Er überlebte die aggressive Erkrankung Noma, wurde vom TIMESMagazine als eine der 100 wichtigsten Persönlichkeiten im Bereich Gesundheit ausgezeichnet und kennt die Hürden auf dem Weg zur Selbstakzeptanz. Im Gespräch erzählt Fidel Strub, was Gesundheit mit Selbstliebe zu tun hat und was es bedeutet, die eigene Zumutbarkeit herauszufinden.
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Als ich mit Fidel Strub über sein aktuelles Projekt spreche, leuchten seine Augen auf. Er möchte die erste Beratungsfirma für patient:innengeführte Kommunikation in der Schweiz aufbauen, erklärt er mir. Damit “Betroffene chronischer Krankheiten selbst über ihre Erfahrungen sprechen können und damit die Entscheidungen in Medizin und Pharma mitbestimmen”. Zusätzlich zu diesem Projekt setzt sich Fidel Strub für mentale Gesundheit ein, ist Vorstandsmitglied der NOMA HILFE SCHWEIZ und arbeitet als Diversity Model bei der Berliner Agentur Diversecity Model, die nicht nur Menschen mit gesellschaftlichem Schönheitsstandard für ihre Kampagnen einstellt.
Eine außergewöhnliche, aber sinnvolle Palette an Verantwortungsbereichen, denn sie passt zu seinem ebenso außergewöhnlichen Lebensweg. Fidel Strub erkrankte als kleines Kind an Noma, wurde in der Schweiz behandelt und wuchs schließlich dort bei Adoptiveltern auf. Für seinen Einsatz für Überlebende von Noma und die bessere Anerkennung und Behandlung der Krankheit wurde er 2024 vom TIMES Magazine zu einem der Top 100 wichtigsten Menschen im Bereich Gesundheit gekürt, neben Personen wie der Schauspielerin Halle Berry oder dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter
Eine enorme Auszeichnung, sicher, aber: “Ich bin immer noch derselbe Fidel”, erklärt Fidel Strub lachend. Ein offener, warmherziger, lustiger Mensch, der mir mit seinem Lächeln und seinem schweizer Dialekt sofort jede Scheu nimmt. Seine Bescheidenheit kommt vielleicht auch daher, dass er trotz der Erfolge auch Tiefpunkte erlebt hat – und das zum Teil sehr intensiv. “Ich habe nach wie vor große Selbstzweifel”, räumt er unumwunden ein.
Dass er sich trotz dieser Zweifel immer wieder neuen Herausforderungen stellt und sich voller Begeisterung an neue Projekte wagt, ist für ihn die größte Bestätigung an sich selbst, erklärt er mir:
“Das ist eine Form von Selbstliebe, die ich mir gebe: Die Zumutung, dass ich etwas kann.”
Mehr als eine Diagnose, mehr als eine Zahl
Eine solche “Zumutung” ist sein aktuelles Projekt, seine Firma Ethos Fidelis und das Fidel Strub Forum. Warum es ihm so am Herzen liegt, ist schnell erklärt: Patient:innen chronischer Krankheiten sind auf den Gesundheitssektor angewiesen. “Wir müssen Ärzt:innen und Pharma vertrauen”, erklärt Fidel Strub, “aber es braucht nur eine schlechte Erfahrung, um das Vertrauen zu zerstören – oder den Eindruck, dass ich für Pharma nur eine Zahl bin”. Mit ernsten Konsequenzen. Denn Betroffene, die den Glauben an das Gesundheitssystem verlieren, verzichten auf Behandlungen, die unter Umständen lebensrettend wären.
Er selbst hat reichlich Erfahrung mit dem Gesundheitssystem. 28 Operationen hat der heute 34-jährige hinter sich, die meisten im Kindesalter. An die chronischen Schmerzen, die geblieben sind, hat er sich größtenteils gewöhnt. Doch immer wieder gibt es Zeiten, in denen sie in stärk…
Fidel Strub über den steinigen Weg zur Selbstliebe