Im US-Bundesstaat Alaska liegt das nördlichste Naturschutzgebiet des Landes. Die Regierung hat nun alle Bohr-Rechte für die arktische Region eingefroren und damit die gesamte Öl- und Gasförderung vorerst gestoppt. Das freut nicht nur die indigenen Gemeinden vor Ort, sondern auch die phantastische Tier- und Pflanzenwelt der Arktis.
„Der Ort, an dem das Leben beginnt“
Das Artic National Wildlife Refuge (ANWR) – so heißt das Naturschutzgebiet – liegt in der Küstenebene Alaskas, direkt an der Grenze zu Kanada. Mit einer Fläche von knapp 80.000 Quadratkilometern ist es deutlich größer als Bayern. Oft beschreiben US-Amerikaner:innen das Gebiet als America’s Last Great Wilderness (“die letzte große Wildnis”), denn durch die beeindruckende arktische Natur wandeln noch heute nicht nur zahlreiche Eisbären und Wölfe. Vor allem für Karibus, die nordamerikanischen Vertreter der Rentiere, ist das Naturschutzgebiet ein wichtiger Lebensraum: Große Herden bringen hier ihre Jungen zur Welt.
Für die indigene Gemeinschaft der Gwich’in ist das Gebiet daher sogar heilig. Sie nennen es Izhik Gwats’an Gwandaii Goodlit. „Der Ort, an dem das Leben beginnt.“ Die Natur ist aber nicht nur von großer kultureller und spiritueller Bedeutung für die Indigenen, sie sind auch wirtschaftlich auf ein nachhaltig intaktes Öko-System angewiesen. Die Karibus stehen im Zentrum ihrer Welt.
Ein neuer Kurs
Doch die vermuteten Öl- und Gasvorkommen in der arktischen Region sorgen seit vielen Jahren für Streit über mögliche Bohr-Lizenzen innerhalb des Naturschutzgebietes. Vor allem Republikaner:innen sehen die fossilen Ressourcen als wirtschaftliche Chance für Alaska. Diese Prognosen sind allerdings stark umstritten. Denn fehlende Infrastruktur, wie ein funktionierendes Straßennetz, machen die Bohrungen sehr teuer. Dennoch versteigerte die Trump-Regierung gegen Ende seiner Amtszeit im letzten Jahr Bohr-Rechte an große Unternehmen. Betroffen ist ein Teil des ANWR, der mit knapp 6500 Quadratkilometern dreimal so groß ist wie das Saarland.
Der neue US-Präsident Joe Biden kritisierte die Öl- und Gasförderung bereits während seines Wahlkampfes scharf. Umweltschutz und die Rechte der indigenen Bevölkerung seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Nun hat das US-Innenministerium alle vergebenen Bohr-Lizenzen vorläufig eingefroren, will die Vergabe unter der Bedingung des Naturschutzes neu prüfen und anschließend eine Entscheidung über langfristige Bohrungen in dem Gebiet treffen.
Umwelt- und Klimaschutz stehen seit Joe Bidens Amtsübernahme wieder stärker im Fokus der US-Politik. Neben dem Bohr-Stopp ist er dem Pariser Klimaabkommen wieder beigetreten, möchte die Neuvergabe von Bohr-Lizenzen einstellen und den Anteil der Wind-Energie bis 2030 verdoppeln. Sein neuer Kurs macht Hoffnung darauf, dass das ANWR und seine unglaubliche Natur erhalten bleibt.
Die Gwich’in glauben, dass in jedem Menschen ein Karibu steckt. Wer also die Natur und die Karibu-Herden schützt, schützt auch uns Menschen.
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Beitragsbild: Saad Chaudhry / unsplash.com