Neue Wege im Wasserbau

1.000 Kilometer Potenzial: Österreichs Flüsse auf dem Weg zur ökologischen Erholung

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von | 28. November, 2024

In Österreich haben mehr als 1.000 Flusskilometer das Potenzial für eine umfassende Renaturierung – ein Vorhaben, das nicht nur die Artenvielfalt schützt, sondern auch unsere Lebensqualität und Sicherheit erhöht. 

Eine neue Studie des technischen Büros blattfisch e.U. in Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich unterstreicht das enorme Potenzial für die Renaturierung österreichischer Flüsse. Der Bericht zeigt, dass es in allen Bundesländern zahlreiche Flussabschnitte gibt, die mit gezielten Maßnahmen wieder in einen naturnahen Zustand versetzt werden können. Diese Renaturierungen bieten nicht nur ökologischen Mehrwert, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Renaturierung: Mehr als nur Naturschutz

Laut WWF schaffen Renaturierungen von Flüssen wertvolle Lebensräume und stärken gleichzeitig deren ökologische Funktionen. Intakte Flusslandschaften wirken als natürliche Wasserspeicher, die sowohl vor Hochwasser schützen als auch Trockenperioden abmildern können. Dies macht sie zu einer unverzichtbaren Maßnahme im Kampf gegen die Klimakrise. Der WWF fordert daher einen wissenschaftlich fundierten, österreichweiten Plan zur Renaturierung von Flüssen sowie eine ausreichende Finanzierung.

EU-Renaturierungsverordnung: Ein verbindlicher Auftrag

Mit der kürzlich verabschiedeten EU-Renaturierungsverordnung verpflichten sich die Mitgliedstaaten, bis 2030 mindestens 25.000 Kilometer Flüsse europaweit in frei fließende Strecken umzuwandeln. Die Studie von WWF und blattfisch e.U. liefert eine wichtige Grundlage für die Umsetzung in Österreich. Sie analysierte Flüsse mit Einzugsgebieten von mehr als 100 Quadratkilometern, insgesamt rund 12.000 Flusskilometer.

Besonders Flussabschnitte mit wenigen oder ungenutzten Querbauwerken – also Barrieren wie Stauanlagen oder Wehre – zeigen das größte Potenzial für Renaturierungen. Querbauwerke unterbrechen den natürlichen Flussverlauf und schaden der Gewässerökologie erheblich. Die Entfernung solcher Hindernisse ermöglicht es, Flüsse wieder frei fließen zu lassen.

Erfolge und Potenzial in Österreich

Die Studie hebt Flussabschnitte in jedem Bundesland hervor, die großes Renaturierungspotenzial bieten. Beispiele sind die Aschach in Oberösterreich, die Isel in Osttirol und die untere Mur in der Steiermark. Studienautor Gabriel Kirchmair betont, dass oft bereits kleine bauliche Eingriffe, wie das Entfernen veralteter Querbauwerke oder die Wiederanbindung von Seitenarmen, große positive Effekte haben können. Ein gelungenes Beispiel ist die Renaturierung der oberösterreichischen Maltsch, wo selbst überschaubare Maßnahmen zu einer spürbaren ökologischen Verbesserung geführt haben.

Ein weiteres Beispiel für den Mehrwert von Renaturierungen ist der Fluss Pinka. Sein Verlauf wurde um einen Kilometer verlängert, was nicht nur den Lebensraum für zahlreiche Arten verbessert hat, sondern auch den Hochwasserschutz durch mehr Überflutungsflächen stärkt. Laut WWF setzt der moderne Wasserbau heute zunehmend auf solche naturnahe Lösungen, etwa die Verbreiterung von Flüssen oder den Rückbau von Uferbefestigungen.

Herausforderungen und Zukunftsaussichten

Die Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung und der in der Studie identifizierten Maßnahmen erfordert ein Umdenken in der Wasserbaupolitik sowie eine enge Abstimmung zwischen Bund und Ländern. Der WWF fordert zudem eine klare politische Unterstützung und ausreichend finanzielle Mittel, um die Chancen, die die Renaturierung bietet, voll auszuschöpfen.

Die Studie zeigt jedoch, dass bereits erste Schritte gemacht wurden und Renaturierungsprojekte in Österreich durchaus erfolgreich sein können. Sie belegen, dass ein naturnaher Wasserbau nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen zugutekommt – sei es durch verbesserten Hochwasserschutz, die Milderung von Trockenperioden oder den Erhalt der Artenvielfalt.

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