Die Niederlande schickt Miss-Wahlen in den Ruhestand

Schluss mit Schönheitskronen

von | 10. Februar, 2025

Nach 35 Jahren wird in den Niederlanden die Miss-Wahl durch eine inspirierende Online-Plattform ersetzt.

Was ist Schönheit? Eine knifflige Frage, deren Antwort vor allen Dingen auf subjektiven Wahrnehmungen der betrachtenden Person basiert. Für manche ist es die äußere Erscheinung und für andere eine innere Qualität. Mit dem visuellen Aspekt befassen sich jährlich verschiedenste Jurys rund um den Globus. Diese Schönheitswettbewerbe haben eine lange Tradition vorzuweisen. Bereits im Jahr 1888 fand im belgischen Spa der erste europäische Schönheitswettbewerb statt. Das damalige Preisgeld ging an die 18-jährige Bertha Soucaret aus dem französischen Überseegebiet Guadeloupe. Sie erhielt 5.000 belgische Francs, was etwa dem damaligen Gehalt eines wohlhabenden Arbeiters entsprach. Heutzutage wird das Verständnis von Schönheit durch Social Media revolutioniert und zugleich auch stark verzerrt. Mithilfe von Filtern oder Bildbearbeitungsprogrammen wird oft ein unerreichbares Ideal suggeriert, das nur wenig mit der Realität zu tun hat. Dadurch werden unrealistische Standards kreiert, die vor allen Dingen junge Menschen beeinflussen können. Als Resultat vermehren sich Fälle negativer Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die mentale Gesundheit. Daher kann man sich insgesamt fragen: Ist diese Art der Schönheitsbewertung überhaupt noch zeitgemäß? Mit dieser Antwort hat sich unser Nachbarland auseinandergesetzt.

Wenn Schönheit zum Wettbewerb wird

Allgemein steht das Konzept des Schönheitswettbewerbs aufgrund von Sexismus-Vorwürfen seit langem in der Kritik. Das System des Wettbewerbs und die damit verbundenen Auswahlkriterien haben vielfach Diskussionen entfacht. Dies liegt insbesondere der Eigenart des Schönheitswettbewerbs zugrunde. Bei diesen sogenannten „Miss-Wahlen“ werden oberflächliche Attribute der Kandidatinnen beurteilt und bewertet. Dadurch werden vor allem junge Frauen auf ihr Aussehen und ihren Körper reduziert. Laut den ehemaligen Teilnehmerinnen macht dieser ständige Vergleich untereinander langfristig krank. Aus diesen ungesunden Denkmustern entstünden ernsthafte Krankheitsbilder wie Magersucht, Bulimie oder Bindungsängste. All das, was sich hinter der glitzernden Fassade des Wettbewerbs verbirgt.

Jetzt zählt die Persönlichkeit

Anstatt des ehemaligen Schönheitswettbewerbs besteht in der Niederlande nun eine Online-Plattform mit dem passenden Titel “Niet Meer Van Deze Tijd“ (“Nicht mehr von dieser Zeit“). Nun sei es nämlich an der Zeit, insbesondere junge Frauen neu zu inspirieren und diese dabei zu unterstützen, sie selbst zu sein. Denn dies ist in einer sich immer schneller wandelnden Welt eine große Herausforderung. Die Idee, sich von den Misswahlen zu verabschieden, entstand laut den Organisator:innen aus der Erkenntnis, dass es bisher wenige Plattformen gibt, die junge Menschen dazu anregen, gegen Schönheitsideale und gesellschaftliche Normen ihren eigenen Weg zu gehen. Schwerpunktmäßig stehen daher andere Themen als Schönheit auf der Agenda. Vor allen Dingen die psychische Gesundheit, der gesunde Umgang mit sozialen Medien oder auch Vielfalt stehen im Mittelpunkt der Bandbreite an Angeboten. Aufbereitet werden diese Themen in verschiedenen von Expert:innen erstellten Blogs und Podcasts. Auch die direkte Kommunikation ist dem Team der Online-Plattform ein wichtiges Anliegen. Deswegen kann man auch Einzelgespräche mit dem entsprechenden Fachpersonal anfragen. Damit für jede Thematik die bestmögliche Unterstützung angeboten werden kann, verteilen sich die Expert:innen der Plattform auf eine Vielfalt von Fachgebieten. Von der mentalen Gesundheit bis hin zu Fragen der alleinerziehenden Mutterschaft ist vieles im Angebot enthalten. Zahlreiche Themen werden zugleich durch ehemalige Miss-Kandidatinnen angeregt, die ihre Erfahrungen teilen. Dem übergeordneten Ziel, Menschen zu verbinden, soll dabei nichts im Wege stehen.

Ein Vorbild für Deutschland?

Wie sieht die Situation hierzulande aus? Die offizielle Miss-Wahl besteht in Deutschland weiterhin. Allerdings haben sich die Vergabekriterien bereits seit einigen Jahren ins Positive verändert. Nun geht es nämlich nicht mehr um reine äußerliche Werte, sondern auch um innere , wie auch von Veranstalter Max Klemmer betont wird. Dieser trägt seit dem 1. Juli 2022 die Verantwortung für den Wettbewerb und will  diesen in eine Plattform für Female Empowerment transformieren. Daher ist der Titel der Miss Germany heute eine Auszeichnung für diejenigen Frauen, die Verantwortung übernehmen. So setzt sich die amtierende Miss Germany Apameh Schönauer aktiv für Frauenrechte ein und gründete ein Netzwerk zur Unterstützung unterdrückter Frauen. 

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    Luca Kramarz

    Luca ist Redakteur beim Good News Magazin und studiert Jura in Köln. Da er als leidenschaftlicher Bayern-Fan an Erfolge gewöhnt ist, will er nun auch Erfolgsgeschichten abseits des Fußballplatzes teilen und schreibt daher mit derselben Hingabe für unser Good News Magazin.

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