Neue Ideen bei der Installation von Solaranlagen: Diese Projekte nutzen Solarenergie zur Stromerzeugung, ohne dabei zusätzliche Fläche zu benötigen – und haben gleichzeitig positive Auswirkungen auf die Umwelt.
Mehr Strom aus Solarenergie erzeugen, ohne zusätzliche Fläche zu verbrauchen und gleichzeitig Biodiversität fördern und Dürre bekämpfen – klingt zu gut, um wahr zu sein? Diese Projekte machen es möglich und zeigen, wie Solarenergie effizient genutzt werden kann. Während die Kombination von Solarparks und Landwirtschaft Vorteile für die Pflanzen haben kann und Biodiversität fördert, sorgen überdachte Wasserkanäle in Kalifornien dafür, dass weniger Wasser verdunstet.
Ausbau von Solarenergie
Das Thema Erneuerbare Energien wird angesichts der Klimakrise sowie aktuell auch der Gas-Knappheit immer wieder kontrovers diskutiert. Klar ist: Erneuerbare Energien sind die nachhaltigere Alternative zu fossilen Energien. Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein und dazu mehr Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Zweifel gibt es angesichts der Frage, ob Erneuerbare Energien den kompletten Bedarf decken können. Möglich ist das schon, allerdings ist dazu ein stärkerer Ausbau notwendig.
Zu den erneuerbaren Energien zählt unter anderem die Solarenergie. Dabei wird mit Hilfe von Solarzellen die Energie der Sonne genutzt, um Strom herzustellen. Der große Vorteil: Die Sonne ist eine riesige Energiequelle und zudem im Vergleich zu beispielsweise Kohle und Öl nicht endlich.
In Bezug auf Solarenergie kann bereits eine positive Entwicklung festgestellt werden: So wurden in der EU zwischen Mai und August dieses Jahres zwölf Prozent der gesamten Elektrizität, also 99,4 Terawattstunden, aus Solarenergie gewonnen – mehr als je zuvor. Ebenfalls positiv: Solarenergie soll weiter ausgebaut werden. Bis 2030 soll die Leistung aus Solaranlagen bei 600 Gigawatt liegen.
Ein Problem beim Ausbau von Solarenergie ist allerdings der begrenzte Platz, der dafür zur Verfügung steht. Denn: Zur Erzeugung von Strom aus Solarenergie werden immer größere Flächen benötigt. Riesige Solarparks liefern zwar eine Menge Energie, stehen allerdings nicht selten in Konkurrenz zu beispielsweise Ackerland. Neue Ideen können die Lösung für dieses Problem bieten. Neben Solarzellen auf Dächern oder Solarfenstern, gibt es weitere Wege, Solarzellen so zu installieren, dass keine zusätzliche Fläche verbraucht wird.
Solarparks und Landwirtschaft – Konkurrenz oder gegenseitige Ergänzung?
Statt Solarparks und Landwirtschaft als Konkurrenten in Bezug auf die verfügbare Fläche zu sehen, kann die Fläche auch gemeinsam genutzt werden. Die Lösung heißt Agri-Photovoltaik oder Agro-Photovoltaik.
Getestet wird das beispielsweise in Kressbronn am Bodensee. Hier wurde im Mai eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) über einer Obstplantage installiert. Der dabei erzeugte Strom wird dabei direkt eingespeist und hat eine Leistung von 232 Kilowatt-Peak, was etwa dem Jahresverbrauch von 60 bis 70 Einfamilienhäusern entspricht.
Mit dem Projekt soll auch getestet werden, ob die PV-Anlage negative Auswirkungen haben kann, beispielsweise auf die Qualität der Früchte. Denn: Durch die installierten Module gibt es auch mehr Schatten und die Bäume bekommen weniger Licht als auf dem freien Feld. Bisher sind die Ergebnisse jedoch positiv und Ausfälle gab es nicht. Im Gegenteil: Durch den Schatten haben die Äpfel auch weniger Hitzestress und sind größer als Äpfel, die der heißen Sonne ausgesetzt waren. Zudem bieten die Module auch Schutz vor Regen und es wurde weniger Pflanzenschutzmittel benötigt als zuvor. Die Überdachung kann damit auch Vorteile bieten, die sich positiv auf die Obstbäume auswirken.
Neuer Lebenraum für Tiere
Doch nicht nur Pflanzen können von den PV-Anlagen profitieren. Solarparks können zudem auch den Tieren zugutekommen – beispielsweise Bienen und anderen Pflanzenbestäubern. Im Schatten der Panels können verschiedene Pflanzenarten ungestört wachsen oder Wildpflanzen gesät werden.
Damit können Solarparks dazu beitragen, die Biodiversität zu erhöhen und Bienen und anderen Insekten einen Lebensraum bieten. Auch für das Mähen des Geländes gibt es neue Ideen: Statt die Flächen zu mähen, können Schafe diese Arbeit übernehmen. So kümmern sich in Penzberg beispielsweise Walliser Schwarznasenschafe um das Abweiden von Grasflächen.
Gegen die Dürre: Überdachte Wasserkanäle in Kalifornien
Brände, Dürre und Wasserknappheit: Kalifornien ist dieses Jahr von extremer Hitze betroffen. Das wirkt sich auch auf die Stromversorgung aus. Bei einer Überbelastung des Stromnetzes drohen Stromausfälle. Die Dürre sorgt zusätzlich dafür, dass weniger Strom durch Wasserkraft erzeugt werden kann.
Aktuell wird in Kalifornien eine Möglichkeit getestet, die eine Lösung für diese Probleme darstellen kann. Im Projekt Nexus werden Solarpanels über Wasserkanälen installiert – ein Versuch, die Dürre zu bekämpfen. Insgesamt sollen mehr als 2,5 Kilometer der Kanäle in Kalifornien mit den Solarzellen bedeckt werden. Mit der Installation soll nächstes Jahr begonnen werden.
Die Überdachung der Wasserkanäle hat gleich mehrere Vorteile. Dadurch, dass die Solarpanels über bereits existierenden Kanälen angebracht werden, wird keine zusätzliche Fläche verbraucht. Ziel des Projekts ist es, mehr Strom aus Erneuerbaren Energien zu erzeugen. Gleichzeitig sorgt die Überdachung dafür, dass die Wasserqualität verbessert und die Wasserverdunstung verringert wird.Ob sich all das bewahrheitet und die überdachte Wasserkanäle tatsächlich einen Beiträg dazu leisten können, die Dürre zu bekämpfen, wird sich zeigen. Doch die bisherigen Modellierungen sind vielversprechend.
Die vorgestellten Projekte zeigen, wie Solarenergie weiter ausgebaut und effizient genutzt werden kann – ohne dabei zusätzliche Fläche zu verbauchen. Und sie beweisen, dass eine gemeinsame Nutzung der Fläche, beispielsweise durch eine Kombination von Solarparks und Landwirtschaft Vorteile für alle haben kann.
Beitragsbild: Unsplash, Erik Karits.