Unser ganzes Leben ist ein einziges Spiel mit der Zeit. Morgens ständig früh aufstehen, sich einigermaßen fertig machen, ohne dafür zu viele Minuten vom Frühstück in Anspruch zu nehmen, im Stau stecken, anstatt auf der Arbeit zu sein, kleiner Abstecher beim Restaurant nebenan in der Mittagspause, die Kleine von der Kita abholen, bevor die Betreuer abhauen, nicht zu spät zum Fußballspiel vom Großen erscheinen, mit Hunden zum Tierarzt fahren und dann noch schnell ein Paket für die Oma verschicken.
Während wir täglich die gleiche Choreografie hektisch hin und her spielen, zeugt der hinterbliebene ökologische Fußabdruck von einem ungeheuren Bedarf an Ressourcen. Doch wer denkt schon in einer dermaßen durchgetakteten Realität über nachhaltige Mobilität nach?
Die Young Leaders GmbH, deren Sitz sich in der Bundeshauptstadt Berlin befindet, organisiert seit Jahrzehnten deutschlandweit diverse Veranstaltungen für engagierte Jugendliche im Alter zwischen 15 und 21 Jahren. Hierbei bietet das Bildungszentrum jungen Menschen alle nötigen Rahmenbedingungen, um sich gegenseitig kennenzulernen, Erfahrungen über soziale sowie politische Projekte, die unsere Gesellschaft in Farbe tünchen, auszutauschen oder gar gemeinsam neue Konzepte zu realisieren. Zudem begegnen die Teilnehmer internationalen Experten aus der Wirtschaft, Technologie, Ökologie als auch Philosophie, welche nicht selten als Ehemalige in das große Netzwerk eingetreten sind. Somit vertieft sich ihr Wissen zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen durch interdisziplinäre Diskussionsrunden, interaktive Vorträge und spannende Hintergrundgespräche, wobei der Fokus immer auf der zukünftigen Nutzung derselben liegt. So auch auf dem 195. Jugend Presse Kongress in Paderborn, bei welchem Beteiligte vielzählige Statements von Profis zu relevanten Zukunftsthemen in Form einer Zeitung, Filmaufnahme oder eines Webmags bündeln und anschließend ausbauen konnten. Neben der enormen Bedeutung von Medien in einem pluralistischen Land ging es primär um die Etablierung einer nachhaltigen Mobilität, weshalb es erst einmal geboten war, Schwachstellen zu lokalisieren, ferner mögliche Lösungsansätze für den Transportsektor zu begreifen.
Beides ist in Hülle und Fülle vorhanden. Selbst wenn jeder Text darüber ungefähr gleich anfängt und endet, prägt sich die dringende Botschaft nach zigfacher Wiederholung hoffentlich wirklich ein. Die wohl bekannteste Problematik ergibt sich aus der Energiequelle, denn das Tanken mit fossilen Brennstoffen wie Benzin und Diesel ist eine große Umweltbelastung, da die Unmengen an CO₂ die globale Erwärmung verstärkt vorantreiben. Bereits heute offerieren einige Tankstellen die nachhaltigere Alternative aus biologischen Reststoffen wie Gülle namens Bio-LNG. Jedoch bedarf dies unter anderem umfassender Planung aufgrund des vergleichsweise geringen Angebots, was die Umsetzung weniger attraktiv macht.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit, auf ein Elektroauto umzusteigen. Neben der Tatsache, dass diese beim Fahren CO₂-neutral sind und weniger Lärm produzieren, werden keine übelriechenden Abgase ausgestoßen. An vielen Orten wurde die städtische Grundeinrichtung insoweit angepasst, als die Ladestationen verfügbarer sind, wodurch man keine Sorgen hegen muss, das eigene Auto könnte in einer wichtigen Situation zum Erliegen kommen. Ebendies ist nötig hinsichtlich der relativ begrenzten Reichweite im Vergleich zu den Verbrennern. Weitere Nachteile ergeben sich ebenfalls aus dem Hauptbestandteil des E-Autos. Solche Akkus erfordern lange Wartezeiten beim Laden, erscheinen häufig in Nachrichtenkanälen aufgrund von Bränden und stehen nicht zuletzt wegen ihrer fragwürdigen Zusammensetzung in der Kritik. Bei der Herstellung kommen rare Erden zum Einsatz, deren Beschaffung unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in ärmeren Ländern erfolgt. Ebenso fraglich ist die Verwertung genutzter Stoffe nach einer überschaubaren Anzahl an Ladezyklen. Zudem wird das allgemeine Problem keinesfalls gelöst, falls Elektroautos keinen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Andererseits gibt es auch in diesem Feld Aufwärtsbewegungen. Brennstoffzellen-Autos, besser bekannt als Wasserstoffautos, sind im Grunde genommen Elektroautos, deren Strom durch einen Wasserstofftank samt Brennstoffzellen erzeugt wird. Dieser Prozess nutzt die Umkehrung der Elektrolyse. Durch die Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser entstehen Wärme und elektrische Energie. Diese ist dazu imstande, den Motor von einem E-Auto voranzutreiben. Denkbar wäre eine Verbreitung dieses Verfahrens, welches davor weitere Forschung und Verfeinerung im Hinblick auf die Sicherheitsstandards verlangt.
