem studiert sie im Master Medienkultur und Globalisierung.

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