Das Ärzt:innenhaus in Marburg betreibt mit Solarmodulen an der Hausfassade einen Teil ihrer Geräte. Gleichzeitig funktioniert das Projekt als ein sogenanntes Bürgerkraftwerk.
Eine Radiologie-Praxis in Marburg ist komplett mit einer Photovoltaik-Fassade verkleidet. Nicht nur versorgt diese einen Teil der ärztlichen Geräte mit Strom, sondern Bürger:innen können sich auch am Projekt beteiligen.
2020 startete der Verein Sonneninitiative e.V. die Bauphase des Leuchtturmprojekts. Der Ingenieur Christian Quast plante den Umbau des Gebäudes mit dem Argument, auch vertikale Flächen wie Zäune und Geländer eignen sich für Solaranlagen. Gerade Fassaden könnten viel Licht abbekommen, das nutzbar sei. Damit eigneten sie sich teilweise sogar besser für die Gewinnung von Solarenergie als manche Dächer.
Finanzierung und Teilhabe mit dem Bürgerkraftwerk
Mit rund drei Millionen Euro Umbaukosten weichte die morbide 70er-Jahre-Ästhetik des Gebäudes einer hochglanz-polierten modernen Fassade, die nicht nur futuristisch aussieht, sondern auch ein zukunftsträchtiges Modell zur lokalen Energieerzeugung ist. Denn schon im Vorfeld konnten Interessierte einzelne Solarmodule der späteren Fassade erwerben und für den erzeugten Strom in den nächsten 20 Jahren eine Vergütung erhalten. Die Sonnenenitiviative e.V. bezeichnet das Projekt deshalb auch als Bürgerkraftwerk – Marburger:innen haben die Möglichkeit sich daran finanziell zu beteiligen und die Stromerzeugung am Photovoltaik-Haus wird so zur Bürger:innen-Sache. Etwa fünf Prozent jährliche Rendite sollen das im Fall des Photovoltaik-Projekts sein, so Quast.
Nach der Installation der Solarstromanlage verpachtete der Verein diese an die Marburger Stadtwerke. Den in ihr Netz eingespeisten Strom verkaufen die Stadtwerke dann wieder an die Radiologie-Praxis.
Ein Modell für die ganze Stadt?
Die 120 einzelnen Photovoltaik-Module machen das Ärzt:innenhaus zu einem lokalen Stromkraftwerk und reduzieren außerdem CO2-Emmissionen in der Stadt. Gerade mit dem Blick auf andere großflächige Häuserfassaden sieht Quast im Photovoltaik-Haus einen spannenden Modellcharakter: Die Investitionskosten seien zwar nicht vergleichbar mit denen für Privathäuser, aber wohl mit denen von aufwendigen Fassaden moderner Geschäftsgebäuden und Hochhäusern. Dabei sehe er gerade dort noch so viel ungenutztes Potential, wofür das Photovoltaik-Haus eine beispielhafte Alternative aufzeige.
Beitragsbild: Sonneninitiative e.V.