Auf Borneo wird ein großes Projekt zur Rettung von Orang-Utans ab sofort mit Solarenergie betrieben.
Die gemeinnützige Organisation Borneo Orangutan Survival Schweiz investierte über 800.000 Franken (ca. 778.300 Euro) aus Stiftungsgeldern für den Bau einer Solaranlage in der indonesischen Provinz Ostkalimantan auf Borneo.
Nachhaltiger Strom für Artenschutz
Arten- und Naturschutzorganisationen können nicht nachhaltig agieren, wenn sie dreckigen Strom für ihre Projekte nutzen müssen. In Indonesien stammt der Strom zum großen Teil aus Kohlekraftwerken – für die Ressourcengewinnung wird breitflächig Regenwald gerodet. In abgelegenen Gebieten produzieren zudem Dieselgeneratoren den Strom. Ein Leuchtturm-Projekt auf Borneo soll das nun ändern.
Die neue Solaranlage in Ostkalimantan versorgt eine komplette Rettungsstation für Orang-Utans und Malaienbären mit nachhaltigem Strom. Das Projekt auf Borneo wurde von BOS Schweiz finanziert und mit der BOS Foundation und BOS Australien geplant und umgesetzt.
Lieferengpässe, die Corona-Pandemie und die abgelegene Lageder Rettungsstation waren herausfordernd. Der Aufwand hat sich gelohnt, findet BOS-Projektleiter Moritz Wyss: “Für uns und unsere Spender:innen ist Nachhaltigkeit ein Muss. Es ist unsere Verantwortung als gemeinnütziger Verein, nicht nur ganzheitlich nachhaltig zu denken, sondern auch zu handeln und Projekte wie dieses auf die Agenda zu setzen. Auch wenn vor Ort oft andere Prioritäten herrschen und die Umsetzung über drei Jahre dauert.”
Die neue Solaranlage produziert pro Stunde durchschnittlich 272 kW erneuerbare Energie für die BOS-Rettungsstation Samboja Lestari. Sie betreibt die komplette Infrastruktur, zu der eine Eco-Lodge, mehrere Tierkliniken und ein Futterlager für die knapp 120 geretteten Orang-Utans sowie 15 bewaldete Außssengehege und Käfiganlagen für 70 Malaienbären gehören. Dadurch kann jährlich auf rund 100.000 Liter Diesel verzichtet werden.
“Der Umweltschutz-Effekt der neuen Solaranlage ist enorm, wir sparen CO2-Emissionen im Umfang von 150.000 kg pro Jahr ein. Somit befindet sich BOS auf dem besten Weg, das eigene Klimaziel zu erreichen und in nächster Zukunft komplett klimaneutral zu sein.”
Dr. Sophia Benz, Geschäftsleiterin von BOS Schweiz.
Inspiration für die neue Hauptstadt?
Philippe Strub, Geschäftsträger ad interim der Schweizer Botschaft in Indonesien, nahm am 22. April an der Einweihung der Anlage teil und unterstreicht ihre Relevanz im Hinblick auf den Bau der neuen Hauptstadt, die aufgrund des Klimawandels von Jakarta nach Nusantara auf Borneo “verlegt” werden soll . In unmittelbarer Nähe der BOS-Rettungsstation soll in den nächsten Jahren die neue Landeshauptstadt – eine Millionenmetropole – entstehen, die besonders nachhaltig sein soll.
“Indonesien ist eines der bevölkerungsreichsten Ländern der Welt und besitzt ein großes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien. Vor diesem Hintergrund finanziert die Schweiz das „Renewable Energy Skills Development (RESD)“ Projekt. Ziel ist es, qualifizierte Arbeitskräfte im Bereich der Solar- und Hydroenergie auszubilden, basierend auf dem dualen Berufsbildungsmodell der Schweiz. Wenn hier auf Kalimantan eine neue Hauptstadt gebaut wird, dann sollte sie von Anfang an so konzipiert werden, dass die Energieversorgung zu 100 % auf erneuerbaren Energien basiert. Diese Solaranlage ist darum ein Vorzeigeprojekt.”
Philippe Strub, Geschäftsträger ad interim der Schweizer Botschaft in Indonesien
Kunstwettbewerb mit Schweizer Jury
Die neue Solaranlage setzt ein wichtiges Zeichen für den Natur- und Umweltschutz – und das soll auf den ersten Blick zu sehen sein. Darum rief die BOS Foundation indonesische Kunstschaffende dazu auf, die Wände der Anlage zu gestalten. Die eingereichten Konzepte wurden von einer internationalen Jury mit drei Personen aus der Schweizer Kunstszene bewertet – dem renommierten Kunstkritiker und Blogger Oli Freuler und dem erfolgreichen Zürcher Graffiti-Kollektiv One Truth. Das indonesische Trio Kune Studio Collective holte mit seinem plakativen, aber verspielten Konzept die Mehrheit der Jurystimmen.
Beitragsbild: Andrew Suryono