In Norwegen sollen öffentliche Produktionsaufträge keine Regenwälder mehr beschädigen. Damit stemmt sich das Land gegen die fortschreitende Entwaldung.
Die Wälder der Erde halten unsere Gesellschaft wortwörtlich in Atem. Sie bedecken 30 Prozent der Landfläche unseres Planeten und sind damit nicht nur riesige Lebensräume und Sauerstoff-Spender. Fast die Hälfte davon sind tropische Regenwälder – sie bedecken mehr als 13 Millionen Quadratkilometer unseres Planeten. Daher will Norwegen nun effektiver schützen: Als erstes Land vergibt es öffentliche Aufträge nur noch, wenn bei der Produktion keine dieser Wälder beschädigt werden.
Was die Wälder für uns tun
Wälder sind unsere Lebensgrundlage. Nach Angaben des WWF sind 80 Prozent aller lebenden Arten auf Wälder angewiesen, 70 Prozent des weltweiten Süßwassers haben ihren Ursprung in ihnen. Zusätzlich nehmen Sie jährlich 1,8 Gigatonnen Kohlenstoff-Dioxid auf. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 erzeugte Deutschland mit insgesamt rund 0,74 Gigatonnen nicht einmal die Hälfte.
Nicht zuletzt sind Wälder ein riesiger Wirtschaftsfaktor: Laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, trägt der Wald 600 Milliarden US-Dollar zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt bei und verschafft 50 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz.
Dennoch verschwinden in jedem Jahr mindestens 14 Millionen Hektar unserer Wälder. Eine Fläche größer als die Schweiz und Österreich zusammen. Laut dem WWF entfallen zwei Drittel davon allein auf tropische und subtropische Regenwälder. Hauptverursacher sind der Bergbau, die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion und der Ausbau der Infrastruktur.
“Ein wichtiger Sieg”
Norwegen reagiert nun auf politischem Weg auf diese Entwicklungen. Laut einem Bericht der Rainforest Foundation Norway sollen öffentliche Produktionsaufträge nur noch dann vergeben werden, wenn dabei keine Regenwälder beschädigt werden. Dazu habe sich das norwegische Parlament bekannt, um im Land entwaldungsfreie Produktionsketten zu sichern. Es sei nun Aufgabe der norwegischen Regierung, dieses Bekenntnis in die Tat umzusetzen.
Nils Hermann Ranum, Verantwortlicher für Entwaldung bei der Rainforest Foundation, sagte dazu: “Das ist ein wichtiger Sieg im Kampf um den Schutz des Regenwaldes. In den vergangen Jahren haben bereits viele Unternehmen Produktionen reduziert, wenn diese dem Regenwald schadeten. Regierungen waren bislang allerdings zurückhaltend. Umso positiver ist es, dass Norwegen nun bei öffentlichen Produktionsaufträgen nachzieht.”
Neuer politischer Wille
Auch über Norwegen hinaus wächst der politische Wille, die weltweite Entwaldung zu bekämpfen. Die Europäische Union, die ihren eigenen Anteil an der weltweiten Entwaldung auf 10 Prozent schätzt, diskutierte bereits Ende 2020 verbindliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen im Umgang mit Waldflächen. Lieferketten und Handelsabkommen sollen damit keine Entwaldung mehr verursachen. Auch die deutsche Bundesregierung formulierte im vergangenen Jahr Leitlinien zur Förderung entwaldungsfreier Lieferketten. Konkrete Maßnahmen wurden allerdings noch nicht formuliert.
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