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Das in den Bergen Madagaskars entdeckte Mini-Chamäleon überrascht die Forschenden, denn nicht alles an ihm ist klein.
13,5 Millimeter, also etwas kleiner als ein 1-Cent-Stück, misst das possierliche Tierchen von der Schnauze bis zur Schweifspitze. Damit entdeckten Forschende aus Deutschland und Madagaskar unter 11.900 Arten mit „Brookesia nana“ voraussichtlich das kleinste Reptil der Welt. Bei dem winzigen Rekordhalter handelt es sich um ein Männchen, das mit ihm entdeckte Weibchen ist mit 19 Millimetern deutlich größer.
Die Forscher:innen suchten tagsüber auf dem Boden und nachts mit Taschenlampen, doch laut Scientific Reports sei es bisher nicht gelungen, noch weitere Exemplare ausfindig zu machen. Kein Wunder – immerhin verteilen sich die Verbreitungsgebiete anderer Zwergchamäleon-Arten gewöhnlich auf wenige Quadratkilometer, so die Forscher:innen. Beide Reptilien sind gesund und geschlechtsreif.
Das kleinste Reptil der Welt ist an einer besonderen Stelle ganz groß
Apropos geschlechtsreif: Die Forschenden haben das Zwergchamäleon nun weiter untersucht und dabei eine spannende Entdeckung gemacht: Obwohl das Tier kleiner als ein 1-Cent-Stück ist, hat es im Verhältnis zur Körpergröße gesehen nahezu riesige Genitalien. Die machen nämlich fast ein Drittel des Chamäleon-Männchens aus.
Wie kommt die Größe?
Eine Erklärung für diesen Umstand könnte im Größenunterschied zwischen den Geschlechtern liegen, da die Weibchen mit 19 Millimetern Körperlänge deutlich größer als die Männchen sind. Bei den größeren Chamäleonarten ist das Größenverhältnis meist umgekehrt, hier dominieren die Männchen.
Ein Vergleich von 51 Chamäleonarten ergab, dass die kleineren Exemplare, wiederum im Verhältnis ihrer Körpermaße betrachtet, tendenziell die größten Genitalien – die sogenannten “Hemipenes” – besitzen.
„Die verkleinerten Männchen benötigen möglicherweise größere Hemipenes, um bei der Kopulation eine bessere mechanische Anpassung an die weiblichen Genitalien zu ermöglichen. Um diese Hypothese zu überprüfen und die Evolution der Genitalien bei Reptilien besser zu verstehen, sind umfassende Studien der weiblichen Genitalien erforderlich.“ so die Forschenden.