Ohne “Anschubhilfe” nicht zu Olympia

Warum ein Bob-Pilot seine Konkurrenz finanziell unterstützt

von | 4. Februar, 2022

Bob-Rekordpilot Francesco Friedrich unterstützt seine Konkurrenz als Sponsor finanziell und ermöglicht so deren Olympia-Teilnahme.

Mit der Eröffnungsfeier beginnen heute offiziell die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Nüchtern betrachtet gibt es kaum etwas Positives dazu zu sagen, die Kritik von allen Seiten ist zu Recht laut: Über Menschenrechtsverletzungen in China, Zerstörung der Natur für den Bau der Wettkampfstätten oder Verhinderung der Pressefreiheit wird nicht erst dieser Tagen wieder weltweit berichtet. 

Unsere Autorin hat selbst jahrelang bei Olympia gearbeitet und sich für Good News Magazin eine andere Ebene angeschaut – nicht die des Systems des Internationalen Olympischen Komitees IOC oder der Politik Chinas, sondern die der Athlet:innen, die jahrelang auf ein solches Highlight hinarbeiten und deren eigener Boykott der Spiele leider wenig bringen würde. Dass Fairplay und der olympische Geist dort noch existieren, beweist die Geschichte des sächsischen Bob-Rekordfahrers Francesco Friedrich, der zwei seiner Konkurrenten finanziell unterstützt – einer davon wäre ohne Friedrichs Hilfe aktuell nicht in China.

Crowdfunding um Sport auszuüben

Der Bobsport ist ein kostspieliges Unterfangen: Je nachdem wie viele Kufen ein Team nutzt, kann allein der Viererbob zwischen 120.000 und 255.000 Euro pro Saison kosten. Nachdem er sogar die Anzahlung für seine Wohnung investiert hatte, startete der Österreicher Benjamin Maier 2018 eine Crowdfunding-Kampagne, um seinen Sport weiter ausüben zu können.

Damals überwies auch der Doppel-Olympiasieger von 2018, Francesco Friedrich, 500 Euro über das Crowdfunding an seinen österreichischen Konkurrenten. Über die letzten vier Jahre hinweg hat sich die Unterstützung zu einem richtigen Sponsoren entwickelt und zwischen den beiden Bobpiloten ist eine enge Freundschaft entstanden. “Wir machen uns einen Spaß daraus, dass durch das Sponsoring ‘Bobteam Friedrich’ auf Bennis Schlitten steht”, sagt Friedrich dem Good News Magazin.

„Jede Sportart hat ihre großen Namen, zu denen man als Sportler aufschaut und die man irgendwann einmal schlagen möchte“, ergänzt der 27-jährige Maier. „Man studiert sie und versucht sie nachzuahmen. Für mich ist das mehr als nur ein normales Sponsoring. Es ist so, als würde ich vom größten Sportler unseres Sports anerkannt werden. Jetzt eine Freundschaft zu haben – das ist für mich persönlich der große Wert dieser Geschichte.”

Ohne Konkurrenz keine Spannung

Der Pirnaer Friedrich hat in dem Kufensport so ziemlich alles erreicht, was sich ein:e Profisportler:in erträumen kann: Neben dem zweifachen Olympiasieg ist er mit elf Titeln Rekordweltmeister und erreichte bisher die meisten Weltcupsiege in seinem Sport. Doch ohne Konkurrenz wäre dieser langweilig und so hat sich Maier mittlerweile dank der finanziellen Hilfe als auch der Wissensweitergabe seitens des Rekord-Bobpiloten zu einem der ärgsten Konkurrenten Friedrichs entwickelt. Er holte sogar WM-Silber im Vorjahr – noch hinter seinem Sponsor und Freund.

Bob-Pilot Francesco Friedrich
Bob-Pilot Francesco Friedrich. Bild: Bob und Schlittenverband Deutschland

 “Ohne Konkurrenz wäre unser Sport langweilig. Mich motiviert es, wenn ich sehe, wie sich Benni entwickelt hat und wie gefährlich er mir werden kann. Dann heißt es für mich, ich muss im letzten Lauf alles geben, um doch noch gegen ihn gewinnen zu können”, sagt Friedrich.

Friedrich unterstützt zusätzlich auch das Team des US-Athleten Codie Bascue, das es allerdings nicht nach Peking 2022 geschafft hat: „Wir Deutschen haben so viel Ausrüstung und werden gut gefördert. Wenn ich aber sehe, dass die Zahl der großen Nationen im Bob immer kleiner wird, dann sorgt mich das. Ich habe mir gesagt, dass ich anderen Nationen mit dieser kleinen ‘Anschubhilfe’ helfen will, die teilweise kein Material, keine Trainer und keine Sponsoren haben. Das ist mein kleiner Beitrag, die Bobfamilie am Leben zu erhalten.”

Bilder: Bob und Schlittenverband Deutschland

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Viktoria Franke

Unsere Chefredakteurin a.D. Viktoria begann noch während des Studiums, als Sportjournalistin durch die Welt zu ziehen. Mittlerweile berät sie kleine Einzelkämpfer und große Unternehmen in ihrer Innen- und Außenkommunikation und organisiert weltweit Pressebereiche bei Sportevents. Good News sind bei all dem Trubel genau so wichtig für ihre mentale Gesundheit wie ein Stück Schokolade.

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