Für die Unabhängigkeit der mexikanischen Landwirtschaft

Mexiko verbietet Einsatz von Glyphosat und Genmais

von | 16. März, 2022

Mexikos Regierung hält am Verbot der Verwendung von Glyphosat und genetisch manipuliertem Mais bis 2024 fest – gegen den Widerstand der Industrie.

Gegen Ende des Jahres 2020 unterzeichnete der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador ein Dekret, das den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat sowie den Import von genetisch modifizierten Maissorten in Mexiko bis 2024 verbietet. Das damit von der mexikanischen Regierung gesetzte Ziel bedeutet nicht weniger als eine Revolution in der Agrarpolitik des Landes. 

Neben der Stärkung zur Unabhängigkeit der mexikanischen Landwirtschaft, hat die Regierung auch die Gesundheit und Lebensmittelsicherheit für die Bevölkerung im Fokus. Das Mittel Glyphosat steht seit längerem in der Kritik und unter Verdacht, “wahrscheinlich krebserregend” zu sein. Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Víctor Suárez nannte Glyphosat “unerwünscht und unnötig” und erklärte weiter: “Wir müssen das Recht auf Leben, das Recht auf Gesundheit und das Recht auf eine gesunde Umwelt vor wirtschaftliche und geschäftliche Interessen stellen”.

“Wir müssen das Recht auf Leben, das Recht auf Gesundheit und das Recht auf eine gesunde Umwelt vor wirtschaftliche und geschäftliche Interessen stellen.”

Víctor Suárez Carrera, stellvertretender Landwirtschaftsminister Mexikos

Im Januar dieses Jahres riet Mexikos führender Wissenschaftsrat CONACYT der Regierung die Einfuhr von genetisch modifiziertem Mais auf ca. 9 Millionen Tonnen zu beschränken und schrittweise zu reduzieren, um dem gesetzten Ziel eines vollständigen Importverbots bis 2024 näher zu kommen. Diese empfohlene Menge entspricht etwa der Hälfte der Importmenge aus dem Vorjahr. 

Der Druck aus Industrie und Politik in Mexiko wächst

Seit der Bekanntmachung des Dekrets ist die Regierung von verschiedenen Seiten unter starken Druck geraten. Denn die weltweit durch Glyphosat-Erzeugnisse erzielten Profite sind für die agrochemische Industrie zu wichtig, als dass ein nationales Verbot in Mexiko widerstandslos hingenommen werden könnte. Weltweiter Hauptproduzent des Unkrautvernichtungsmittels ist das umstrittene Unternehmen Monsanto, das seit 2018 im Besitz und unter der Leitung der deutschen Bayer AG ist. Ebenso stellen sich der Handelsverband CropLife, die mexikanische Agrarlobby CNA und verschiedene US-Behörden wie das Office of the U.S. Trade Representative (USTR) gegen die Entscheidung Mexikos.

Wie Recherchen des Pesticide Action Network (PAN) belegen, sehen Vertreter:innen von US-Behörden wie dem Department of Agriculture (USDA) in Mexikos Verbot ein potentielles Vorbild, dem andere Staaten des Westens folgen könnten – zum Schaden der wirtschaftlichen Interessen. Da Mexiko Partner des USA-Mexiko-Kanada-Freihandelsabkommens (USMCA) ist, wird das Dekret in Kreisen der betroffenen Industrie und US-Behörden als Verletzung des Abkommens betrachtet und soll laut Enthüllungen des Guardian als Druckmittel gegen die Pläne der mexikanischen Regierung eingesetzt werden. Für die US-Exportwirtschaft könnte ein Verbot von Lebensmitteln mit Glyphosatrückständen einen Verlust von jährlich 20 Mrd. USD bedeuten, sollte die mexikanische Regierung das Verbot auf Lebensmittelimporte erweitern.

Die mexikanische Regierung zeigt sich trotz allem entschlossen, das Dekret nach Plan vollständig umzusetzen, wie der stellvertretenden Landwirtschaftsminister Víctor Suárez Carrera auf einer Pressekonferenz betonte: “Wir gehen in diese Richtung und eines muss klar sein: niemand sollte denken, dass sie darauf setzen können, dass dieses Dekret nicht umgesetzt wird.”


Beitragsbild: Carlos Decourt / Unsplash

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Julian Huesmann

Ich habe eine starke Verbindung zu Asien, insbesondere Vietnam. Seit 2019 schreibe ich als freier Autor Beiträge für ein vietnamesisches Magazin. Dadurch bin ich zum Journalismus gekommen. Jenseits von Staatsgrenzen und Identitäten beschäftigen mich Fragen, was Kulturen und Gesellschaften zusammenhält und wie bessere Gesellschaften möglich sind. Auch um dem Kulturpessimismus der breiteren Medienlandschaft entgegenzuwirken, schreibe ich seit kurzem für das Good News Magazin. Denn auch gute Nachrichten verdienen Aufmerksamkeit.

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