Jedes Jahr erkranken rund 40.000 Menschen an Endometriose. In Frankreich wird nun an einer nationalen Strategie zur Bekämpfung der Erkrankung gearbeitet, um mehr Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen. Auch in Deutschland wird mit einer Kampagne dafür gearbeitet.
Der Monat März wird mit dem internationalen Frauentag am 8. März und dem Equal Pay Day am 7. März von vielen Kommunen und Vereinen immer mehr als „Frauenmonat“ zelebriert. Dazu passt, dass auch die Erkrankung Endometriose im März vermehrt im Fokus steht.
Der „EndoMarch“ ist eine Kampagne, die aus den USA in die ganze Welt getragen wurde. Jedes Jahr im März finden Veranstaltungen und Demonstrationen statt, um auf Krankheiten wie Endometriose aber auch andere chronische Unterbauchschmerzen aufmerksam zu machen. Aber was ist Endometriose überhaupt?
Was ist Endometriose?
Endometriose ist die zweithäufigste auftretende gynäkologische Erkrankung, fünf bis fünfzehn Prozent der Frauen sind davon betroffen. Das sind fast zwei Millionen Menschen in Deutschland. Bei Endometriose wächst ein gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe namens Endometrium außerhalb der Gebärmutter. Das Endometrium kann sich überall bilden und folgt dem gleichen hormonellen Zyklus wie die Gebärmutterschleimhaut. Diese Wucherungen bilden Zysten und Entzündungen, die chronische Schmerzen verursachen und nicht nur während der eigentlichen Menstruationsblutung auftreten können.
Foto von Nadezhda Moryak / Pexels
Diese Schmerzen zeigen sich bei jeder Betroffenen anders, oft sind es starke Unterleibsschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Außerdem ist die Monatsblutung sehr stark und oft ist auch ein unerfüllter Kinderwunsch ein Symptom. Die Diagnose „Endometriose“ wird bei sehr vielen Patientinnen erst Jahre später festgestellt, da die Erkrankung noch immer nicht präsent in der Gesellschaft wahrgenommen und die körperlichen, aber auch geistigen Folgen oft unterschätzt werden. Dabei wird der Schmerz bei Endometriose als einer der zwanzig intensivsten Schmerzzustände eingeordnet.
„Über Jahre hinweg wurden meine Beschwerden immer schlimmer, trotzdem bekam ich von medizinischem Personal immer wieder zu hören, dass solche Schmerzen “normal” für Frauen seien. Mein Abitur konnte ich schließlich nur noch mit stärksten Schmerzmitteln schreiben. Ohne Opiate konnte ich weder schlafen noch essen!“
Theresia, Gründerin der Petition EndEndoSilence, auf change.org
Diagnose wird einfacher
In Zukunft könnte es aber schneller gehen, bis die Diagnose Endometriose gestellt wird. Aktuell wird dies nur durch einen Ultraschall oder einen kleinen operativen Eingriff, eine Laparoskopie, gemacht. Der Ultraschall ist allerdings sehr unsicher, da kleine Gewebsansammlungen nicht erkannt werden können. Die französische Firma Ziwig forscht gerade an einem Speicheltest. „Der Test wurde durch die größte klinische Studie der Welt in Zusammenarbeit mit sechs auf Endometriose spezialisierten französischen Zentren validiert“, schreiben sie auf ihrer Website. Durch eine Messung der Mikro-RNA im Speichel kann innerhalb von ein paar Tagen Endometriose festgestellt werden. Bislang sind die „Endotests“ allerdings noch nicht verfügbar.
Speicheltest | Bild: Ziwig
Frankreich plant nationalen Kampf gegen Endometriose
„Endometriose ist nicht nur ein Problem für die betroffenen Frauen, sondern ein Problem der Gesellschaft!“
Präsident Emmanuel Macron
Deswegen kündigte er einen nationalen Plan für Frankreich an, durch diesen deutlich mehr geforscht werden soll. Auch die Versorgung soll verbessert werden. Betroffene sollen in Zukunft leichter an medizinische Versorgung kommen, das geht mit regionalen, spezialisierten Endometriose-Zentren. Und vor allem soll sehr viel aufgeklärt werden.
„Ich finde es mega wichtig, es betrifft so viele Frauen und vieles wird belächelt. Nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen, die es überhaupt nicht betrifft. Die sagen, ‚Periode, habe ich doch auch, ist doch überhaupt nicht schlimm‘. Die überhaupt keine Ahnung haben und ich finde da muss viel mehr Aufklärung passieren!“
Andrea gegenüber dem Good News Magazin.
Durch diese Aufklärung kann den Betroffenen nicht nur viel psychischer Druck genommen werden, der durch das fehlende Bewusstsein in der Gesellschaft entsteht, sondern auch die Diagnosezeit um einiges verkürzt werden. Bei Andrea wurde die Diagnose erst nach 16 Jahren, als sie nicht schwanger werden konnte, gestellt. Keine Seltenheit. Denn auch unter Mediziner:innen ist die Krankheit nicht so bekannt, wie sie sein sollte.
Kampagne in Deutschland gestartet
Auch in Australien wird solch ein nationaler Strategieplan schon umgesetzt. Die drei entscheidenden Punkte sind dabei wieder Aufklärung, erleichterte Behandlung und Forschung. Viele Betroffene wünschen sich solch ein Plan auch in Deutschland. Theresia Crone rief deswegen eine Kampagne ins Leben, die genau dies von der deutschen Regierung fordert.
„Herr Gesundheitsminister, beenden Sie das Schweigen der Politik. Sorgen Sie für Gleichberechtigung in unserem Gesundheitssystem! Setzen Sie – mit uns – die Forderungen von #EndEndoSilence um – noch heute.„
Um die deutsche Politik auf die Thematik aufmerksam zu machen, rief sie den Hashtag #endendosilence ins Leben. Auf dem passenden Instagram-Kanal klärt sie mit ihrem Team über Endometriose auf und teilt aktuelle Fortschritte in der Kampagne. Diese haben Stand 21.03.2022 schon 129.900 Menschen unterschrieben.
Wenn auch ihr ein Teil dieser Kampagne werden wollt, dann schaut hier vorbei.
Die Krankheit Endometriose hat noch längst nicht die nötige Aufmerksamkeit in der Gesellschaft, aber es geht in die richtige Richtung. Es wird immer mehr geforscht und aufgeklärt und auch auf politischer Ebene passiert in anderen Ländern etwas!
Titelbild: Yuri Alhumaydy / Unsplash