Ein weiteres Ergebnis von Forscherteams im Feld nachhaltiger Antrieb für einen emissionsfreien Verkehr ist das Druckluftauto, dessen Erfindung allerdings bereits im 19. Jahrhundert erfolgte. Dieses Fahrzeug kann mittels komprimierter Luft angetrieben werden, sodass keine Verbrennungsvorgänge notwendig sind. Dagegen spricht vor allem der hohe Preis, zumal die Autos in der Regel aufwendige Einzelexemplare sind.
Mit den voranschreitenden Entwicklungen der Digitalisierung, insbesondere im Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, werden wir unser Verständnis von Mobilität maßgeblich ändern müssen. Während sich ein privates Fahrzeug als ineffizient erweist, könnte Carsharing gepaart mit autonomen Fahrzeugen die Lösung schlechthin sein. Mithilfe der künstlichen Intelligenz wäre es denkbar, dass der fehlende Eigenbesitz weder zu Freiheitseinschränkung noch dem Verlust von Eigenständigkeit führt. Stattdessen würde sich das System nach einer Einlaufphase in unserer Gesellschaft einleben, womit die Verkehrsmittel jederzeit zur Verfügung stünden, auch in abgelegeneren Gegenden. Dass die Verantwortung für das Parken oder Aufpassen im Verkehr beim Nutzer selbst wegfällt, wirft jedoch unzählige juristische Fragen auf, derer man sich ebenfalls annehmen müsste.
Ebenso wie des geläufigen Wertverständnisses, Autos bestimmter Marken seien ein Beweis für Luxus. Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs ist zwar weniger fancy, reduziert hierfür aber klimaschädliche Emissionen. Der ICE bietet die einzigartige Chance, mit hohen Geschwindigkeiten von A nach B zu gelangen und dabei weniger CO₂ als mit dem Auto zu hinterlassen. Wer die Bahn benutzt, kann während der Fahrt zwar abschalten, davor quält er sich aber höchstwahrscheinlich ordentlich mit der Angst, zu spät zu sein. Je mehr Fahrgäste, umso höher die Einnahmen. Diese können bestimmt nicht die finanzielle Hauptquelle sein, dafür aber zumindest als Anreiz für einen Ausbau des Schienennetzes dienen. Dazu kommt, dass der Gütertransport von großen Unternehmen auf die Bahn umgestellt werden sollte, denn von diesen Wegen könnten schließlich auch Passagiere profitieren.
Ein geliebter Hit insbesondere in den jetzigen, warmen Monaten ist es, mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen. Selbst wenn solch eine Reise erholsam ist, bieten sich einem häufig in näheren Destinationen ebenfalls äußerst verlockende Freizeitangebote, an denen wir selbstsicher vorbeifliegen. Diese ein paar Mal öfter im Jahr wahrzunehmen oder das ferne Land in Büchern, Dokumentationen, Zeitschriften und Collagen zu bewundern, erwärmt das Herz und nicht den Planeten.
Darüber hinaus bestehen Optionen, welche nicht an einen monetären Kraftakt gekoppelt sind. So fördert beispielsweise das Fahrradfahren nicht nur einen grünen Planeten, sondern auch die eigene Gesundheit. Obendrein haben Spaziergänge auf kürzeren Strecken die positive Nebenwirkung, dass die tägliche Schritte-Challenge auf jeden Fall erreicht wird. Daneben setzt man weniger Mikroplastik frei, wenn man seine Fahrgeschwindigkeit verringert aufgrund des mit dem Tempo einhergehenden Reifenabriebs. In sensiblen Gebieten wie vor der Schule sind Tempo-30-Zonen bereits Standard. Auch wenn langsames Fahren etwas nervig ist, so leistet es seinen Teil für die Umwelt. Und ganz streng genommen ist heutzutage, dank der Klimakrise, die ganze Erde ein sensibler Ort. Dennoch wäre eine derartige Grundsatzregelung schwer durchzusetzen und noch schwerer einzuhalten. Man stelle sich nur eine hochschwangere Person mit Wehen in einem selbstfahrenden Auto vor, das höchstens 30 km/h fahren kann.
Indem wir unsere Lebensart ändern und die kurzfristigen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, senden wir der Regierung ein deutliches Zeichen. Lediglich zusammen können wir eine Anpassung der Eisenbahninfrastruktur, den Ausbau sicherer Fahrradwege, die Erhaltung des Deutschlandtickets sowie weitere Maßnahmen bewirken, die ein klimafreundliches Leben bequemer gestalten. Bis die Signale ankommen sowie der Wunsch umgesetzt wird, gilt es, im Alltag an der ein oder anderen Stelle Lachyoga zu probieren, gesangliche Musik parat zu haben oder einfach mal mit gutem Gewissen zu entspannen.
Denn eins ist klar: Keiner hat es eiliger als die Rettung unserer Zukunft!
Geschrieben von Larisa Kablar, Klasse 10
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